Essen. . Ein Bender kommt selten allein: Im „Sportstudio“ traf Dortmunds Sven Bender am Samstagabend auf seinen Leverkusener Zwillingsbruder Lars. Beide waren sich einig: FC Bayern muss nicht sein.

Die „optische Täuschung“ fiel aus. Dabei hatte Sportstudio-Moderatorin und Berufs-Honigkuchenpferd Katrin Müller-Hohenstein die Zuschauer extra vorgewarnt, gleich mögen sie ihren Augen nicht trauen. Zwar sehen sich die Brüder Sven und Lars Bender mit ihren kantigen Gesichtern, abstehenden Ohren und akkuraten Kurzhaaren in der Tat frappierend ähnlich. Um das Publikum aber zu fortgeschrittener Stunde nicht zu verwirren, hatten sich die Zwillinge – ganz gute Schwiegersöhne - farblich klar abgegrenzt: Lars im schwarzen und Sven im grauen Pullunder. Verwechslung also ausgeschlossen. Sven hatte sich sogar noch ein großes Pflaster auf die Stirn geklebt.

Das Pflaster diente allerdings nicht der besseren Identifizierung des jüngeren Zwillings, sondern war ein Andenken aus der Partie der Dortmunder gegen den VfL Wolfsburg: Der Stollen eines Gegners hatte eine stark blutende Platzwunde in Svens Gesicht geschlagen. Nach ein paar Schreckminuten spielte der „Mann mit Nehmerqualitäten“ (ZDF-Reporter Boris Büchler in seinem Beitrag) einfach weiter. Damit steht Bender bei den Dortmunder Fans nun in der langen Ahnengalerie der geschundenen Kampfschweine, tapferen Turbanträgern und blutigen Haudegen wie Murdo McLeod, Günter Kutowski und Matthias Sammer.

Sven ist Stammspieler, Lars meistens Bankdrücker

„Aus solchem Holz sind Meisterspieler geschnitzt“, jubilierte Büchler und adelte Sven Bender nach dem Wolfsburg-Spiel zum „Sicherheitsexperte vor der Dortmunder Abwehr“. Der Rahmen war also bereitet, der rote Teppich ausgerollt.

Obwohl sich beide Brüder erstmals in einer größeren Fernsehsendung gemeinsam präsentierten und Müller-Hohenstein deutlich darum bemüht war, beide Zwillinge zu Wort kommen zu lassen, zeigte sich Sven als der derzeit gefragtere Gesprächspartner. Klar, er ist Stammspieler beim Tabellenführer aus Dortmund, während sein Bruder Lars bei Bayer meist die Bank drückt, ob der übergroßen Konkurrenz im defensiven Mittelfeld mit Michael Ballack, Arturo Vidal und Simon Rolfes.

Sven spielt stark, solide und zuverlässig. Längst ist er ein Kandidat für die Nationalmannschaft. Darauf angesprochen kommt mit „Träumen darf man da. Ich habe auch das Ziel, aber momentan mache ich mir da keine Gedanken drüber“, eine beispielhaft bendereske Antwort. Ein Statement wie der ganze Typ: zurückhaltend, bedacht, bescheiden.

Die Benders reden wie sie spielen: überlegt, klar und schnörkellos.

Überhaupt: Beide Benders stehen wie kaum andere Spieler für den Typus des neuen Jungprofis. Sie reden in ganzen Sätzen, klar, überlegt und schnörkellos. Müller-Hohenstein gelingt es selten, sie aus der Reserve zu locken: Bei abseitigen Fragen nach Damenunterwäsche unter dem brüderlichen Bett oder gemeinsame Frauengeschichten bleiben die Antworten unspektakulär. Erst beim FC Bayern sieht man, wie es in ihnen arbeitet. Doch obwohl gebürtig aus dem bayrischen Brannenburg reizt der Rekordmeister offenbar zur Stunde keinen von beiden. Das kann in ein paar Jahren freilich anders sein. Momentan klingt es aber ehrlich, wenn Sven zu den Begehrlichkeiten anderer Vereine befragt ein klares Bekenntnis zum BVB loslässt: „Ich bin wunschlos glücklich in Dortmund.“ Hinter dieser Aussage steht ein Vertrag bis 2016. Keiner aus der jungen Garde ist derzeit länger an die Borussia gebunden.

Wechselt Lars nach Dortmund?

Schwach werden könnten sie aber bei einer besonderen Konstellation: „Irgendwann wollen wir wieder zusammenspielen“, sagt Lars. So wie in Unterhaching, so wie bei 1860 München, so wie in den Jugendnationalmannschaften.

Kommt da vielleicht für den Leverkusener Bankdrücker ein Wechsel nach Dortmund in Frage? Lars winkt ab und auch BVB-Trainer Klopp, der beide Benders schätzt, lässt per Einspieler wissen: „Ich habe lieber einen, den ich immer bringen kann, als zwei, zwischen denen ich mich entscheiden müsste.“

Lars Bender sieht den Bruder schon als Meister

Entscheiden sollen sich beide auch auf die Frage nach dem kommenden Deutschen Meister. Während Lars – immerhin mit Leverkusen erster Verfolger des Spitzenreiters aus Dortmund – nicht an einen Einbruch der Borussia glaubt und kurz und knapp mit „ja“ antwortet, bendert sich Sven nach der neuen Dortmunder Schule um eine Antwort herum: „Ich sage dazu nichts.“

Dass beide auch noch richtig gute Fußballer sind, zeigen sie letztlich an der Torwand. Jürgen Klopp hatte im Vorfeld geunkt, die Bender werden den Ball wohl hinein grätschen, statt zu schießen. Drei Treffer für Sven und zwei bei Lars waren die knappe Antwort der Zwillinge. Das abschließende – vom ZDF als Reminiszenz an die bayrische Heimat veranstaltet – ging dann wieder unentschieden aus. Fast ein bisschen langweilig diese Benders.