Bochum. Er ist Bochumer. Er ist Fußballfreund. Und er schreibt über Fußball. Ben Redelings liest am Dienstag, 19. Januar, 20 Uhr, in der insel-Stadtbibiliothek im Marler Stern aus seinem neuen Buch „Dem Fußball sein Zuhause. Pöhlen, Pils und Pokale entlang der B1”.
WAZ-Redakteur Andreas Rorowski hat mit dem 34-Jährigen gesprochen.
Herr Redelings. Wie liegen hier nicht an, sondern nördlich der B1. Kennen Sie den FC Leusberg oder den Sickingmühler SV?
Ben Redelings: Da bin ich tatsächlich überfragt.
Will sagen, gibt es auch etwas über das Vest in Ihrem Buch zu lesen?
Redelings: Natürlich kommt der Trainer des VfB Hüls vor. Klaus Täuber. Mit dem habe ich mal in einer Kneipe in Gelsenkirchen zusammengesessen, wo er mir einige herrliche Anekdoten aus seiner Schalker Zeit erzählt hat. Die von Ennatz Dietz zum Beispiel, der als gelernter Schmied zwei Finger verloren hat und den sie auf Schalke immer damit aufgezogen haben, er solle mal drei Bier und zwei Korn bestellen. Und dann kommt aus Marl ja einer der größten Trainer, den diese Region überhaupt hervorgebracht hat. Peter Neururer. Ich erzähle über seinen großen Hang zum Aberglauben. Obwohl, er hat mir letztens gesagt, der Begriff sei so nicht richtig. Wie hat er das noch genannt? Erfolgsorientierte Rituale.
Wieso Fußball an der B1?
Redelings: Das ist natürlich etwas plaktativ. Es geht um die Region. Wobei ich festgestellt habe, dass die Leute jenseits der Ruhrgebietsgrenzen ziemliche Schwierigkeiten mit dem Begriff Pöhlen haben. Die können damit nix anfangen. Wenn ich dann versuche, das Lebensgefühl zu beschreiben, das damit v erbunden ist, zitierte ich gerne Rolf Rüssmann. Wenn wir hier schon nicht gewinnen, dann treten wir wengisten den Rasen kaputt.
Sie sind Fan von . . .?
Redelings: VfL Bochum. Wenn einer in einer Stadt wie Bochum geboren ist, dann ist es schwierig, Anhänger von Dortmund oder Schalke zu sein. Ich bin da schon ganz vernünftig sozialisiert. Probleme gibt es allerdings mittlerweile mit meiner angeheirateten Sippe. In der Familie meiner Frau gibt es einige Schalker.
Haben Sie selbst mal gespielt?
Redelings: Ja klar habe ich gespielt. Bis ich eine Brille bekam, Bier und die Frauen entdeckte; alles in deser Reihenfolge, war ich ein großerartiger Zehner.
Wo?
Redelings: Bei der DJK Arminia Bochum, einer Perle des Bochumer Fußballs. Mein Kollege Frank Goosen bringt mittlerweile seine Kinder dorthin.
Frank Goosen, Nick Hornby, Zeiglers wunderbare welt des Fußballs, viele andere. Wie erklären Sie sich den mittlerweile anderen Umgang mit Fußball?
Redelings: Erstmal bin ich total dankbar, dass es seit knapp zehn Jahren das wunderbare Magazin 11 Feunde gibt. Dieses unterhaltsame Schreiben über Fußball hat in den 80er Jahren angefangen. Bis dahin war es ja fast noch verpöhnt über Fußball zu schreiben. Der galt als Proletensport, was ja zum Teil auch stimmt. Mittlerweile ist es erlaubt, nicht erst seit der Weltmeisterschaft 2006. In meinem Programm Scudetto, zu dem ich seit Jahren regelmäßig Profifußballer einlade, geht es um die vielen wunderbaren Anekdoten, die den Fußballer, der eigentlich ganz weit von den Fans entfernt ist, wieder menschlicher und normaler machen.
In Ihrem Buch „Ein Tor würde dem Spiel gut tun” haben Sie markante Sprüche von Spielern und Trainern gesammelt. Welcher ist Ihr Lieblingsspruch?
Redelings: Ganz schwer zu sagen, es sind so viele. Im Moment bin ich gerade wieder dabei zu sichten, das ist nicht einfach. Einer meiner Favoriten im Moment ist zweifellos besagtes Zitat von Rolf Rüssmann.
Wenn Sie Fußball ändern könnten, was würden Sie tun? Größere Tore, kürzere Hosen, zwei Schiedsrichter, kein Abseits, gemischte Mannschaften?
Redelings: Wenn ich das könnte, würde ich versuchen, die Nähe zwischen den Profis und denen, die Fußball erst zu Fußball machen, nämlich den Fans, wieder herzustellen und das Ganze wieder bodenständiger machen. Aber wenn viel Geld im Spiel ist, ist das wohl kaum möglich. Geld versaut den Sport. Von vier Schiedsrichtern wie im Europacup, Chips im Ball oder dem ganzen anderen Scheiß halte ich überhaupt nichts. Wer so etwas macht, der weiß nichts von den Wurzeln des Sports. Es gibt doch nichts Schöneres, als sich darüber an die Köppe zu kriegen, ob ein Elfmeter berechtigt war oder nicht. Darüber wollen wir sprechen.