Essen. Im letzten Teil des großen Interviews spricht RWE-Nachwuchsleiter Christian Flüthmann über das Talente suchen im Wettbewerb mit der Konkurrenz.
Im dritten und letzten Teil unseres großen Interviews mit dem NLZ-Leiter von Rot-Weiss Essen äußert sich Christian Flüthmann über die Modernisierungen bei der Infrastruktur sowie über die Konkurrenz.
Herr Flüthmann, Ihr Weg in den Profifußball war nicht gerade typisch. Sie haben selbst nie hochklassig gespielt und fingen früh als Trainer an. Ihren abschließenden Trainerschein machten Sie schließlich in England. Dort wird der Fokus auf das Menschliche, das Management gelegt, nicht nur auf das Sportliche. Wie kommen Ihnen all diese Erfahrungen zugute?
Die englische Ausbildung hilft mir, wie man als Team etwas erreicht. In der Praxis ist es immer anders als in der Theorie, es ist ein Herantasten. Viel von dem Gelernten setze ich um. Mir hilft auch mein betriebswirtschaftlicher Background dabei, strategisch zu arbeiten. Ich habe früher in einem Industrieunternehmen gearbeitet und war sechs Jahre lang selbstständig mit einer Werbeagentur.
Während dieser Ausbildung in England haben Sie mit Frank Lampard und Michael Carrick die Schulbank gedrückt. Haben Sie noch Kontakt zu den Profis?
Im Tagesgeschäft verläuft es sich natürlich etwas. Michael Carrick habe ich eine SMS geschrieben, als er vor wenigen Wochen Interimstrainer bei Manchester United wurde. Und auch ein Frank Lampard würde sich auf eine SMS von mir zurückmelden, das ist schön.
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Wie profitieren die Nachwuchstrainer von RWE von Ihrem Werdegang?
Ich weiß, wie eine Profikabine funktioniert, kann mich aber auch durch meine Zeit in Osnabrück oder Bielefeld in die Lage, in der die NLZ-Trainer sind, hineinversetzen. Für mich ist der Anspruch, als NLZ-Leiter die Mitarbeiter zu verbessern. Ich kann die Spieler nicht selbst entwickeln, aber die Trainer können das. Das ist eine Kette. Wir müssen die Trainer, die wir haben, fördern und noch besser machen.
Für einen Verein wie RWE dürfte das umso mehr gelten. Im Ruhrgebiet tummeln sich bekanntlich viele große Vereine: Borussia Dortmund, Schalke 04, VfL Bochum, MSV Duisburg, um nur ein paar zu nennen. Warum sollte ein Talent nach Essen kommen?
Das Familiäre ist ein Riesenvorteil. Wir signalisieren unseren Spielern früh, wie wir mit ihnen planen. Das gilt auch für die Mitarbeiter.
Könnte auch das Angebot, dass die Spieler zum Beispiel Unterstützung bei den Hausaufgaben bekommen können, eine Rolle bei der Entscheidung spielen?
Der Lernort, die Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung sind große Trümpfe. Wir müssen uns mit unserer ganzheitlichen Ausbildung nicht vor den großen Nachwuchsleistungszentren verstecken, ganz im Gegenteil. Was aber wichtig ist: Dass wir die Infrastruktur verbessern, wenn wir mit den großen Vereinen mithalten wollen.
Was ist dort geplant?
Wir können in dem jetzigen Gebäude arbeiten, der Platz ist dort aber zu klein. Wir haben keine eigene Trainerkabine, in der sich die Trainer austauschen können. Der Psychologe, die Athletiktrainer brauchen ein eigenes Büro. Das alles fehlt und das ist schade. Wir sind in der Planung, was nötig ist und wollen schnellstmöglich eine Lösung finden. Da sind wir auf einem guten Weg.
Dafür braucht man natürlich Geld. Wie sieht es beim Sponsoring für das NLZ aus, investieren manche Unternehmen bewusst nur für die Jugend, weil die Profis aus ihrer Sicht schon genug Geld haben?
Das gibt es. Die Möglichkeit ist da, nur den Nachwuchs zu sponsern, ich kann nur aufrufen, dort mitzumachen. Unser Vertriebsteam macht das sehr gut und freut sich über jeden Anruf (lacht).
Richten wir den Blick auf das kommende Jahr: Was soll 2022 konkret passieren?
Dass sich unsere Infrastruktur weiterentwickelt, ist ein großer Wunsch und klares Ziel. Dass die Trainer, die wir jetzt haben, dabei bleiben. Und dass möglichst viele Jugendspieler in der ersten Mannschaft Pflichtspielminuten bekommen haben.
Sie sagten anfangs, dass Sie eine Werbeagentur geleitet haben. Bei anderen Vereinen ist das NLZ eine Marke. Man denke an die Schalker „Knappenschmiede“. Gibt es Ideen, wie das NLZ von RWE herausstechen will?
(Lacht): Warten wir mal ab …
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