Essen. Der 21-jährige Mittelfeldspieler ist vom BFC Dynamo zurückgekehrt nach Essen und macht vom ersten Training an einen verbesserten Eindruck.
Der Name Erolind kommt aus dem Kosovo und bedeutet so viel wie Glück. Zu behaupten, RWE-Spieler Erolind Krasniqi wäre „der Glückliche“ würde aber zu weit führen. Das Fußballerglück schien den heute 21-jährigen Mittelfeldspieler mit Tordrang zwischenzeitlich verlassen zu haben.
Dabei fing alles so verheißungsvoll an: Die Jugend seit der U12 beim Hamburger SV verbracht, alle Mannschaften bis zur U19 durchlaufen, zuletzt sogar Kapitän, da war die Profikarriere eigentlich vorgezeichnet.
„Aber ich wollte weg aus Hamburg, die Gespräche haben sich hingezogen, es gab einige Probleme“, so Krasniqi heute im Rückblick. Der Wechsel zu einem lukrativen Verein zerschlug sich am Ende und plötzlich fand sich das Talent zu Beginn der neuen Saison 2019 zwischen allen Stühlen wieder.
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Nun kommt vielleicht doch Glück ins Spiel: Sein alter Jugendtrainer Christian Titz, der ihn sogar zeitweise bei den HSV-Profis mittrainieren ließ, verfolgte den Werdegang seines einstigen Schülers und lotste ihn schließlich nach Essen. Das war im Oktober 2019. Dann kam der folgende Sommer und Titz war bei RWE nur noch Vergangenheit.
Die Zeit in Berlin hat Krasniqi geprägt
Und Krasniqi? Der deutete bei seinen Einsätzen zwar sein Potenzial an, blieb aber in Ansätzen stecken. Mit dem Verein einigte man sich schließlich auf eine Ausleihe. „Ich wollte unbedingt mehr spielen, und so ging es dann nach Berlin“, so Krasniqi. Beim BFC Dynamo heuerte er an, machte genau sieben Ligaspiele und zwei Pokalpartien - und dann kam Corona.
Und dennoch: „Ich kann heute sagen, dass mich die Zeit in Berlin extrem geprägt hat. Ich hatte ein halbes Jahr Pause und mich gefragt, was machst du nun mit deiner Zeit?“. Er trainierte unverdrossen weiter, teils auch in Hamburg, wo die Familie zu Hause ist und nutzte die Corona-Zeit zur „inneren Einkehr“. In dieser Phase nahm er sich vor , alles nochmal auf Null zu stellen und wenn es wieder losgehe in Essen, Vollgas zu geben, damit die Karriere doch noch auf die richtige Schiene kommt.
Zwei Tore beim ETB Schwarz Weiß
So stellte er sich an der Hafenstraße zum ersten Training wieder vor, mit Christian Neidhart einem neuen Trainer. „Wir haben ein langes Gespräch geführt und ich bin ihm sehr dankbar, dass er mir die Chance gegeben hat, mich hier dem Konkurrenzkampf zu stellen.“
Und seitdem geschieht Erstaunliches: Der Kosovo-Deutsche ist seit seiner Rückkehr ein Anderer, nicht mehr so verspielt wie in seiner ersten Essener Zeit, sondern er sucht nun konsequenter seine Chancen, ist zweikampfstärker geworden, spielt kluge Pässe in die Tiefe auf seine Vorderleute und glänzt nebenbei auch noch als doppelter Torschütze (wie beim ETB).
In der Jugend gemeinsam mit Fiete Arp
Für seinen Trainer ist er noch ein Phänomen: „Du siehst ihn zeitweise nicht, dann taucht er plötzlich auf und macht zwei Tore“, wundert sich Neidhart über den gebürtigen Lübecker. Die Konstanz ist es sicherlich, die seinem Spiel noch fehlt, aber, hey, mit 21?
Krasniqi macht sich nichts vor, seine Einsatzchance auf die Anfangself zum Auftakt beim Bonner SC ist eher gering; er, der sich zentral hinter den Spitzen am wohlsten fühlt, hat mit Kevin Holzweiler, Luca Dürholz oder Cedric Harenbrock dort hochkarätige Konkurrenz. „Ich will einfach weiter Gas geben und versuche der Mannschaft zu helfen, wenn sie mich braucht“, gibt er sich bescheiden. Langfristige Pläne? Erst mal nicht. „Die hatte ich beim HSV“, so Krasniqi, der in der U19 mit Fiete Arp (später Bayern) auflief. Nun denkt er lieber erst mal von Spiel zu Spiel.
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