Leipzig. . Zwischen den deutschen Tennis-Damen und dem Schweizer Team steht es im Fed-Cup-Viertelfinale nach dem ersten Tag 1:1. Angelique Kerber ist in Topform.

Der Himmel über der Messe Leipzig ist nur ganz zart bewölkt. Doch irgendwo dort muss Wolke sieben liegen. Das ist die Wolke, auf der Angelique Kerber zum Fed Cup gereist ist. Die deutschen Tennisfrauen erhoffen sich den ersten Titel in diesem Mannschaftswettbewerb seit 1992, und die Grand-Slam-Gewinnerin soll es richten. Nein, sie muss es richten bei ihrem ersten offiziellen Spiel gerade mal eine Woche nach ihrem Titelgewinn bei den Australian Open. Das wird nach der Auftaktniederlage der deutschen Nummer zwei Andrea Petkovic schnell klar.

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Der Weg ins Halbfinale kann nur über die Schweiz führen. Und die tut zunächst alles, um Steine auszulegen. Über den ersten stolpert Petkovic bei ihrer glatten Zwei-Satz-Niederlage gegen Belinda Bencic. In das 3:6, 4:6 nach noch nicht einmal eineinhalb Stunden packt die Darmstädterin viele leichte Fehler, vor allem mit der Vorhand. Doch dann tritt Angelique Kerber vor die 4200 jubelnden Zuschauer und macht da weiter, wo sie sieben Tage zuvor in Melbourne aufgehört hat. 1:1 - Ausgleich für Deutschland.

Kerber gewinnt ohne Mühe

Müdigkeit? Unlust? Stress nach den Strapazen? Bei der Nummer zwei der Tenniswelt ist von all dem keine Spur. In einer Messehalle, in der sogar Fernsehkameras schwarz-rot-gold geschmückt sind, lässt sie sich von einer neuen deutschen Tennisbegeisterung zum sicheren ersten Sieg nach ihrem Spiel des Lebens tragen. “Ich hatte heute einige Male Gänsehaut, ich genieße im Moment jeden einzelnen Tag”, sagt Angelique Kerber mitten in dieser sich verbreitenden “Wir schaffen das”-Stimmung und zeigt wieder dieses ehrliche Lächeln, in das sich ein ganzes Land seit ihrem Grand-Slam-Triumph verliebt hat.

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6:1 und 6:3 fegt sie die Schweizerin Timea Bacsinszky, Nummer 15 der Weltrangliste, vom Hartplatz in der Messehalle. Zunächst sieht es sogar so aus, als wolle Kerber nach ihrem gefeierten Grand-Slam-Erfolg gar nie mehr wieder auch nur ein einziges Spiel abgeben. 5:0 nach 20 Minuten. “Ich stelle fest, dass der Respekt meiner Gegnerinnen jetzt größer ist als noch vor wenigen Wochen”, sagt sie anschließend.

Hingis soll es für die Schweiz richten

Die Frage nach einem möglichen Tief nach dem Turniermarathon am anderen Ende der Welt hat sich schnell erübrigt. Vielleicht hat der Kielerin mit Wohnsitz in Polen auch die kurze Auszeit Anfang der Woche bei ihrer Familie gut getan. Die Großeltern sind mit nach Leipzig gereist und sitzen hier nur einen kurzen Volley entfernt hinter dem deutschen Team auf der Tribüne - selbstverständlich mit Girlanden in den Landesfarben um den Hals.

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Der Verlierer dieses Viertelfinals muss in die Relegation und kämpft dort um den Verbleib in der Weltgruppe der besten acht Nationen. Doch so weit soll es aus deutscher Sicht nicht kommen, findet Bundestrainerin Barbara Rittner, die sich noch Samstagabend entscheiden wollte, “ob ich im Team etwas umstelle”. 1:1 steht es nach Tag eins. Am Sonntag stehen in Leipzig zwei weitere Einzel und dazu ein Doppel an, bei dem die Schweizerinnen noch ein Ass im Ärmel haben. Martina Hingis, einst Rivalin von Steffi Graf in den wichtigen Endspielen auf allen Kontinenten, heute, mit 35 Jahren, die Nummer eins der Doppelweltrangliste. Angelique Kerber hat angekündigt, aufkommende Müdigkeit erst ab Montag zulassen zu wollen. “Ich versuche jetzt, meine restliche Energie für den Fed Cup aufzubringen.”