Essen. Der strategische Partner von RWE bleibt momentan außen vor. Aufsichtsratsboss Andre Helf sprach von einer neuen Ära - manche sorgen sich darum.
Dass ein so großer Personalwechsel bei einem Traditionsverein wie Rot-Weiss Essen nicht ohne Nebengeräusche vonstattengeht, war nicht anders zu erwarten. Dass beim großen Stühlerücken aber dermaßen Bruchware entsteht, damit war nicht unbedingt zu rechnen.
Peljhan war fünf Jahre ehrenamtlich für RWE tätig
Die Fans von Rot-Weiss Essen feiern ein Heimspiel nach dem anderen vor fast ausverkauftem Haus - und Sascha Peljhan schaut daheim im Wohnzimmer Magenta. Das muss man erst mal sacken lassen. Peljhan, dessen millionenschwere Investitionen im Jahre 2019 den Aufstieg in die Dritte Liga erst ermöglicht haben, der fünf Jahre lang ehrenamtlich sein unternehmerisches Know How dem Verein zur Verfügung stellte, der das Merchandising dank vorhandener Kontakte (Naketano) auf Vordermann brachte und professionalisierte, der das Ticketing digitalisierte, der sich in Windeseile durch die Finanzen arbeitete, damit die Lizenzierungs-Unterlagen für die jetzige Saison beim DFB in trockene Tücher kamen, der das Vereinsschiff in einer schwierigen Schieflage auf Kurs hielt - für den ist kein Platz mehr auf der Sparkassen-Tribüne?
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Dort, wo einige Mitglieder des Aufsichtsrates ihren Stammplatz einnehmen, deren dringlichste und hauptsächliche Aufgabe darin besteht, vor der Saison ihre VIP-Karte rechtzeitig in Empfang zu nehmen, ist kein Platz für einen, der sich um den Verein jahrelang mit Zeit und Geld verdient machte? Es ist zum Fremdschämen. Peljhan, der kein großes Theater um die Sache machen möchte, lässt wenigstens durchblicken, dass er tief enttäuscht sei. Das Angebot, wieder in den Aufsichtsrat zurückzukehren, hat er dankend abgelehnt. Der Unternehmer sieht sich mehr im „operativen Geschäft“ zu Hause.
Die RWE-DNA erfährt gerade eine Mutation
André Helf, Vorsitzender des Aufsichtsrates, hatte bei der Amtseinführung des neuen Vereinsvorsitzenden Marc-Nicolai Pfeifer vollmundig verkündet: „Jetzt beginnt eine neue Ära!“ Inzwischen hat man das Gefühl, dass die RWE-DNA zur Zeit eine gewaltige Mutation durchlebt. Deren Langzeitfolgen vielleicht erst in ein paar Jahren sichtbar werden.