Baku. Binnen drei Stunden erleben die deutschen Stars in Baku zwei große Enttäuschungen. Die angeschlagene Britta Heidemann scheitert früh, die Volleyballerinnen können sich nicht für ihre Aufholjagd belohnen. Dafür glänzen die deutschen Junioren-Schwimmer.

Britta Heidemann schlich verärgert von der Planche in der Crystal Hall, drei Stunden später waren die Europaspiele wenige Meter weiter auch für die Volleyballerinnen vorbei. An einem Frust-Dienstag der deutschen Stars an der Küste von Baku schimpfte Fecht-Olympiasiegerin Heidemann über ihr unnötiges Aus gleich im ersten K.o.-Duell. "So knapp zu verlieren, ist immer total doof", sagte die 32-Jährige nach dem 14:15 gegen die Russin Tatjana Andrjuschina. "Ich bin jetzt gerade, auch wenn es nicht so wichtig ist wie Weltmeisterschaften, sehr enttäuscht von mir."

Ein "echt blödes Gefühl" beschlich am Nachmittag auch Zuspielerin Mareen Apitz angesichts des knappen Scheiterns im Viertelfinale des Volleyballturniers. Gegen Polen kämpfte sich der Vize-Europameister nach 0:2-Satzrückstand zwar zurück, konnte sich beim knappen 2:3 (23:25, 17:25, 25:18, 25:14, 10:15) aber nicht für die Aufholjagd belohnen. "Wir sind sehr enttäuscht über die Niederlage", sagte Bundestrainer Luciano Pedullà.

Hentschel holt Gold über 400 Meter Freistil

Die deutschen Junioren-Schwimmer glänzten hingegen wie zuvor die Wasserspringer. Paul Hentschel gewann Gold über 400 Meter Freistil und sicherte den zwölften Titel für das deutsche Europaspiele-Team. "Ich konnte es einfach nicht fassen. Ich dachte, nach 200 Metern müssten die anderen kommen und mich überholen, dass ich einbreche, aber es ist einfach nicht passiert", sagte der Chemnitzer.

Zitternd lauschte er auf dem Siegerpodest, als zum ersten Mal für ihn die deutsche Nationalhymne gespielt wurde. Ergriffen plauderte er danach von seinem Traum von einer Olympia-Teilnahme: "Hier habe ich auf jeden Fall Blut geleckt und will mehr."

Die erst 15-Jährige Laura Kelsch holte über 50 Meter Brust hinter der Russin Maria Astaschkina das insgesamt siebte Edelmetall für den Deutschen Schwimmverband. Zuvor sicherte das Box-Trio Kastriot Sopa (Halbwelter), Azize Nimani (Bantam) und Tasheena Bugar (Leicht) mit ihrem Halbfinal-Einzug zumindest drei weitere Bronzemedaillen.

Heidemann noch deutlich von ihrer Spitzenform entfernt

Drei Wochen vor der Fecht-WM in Moskau als wichtigem Schritt auf dem angestrebten Weg zu Olympia ist hingegen Heidemann noch deutlich von ihrer Spitzenform entfernt. "Maaaaan, das gibt's doch gar nicht", regte sie sich während des Duells über sich selbst auf. Nach einem verschlafenen Start des zweiten Drittels konnte sie den Rückstand gegen die Mannschafts-Weltmeisterin von 2013 nicht mehr drehen.

Zumindest "olympische" Atmosphäre durfte die von Problemen an der Achillessehne geplagte Heidemann bei den Europaspielen nach einer verkorksten Saison als Motivation aufsaugen. "Ich ärgere mich wahrscheinlich noch den ganzen Tag und die Nacht", sagte die 32-Jährige, die das frühe Scheitern ihrer vier Säbel-Kollegen von der Tribüne verfolgte. "Aber ich habe hier festgestellt: Ja, mir gefällt sowas und ich will da unbedingt hin nach Rio. Ich hoffe, dass wir das schaffen, aber es wird sehr, sehr hart."

Heidemann: Der Druck ist "unheimlich groß"

Nach der missglückten Europameisterschaft in Montreux müssen die deutschen Degen-Damen für das Rio-Ticket bis zum kommenden Frühjahr noch reichlich Rückstand in der Weltrangliste wettmachen. Bereits vor den Sommerspielen in London 2012 hatte es erst auf den letzten Drücker gereicht. "Ich würde mir wünschen, dass es dieses Mal nicht so knapp wird", erklärte Heidemann. "Aber diesen Nervenkitzel sehe ich jetzt schon wieder kommen." Der Druck sei "unheimlich groß".

Wie Heidemann verschliefen auch die Volleyballerinnen ihren Start. Erst im dritten Durchgang fand das Team ins Spiel und dominierte Polen zwischenzeitlich. Nach dem Ausgleich zum 2:2 verpasste die DVV-Auswahl im Entscheidungssatz aber den Anschluss. "Es ist ärgerlich, dass wir Anfang des Tiebreaks kleine Dinger liegen gelassen haben", haderte Apitz. Maren Brinker sagte: "Im fünften Satz kann sowas immer passieren. Wenn man sich da zwei, drei Fehler erlaubt, dann ist es schon vorbei." (dpa)