Essen. Für Uralt-Ultra-Präsidenten zeigt sich Zusammenhalt nur dann, wenn verschiedene Ansichten toleriert und respektiert werden. Vorfreude auf Lotte.
Kurze Warnung vorweg: Ich habe zwar die Zeitumstellung einigermaßen verkraftet, nicht jedoch meine Medikamentenumstellung. Von daher bitte ich um Nachsicht, falls mein Geschreibsel etwas wirr und unschlüssig rüberkommen sollte, also wie gewohnt.
Und dann bin ich ja noch Fan von Rot-Weiss Essen, was erschwerend hinzukommt. Obwohl es den RWE-Fan oder die RWE-Fanin gar nicht gibt. Wir sind alle grundverschieden, tragen lediglich an Spieltagen rot und weiße Kleidung, manche aber auch schwarz oder rentnerbeige; sprich, schlicht und geschmacklos. Es gibt die Lauten, Halbstarken, Gröler, Ultras, Kuttenträger, Krawallmacher, Pyrokraten, Experten, Nörgler, Bier-Vernichter, Einpeitscher, V.I.P., die Ehrengäste (überwiegend aus Lausitz stammend) sowie den stillen Genießer. Von dieser Sorte gibt es aber nur den Einen.
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Wie bitte soll man diese bunte Mischung an Zeitgenossen und Genossinnen unter einen Hut bringen? Selbst Essens berühmtester Hut auf zwei Beinen, Sandy Sandgathe – Gratulation, Respekt und Danke für 100.000€ ersungener Spendengelder – muss da passen. Es wird nicht funktionieren, so sehr sich Trainer, Sportdirektor und Vorstand das auch wünschen.
Die Appelle an den Zusammenhalt kamen mir wie eine konzentierte Aktion vor. Wer das Lied der Verantwortlichen synchron mitsang, war sozusagen ein „wahrer“ Fan. Sich kritisch über die letzten Auftritte der Mannschaft zu äußern, schien verpönt. Doch wer meint, er besäße die Deutungshoheit von Meinungen, verbindet nicht, er trennt, grenzt aus. Für mich zeigt sich Zusammenhalt nur dann, wenn verschiedene Ansichten toleriert und respektiert werden. Trifft nicht nur auf das Rot-Weisse Umfeld zu, hat für mich Allgemeingültigkeit.
Alle Roten vereint die Sehnsucht endlich aufzusteigen
Was jeden „Roten“ vereint, wo sich alle einig sind, ist die Sehnsucht endlich aufzusteigen. Und dafür gäben die allermeisten, selbst die kritischsten Fans, ihr letztes Hemd oder Bluse. Wollte ich nur mal loswerden. Ein Blick auf die aktuelle Tabelle der Dritten Liga zeigt die Notwendigkeit, diese für immer Schweineliga zu verlassen. Mit dem MSV Duisburg und dem SC Verl stehen derzeit zwei Westclubs auf einem Abstiegsplatz. Auch Viktoria Köln ist noch längst nicht in Sicherheit. Bevor die runterkommen, müssen wir rauf. Leichter gesagt, als getan.
Die Verletztenliste wird länger, die Optionen für Trainer Neidhart weniger. Trotzdem ist die Mannschaft stark genug, um die schwächelnden Sportfreunde aus Lotte zu besiegen und punktlos zurück in Richtung Lotter Kreuz zu schicken. Apropos Kreuz. Es ist schon ein Kreuz mit den Corona-Schutzmaßnahmen. Beim letzten Auswärtsspiel im Borussen Park waren besonders hohe Hürden aufgestellt, um ins Stadion zu gelangen, u.a. wurde ausschließlich der digitale Impfnachweis akzeptiert, ansonsten würde sich das Drehkreuz nicht öffnen. Durchsucht haben sie mich lediglich nach Pyromaterial.
Die Fans drängten sich im Schneckentempo durch die Absperrung
Muss wohl an meinem harten Ultra-Blick liegen. Ein Drehkreuz konnte ich nicht sichten, dafür bekamen einige Fans Drehschwindel, weil sie sich per Schneckentempo und dicht gedrängt durch einen metallischen Irrgarten durchkämpfen mussten. Gesundheit geht vor, ganz klar, nur sollten die auf dem geduldigen Papier stehenden Maßnahmen auch entsprechend umgesetzt werden. Das klappt bei Rot-Weiss Essen weitaus besser.
Ich freue mich auf den Stadionbesuch am Samstag, obwohl ich kein Feuerwerk auf dem Rasen wie auf der Westtribüne erwarte. Aber der Einsatz wird stimmen und der eine Satz behält für immer seine Gültigkeit: Nur der RWE!
Auf die Gesundheit,der Happo.
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