Houston. Christoph “Icke“ Dommisch ist ein Gesicht des Erfolgs der American-Football-Übertragungen von “Ran NFL“. Ein Gespräch über die NFL.

American Football und deren beste Liga, die NFL, erfreuen sich in Deutschland wachsender Beliebtheit. Ran NFL überträgt jeden Sonntag Spiele, und Woche für Woche schalten mehr Zuschauer ein. Weil sie in den Sport vernarrt sind – und in die unterhaltsame Art der Präsentation. Christoph Dommisch ist das Gesicht des Erfolgs. Der 30-Jährige, den alle nur Icke nennen, ist das Sprachrohr der Fans, bringt deren Kommentare, Videos oder Fotomontagen bei Facebook oder Twitter in die Show. Vor dem Super Bowl am Sonntag spricht er über das veränderte Zuschauerverhalten.

Herr Dommisch, erst Wochenenddienste bis spät in die Nacht, jetzt noch die Fliegerei in die USA, am Sonntag in Orlando, seit Montag in Houston. Dicke Ränder unter den Augen gehören zu ihrem Stellenprofil, oder?

Reporter Andreas Berten (l.) mit Christoph
Reporter Andreas Berten (l.) mit Christoph "Icke" Dommisch.

Christoph Dommisch: Ich sehe tatsächlich müde aus, Schlaf ist rar gesät. Aber das Gute am Football ist ja, dass die Saison kurz ist, man also immer Bock darauf hat und dran bleibt.

Warum verfolgen gerade so viele Zuschauer American Football und speziell den Super Bowl?

Dommisch: Football und Super Bowl gucken ist ein Unterschied. Der Super Bowl ist ein Happening. Wenn den zwei Millionen Leute sehen, hat die Hälfte von ihnen unter der Saison höchstens ein Spiel gesehen. Aber Fakt ist auch: Die Macht der Bilder ist bei keiner anderen Sportart so ausgeprägt wie beim NFL-Football. Man muss nicht viel von dem Sport verstehen und ist trotzdem fasziniert. Und vielleicht liegt es auch ein bisschen an dem Spaß, wie wir ihn präsentieren.

Neben kompetenten Experten haben Ihre langen blonden Haare und der Bart inzwischen Kultstatus.

Dommisch: So weit möchte ich nicht gehen, aber – möglich... (lacht)

Sie präsentieren in der Show das, was die Fans denken. Was fasziniert daran, fern zu sehen und gleichzeitig mit dem Smartphone in der Hand zu kommunizieren?

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Dommisch: Ich bin sehr US-Sport-affin. Vor zehn Jahren war man noch für sich relativ allein, wenn man nachts NBA-Basketball gesehen hat. Ich war es aber schon damals als Zuschauer gewohnt, Social Media wie Twitter offen zu haben. Nicht, weil ich selbst viel geschrieben hätte, sondern weil ich sehen wollte, wie die anderen sich austauschen. Für viele ist das heute normal.

Es gibt im American Football viele Unterbrechungen, in denen Sie Ihre Auftritte haben. Würde das in Deutschland nicht auch in Sportarten wie Handball oder Eishockey funktionieren?

Dommisch: Der deutsche Fernsehzuschauer ist das gewohnt: 45 Minuten Sport am Stück, dann eine Pause und noch einmal 45 Minuten Sport am Stück. Ob’s auf andere Sportarten eins zu eins übertragbar wäre, weiß ich nicht. Bei uns kann der Zuschauer auf jeden Fall den Inhalt mitbestimmen.

Ein Sidekick ist wichtig für Erfolg von Sendungen. Das weiß man schon seit Herbert Feuerstein und Manuel Andrack.

Dommisch: Ich bin in der Tat ein großer Harald-Schmidt-Fan. Ich freue mich, dass ich so etwas machen und von der Seite etwas einwerfen kann.

Ihre Bezeichnung ist Netman. Da muss man die Grenze zwischen lustig und geschmacklos erkennen.

Dommisch: Uns erreicht ja immer nur ein kleiner Teil des Gesamt-Feedbacks, aber: Das Internet ist nunmal geschmacklos. Nicht ohne Grund äußern sich in diesem Raum Leute, die es sonst anderswo nicht machen würden. Ich stehe da aber – sowohl bei Positivem wie auch Negativem – drüber.

An Kommentator Frank Buschmann scheiden sich die Geister. Welche Form der Kommentierung sagt Ihnen zu?

Dommisch: Als junger Mensch habe ich auch Frank Buschmann gefeiert. Wenn man unbedarft zu einem neuen Sport kommt, muss man erst einmal von seiner Art zu kommentieren begeistert sein. Wenn man länger dabei ist, stellt sich vielleicht tatsächlich mal der Umstand ein, dass man sagt: ,Ach, halt doch den Mund!’ Er ist halt sehr emotional. Privat liegt mir das Analytische etwas eher. Aber allein die Tatsache, dass jeder Sportfan Frank Buschmann kennt, zeigt, dass auch die Art ihre Daseinsberechtigung hat. Man kann es halt nicht jedem recht machen.