Essen. Das 1:1 von Rot-Weiss Essen gegen Spitzenreiter Sandhausen ist eigentlich zu wenig, macht aber Mut. Dabrowski mit Kampfansage an Saarbrücken.
Rot-Weiss Essen kann gut mit Tabellenführern: Nach dem 4:0-Sieg über Energie Cottbus hatte das Team von Trainer Christoph Dabrowski beim hochverdienten 1:1 (0:1) auch Spitzenreiter SV Sandhausen am Rande einer Niederlage. Zum Schluss sehnte die Mannschaft von Trainer Sreto Ristic den Abpfiff förmlich herbei. Danach hatte es nach nur 37 Sekunden überhaupt nicht ausgesehen.
Da schien das Unheil seinen Lauf zu nehmen, RWE ganz tief in den Tabellenkeller gedrückt zu werden. Ahmet Arslan spielte einen kaptitalen Fehlpass auf Torben Müsel, Lucas Wolf spritzte dazwischen und ließ RWE-Keeper Jakob Golz mit seinem Abschluss von der Strafraumgrenze keine Abwehrchance. „Ich kenn ihn ja von früher, der hat noch nie mit links irgendwas getroffen“, wunderte sich Arslan hinterher, der seinen Lapsus so erklärte: „Torben dachte wohl, ich würde den Ball nach vorne schlagen, solche Missverständnisse passieren nun mal.“ Es liegt in dieser Saison allerdings in der Natur der Sache, dass diese Fehler bei Rot-Weiss immer mit einem Gegentor bestraft werden.
Rot-Weiss Essen: Sandhausen verliert die Spielkontrolle
Alles nach Plan für den Spitzenreiter, auch für den weiteren Spielverlauf, so schien es. Auch für SVS-Coach Ristic: „Wir haben den Gegner so tiefstehend erwartet und mit der Führung die gewünschte Spielkontrolle gehabt. Solange der Gegner in der Struktur war, hatten wir keine Probleme, aber als die Essener das Gefühl hatten, nichts mehr verlieren zu können, haben sie das Ganze offener gestaltet und wir den Faden verloren. Nach dem Ausgleich war es ein wildes Spiel, darum kann ich gar nicht zufrieden sein. Aber wir trafen auch auf einen Gegner, der mutig geblieben ist, der permanent angelaufen ist mit seinen schnellen Jungs.“
„Es war ein Erlebnis, diese Wucht zu spüren, die die Fans hier entfalten“
Der Coach selbst zeigte sich sehr angetan von der viel zitierten Wucht an der Hafenstraße: „Es war ein Erlebnis, diese Riesenpower zu spüren, die diese Fans hier entfalten.“ Diese Power von den Rängen entfaltete sich vor allem, weil die Außen bei Rot-Weiss mächtig Druck nach vorne entwickelten, damit sind aber in erster Linie Eric Voufack auf links und Ramien Safi gemeint, während man Kelsey Owusu diesmal einen ziemlich gebrauchten Tag angedreht hatte, der Ex-Schalker, sonst ein Quirl im Angriffsspiel, wirkte diesmal gänzlich orientierungslos.
Dass es nicht schon zur Pause Unentschieden stand, lag einmal an der vergebenen Nachschusschance von Safi in den Anfangsminuten sowie an Sandhausens Keeper Timo Königsmann, der einen Abschluss von Müsel aus zweiter Reihe (33.) prächtig entschärfte. „Es war mit diesem Start natürlich brutal schwer für uns, gerade in der Situation, in der wir uns befinden, dementsprechend hat sich die Mannschaft dann auch schwer getan, in Ballbesitz mit der Präzision“, resümierte RWE-Trainer Christoph Dabrowski die ersten 45 Minuten.
RWE stürmt: Passivität des SV Sandhausen erstaunte
Dass die gut 16.000 Zuschauer eine völlig andere zweite Halbzeit erlebten, lag auch an der erstaunlichen Passivität des Tabellenführers, wobei er auch auf eine Essener Abwehr traf, die durchgehend solide und konzentriert alles wegarbeitete, was ihr vor die Füße kam, in der Kapitän Michael Schultz sich manch beherztes Duell mit dem ausgebufften Torjäger Dominic Baumann lieferte und ihn letztlich an die Kette legte.
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Und in der sich Leonardo Vonic, der sich in Hälfte eins kaum in der SVS-Abwehr behaupten konnte, unverdrossen steigerte. Der Kroate ackerte sich förmlich in die Partie, unterstützt von den Rängen, die kurzzeitig schon in einigen Situationen aufgestöhnt hatten, die er besser zu Ende hätte spielen können. Bis zur 56. Minute: Da spielte Torben Müsel einen gekonnten Laufpass hinter die Kette auf den durchstartenden Julian Eitschberger, dessen Querpass Vonic zwar erst noch unter Kontrolle bringen musste, dann aber doch cool verwandelte. Jetzt schwamm die Sandhauser Verteidigung erheblich, gerade Vonic scheiterte danach noch ein paar Mal hauchzart.
Rot-Weiss Essen: Dabrowski lobt „Supermoral“ der Mannschaft
„Man muss sagen, dass die Mannschaft eine Supermoral gezeigt hat, gerade in der zweiten Halbzeit, den Drang, ständig nach vorne zu spielen, den Gegner unter Druck zu setzen. Das hat man auch an der Reaktion der Fans gesehen, dass das honoriert wurde. Wir müssen leider mit dem einen Punkt leben, der in unserer Situation eigentlich zu wenig ist“, bedauerte Dabrowski, schickte aber gleich eine Kampfansage an die nächste Partie in Saarbrücken, wo das nächste Spitzenteam wartet: „Das Quäntchen Glück, von dem wir bislang nicht gesegnet waren, warum sollten wir es uns nicht erarbeiten und dort den Auswärtsdreier holen?“