Essen. Eine „Initiative Traditionsvereine“ soll dafür sorgen, dass nicht mehr mit ungleichen Waffen gekämpft wird. Traum von zweigeteilter Vierter Liga.
Aus Schaden wird man klug – und deshalb hat sich in der Coronazeit in der Fußball-Regionalliga West ganz spontan und inoffiziell eine „Initiative Traditionsvereine“ zusammengefunden. Der Zutritt zu diesem Kreis ist schon durch den Namen streng limitiert.
Seitdem kommen im Westen Vereine wie RWO, Preußen Münster, Alemannia Aachen, Fortuna Köln, Wuppertaler SV und eben Rot-Weiss Essen regelmäßig virtuell zusammen, um über aktuelle Probleme zu reden. Dies ist aber mehr als eine Folklore-Veranstaltung aus vergangenen erfolgreichen Bundesliga-Zeiten, die Vereine vereint dieselbe Intention: „Wir wollen dafür sorgen, dass in der Liga nicht mehr mit ungleichen Waffen gekämpft wird“, formuliert RWE-Vorsitzender Marcus Uhlig das primäre Ziel.
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Denn in der abgelaufenen Saison habe es Aufsteiger Borussia Dortmund U23 in Perfektion vorgemacht, „wie man Nischen, Lücken und Unklarheiten des Systems für sich zunutze macht“, präzisiert Uhlig. Das habe der BVB schon glänzend gemacht, ergänzt der RWE-Boss.
Da wurden die Spielorte in Dortmund je nach gusto hin- und her verlegt, beim Kader bediente man sich gleich aus drei Mannschaften (Profis, U23 und U19) – alles Möglichkeiten, über die die Traditionsklubs nicht verfügen. Dass dadurch ein Wettbewerbsvorteil entsteht, dürften sie auch beim Verband so sehen.
Erste Erfolge waren Gelder aus dem Corona-Fördertopf
Und Aufgaben wie Ticketverkauf, Merchandising oder Sponsoring sei diesen Bundesliga-Nachwuchsabteilungen eben völlig fremd. „Da geht ein Manager wie Ingo Preuß vor der Saison zu Herrn Watzke und sagt ihm, wie viel Geld er benötigt“, bemerkt Uhlig süffisant.
Aber die „Traditionalisten“ haben sich auf die Hinterbeine gestellt und wehren sich nun gegen die Zwei- oder Drei-Klassen-Gesellschaft in der Liga. So verzeichnen die Sechs aus dem Westen es mittlerweile als Anfangserfolg, dass sie von der Politik durch hartnäckiges Nachfragen aus dem Corona-Fördertopf recht stattlich bedacht worden sind. Auch die Kadererweiterung auf 20 Spieler in der kommenden Saison geht auf ihre Initiative zurück.
Gute Kontakte zu Kickers Offenbach
Die ganze Initiative soll in nächster Zeit aufs gesamte Bundesgebiet ausgeweitet werden, je mehr im Boot sitzen, umso besser und stärker. „Mit Geschäftsführer Thomas Sobotzik von Kickers Offenbach pflege ich ein freundschaftliches Verhältnis, andere Klubs werden sicherlich dem Beispiel folgen“, hofft Uhlig.
Natürlich wissen alle Beteiligten, dass beim Verband in dieser Thematik dicke Bretter zu bohren sind. Eine „U23-freie“ Regionalliga mit einer eigenen Nachwuchsrunde dürfte wohl am (finanziell starken) Veto der Profiklubs scheitern.
Kein Aufstiegsrecht für U23-Teams ist das Ziel
Aber Marcus Uhlig sitzt ja auch in der Task Force 3. Liga beim DFB und da wird er nicht müde, für eine Optimierung der Ligastruktur zu kämpfen. Seine Idealvorstellung: Eine zweigeteilte 4. Liga (Nord und Süd), in der die U23-Mannschaften zwar vereinzelt mitspielen, aber kein Aufstiegsrecht besitzen würden. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.
Aber vielleicht werden diese Wünsche für Rot-Weiss Essen am Ende der kommenden Saison doch in den Hintergrund treten, sollte es endlich mit dem Aufstieg in Liga Drei klappen. Marcus Uhlig dazu auf der Jahreshauptversammlung: „Natürlich werden wir die kommende Saison noch ehrgeiziger und ambitionierter angehen. Wir wollen endlich aus dieser Liga herauskommen.“
Das neue Trikot wird am 7. August präsentiert
Bis dahin müssen fleißig Gelder generiert werden, gerne auch bei den 6469 Mitgliedern. Das neue Trikot für die Saison 21/22 ist bereits fertig, hat die Grundfarbe Rot und soll eine „Hommage an die Stadt Essen sein, in der sich alle Stadtteile wiederfinden“. Präsentiert wird das neue feine Tuch erstmals am 7. August im Testspiel gegen den SC Verl.
„Es ist das schönste Trikot, was es bisher gegeben hat“, verspricht Marcus Uhlig. Aber ist es das nicht jedes Mal?
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