Baku. Degen-Olympiasiegerin Britta Heidemann ist bei den Europaspielen in Baku bereits im ersten K.o.-Gefecht aus dem Turnier geflogen.

Verärgert schlich Britta Heidemann von der roten Planche in der schmucken Crystal Hall. Bereits nach dem ersten K.o.-Gefecht waren die Europaspiele in Baku für die Degen-Olympiasiegerin ohne Medaille zu Ende, früher als erhofft konnte sie ihre Säbel-Kollegen schon mittags im kargen Nebenraum der Arena anfeuern. "So knapp zu verlieren, ist immer total doof", schimpfte Heidemann nach dem 14:15 gegen die Russin Tatjana Andrjuschina. "Ich bin jetzt gerade, auch wenn es nicht so wichtig ist wie Weltmeisterschaften, sehr enttäuscht von mir."

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Drei Wochen vor der WM in Moskau als wichtigem Schritt auf dem angestrebten Weg zu Olympia ist die Weltranglisten-Achte nach Achillessehnenproblemen noch deutlich von ihrer Spitzenform entfernt. "Maaaaan, das gibt's doch gar nicht", regte sie sich während des Duells über sich selbst auf. Nach einem verschlafenen Start des zweiten Drittels konnte sie den Rückstand gegen die Mannschafts-Weltmeisterin von 2013 nicht mehr drehen.

Heidemann will unbedingt nach Rio

Zumindest etwas "olympische" Atmosphäre durfte Heidemann nach einer bislang verkorksten Saison bei den Kontinentalspielen dennoch als Motivation aufsaugen. "Ich ärgere mich wahrscheinlich noch den ganzen Tag und die Nacht", sagte die 32-Jährige, die in der Vorrunde vier ihrer sechs Gefechte für sich entschieden hatte. "Aber ich habe hier festgestellt: Ja, mir gefällt sowas und ich will da unbedingt hin nach Rio. Ich hoffe, dass wir das schaffen, aber es wird sehr, sehr hart."

Nach der missglückten Europameisterschaft in Montreux müssen die deutschen Degen-Damen für das Rio-Ticket bis zum kommenden Frühjahr noch reichlich Rückstand in der Weltrangliste wettmachen. Für die fixe Olympia-Qualifikation sollte man - auch wenn es noch andere Möglichkeiten gibt - schon den fünften Platz im Ranking anpeilen, erklärte Sven Ressel, Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bunds. Derzeit belegen die Degenfechterinnen Rang zwölf.

Volles Training für Heidemann noch nicht möglich

Bereits vor den Sommerspielen in London 2012 hatte es erst auf den letzten Drücker gereicht. "Ich würde mir wünschen, dass es dieses Mal nicht so knapp wird", erklärte Heidemann. "Aber diesen Nervenkitzel sehe ich jetzt schon wieder kommen." Der Druck sei "unheimlich groß. Die Mannschaft ist rein theoretisch stark genug, wir schwimmen nur gerade ein bisschen."

Sie selbst könne weiterhin wegen der körperlichen Beschwerden nicht voll trainieren, häufig steht Fahrradfahren, Physiotherapie oder Stabilitätsübungen statt Fechten auf dem Programm. "Sie ist noch nicht in Top-Form, da fehlt noch eine ganze Menge", analysierte auch Sven Ressel, Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bunds. "Ich hoffe, dass sie in drei Wochen wirklich auf ihren Top-Level reinkommt. Ich rechne auch nach wie vor noch stark mit ihr." (dpa)