Essen. 2002 hat Rot-Weiss Essen in Münster noch Chancen auf den Aufstieg. Essens damaliger Trainer Harry Pleß kann sich noch gut an das Spiel erinnern.
Wer Harry Pleß auf die Stadt Münster anspricht, weckt Erinnerungen. Besonders gerne denkt der ehemalige Trainer von Rot-Weiss Essen allerdings nicht an den Ort zurück, an dem er nur denkbar knapp den größten Erfolg seiner Trainerkarriere verpasste. In allerletzter Sekunde entriss Eintracht Braunschweig den Essenern am 34. Spieltag der Saison 2001/2002 den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Ein Tag, der ihn bis heute nicht ganz losgelassen hat.
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Heute, 19 Jahre nach dem denkwürdigen Nachmittag im Preußenstadion von Münster, erreicht man Harry Pleß immer an unterschiedlichen Orten. Der Fußballlehrer, der zwischen 2001 und 2003 insgesamt 75 Mal für Rot-Weiss Essen an der Seitenlinie stand, ist inzwischen Trainer in einer Fußballschule. „Das macht schon eine Menge Laune und man hat nicht mehr diesen Druck wie früher“, sagt der heute 63-Jährige.
Klassenerhalt am letzten Spieltag
Als er damals bei RWE Trainer wird, haben die Essener eine Spielzeit im Niemandsland der Regionalliga Nord hinter sich. Erst kurz vor Saisonende macht RWE unter Interimstrainer Frank Kurth den Klassenerhalt in der damals dritthöchsten Liga perfekt. Dass das mit einem 3:2-Erfolg bei Eintracht Braunschweig gelingt, entspricht einer gewissen Ironie. Essen und Braunschweig am letzten Spieltag - das sollte noch einmal Thema werden.
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Denn unter Pleß blüht RWE im Folgejahr auf und hat im Schlussspurt einer langen Saison sogar noch die Chance, auf einen Aufstiegsplatz zu springen. Dort steht, natürlich, Eintracht Braunschweig. Die Braunschweiger müssen im eigenen Stadion gegen Wattenscheid gewinnen, damit RWE selbst mit einem Sieg in Münster nicht mehr vorbeiziehen kann. Während die Pleß-Elf einen 0:1-Rückstand durch Tore von Achim Weber, Sven Fischer und Holger Karp in einen Sieg verwandelt, wird es in Braunschweig dramatisch.
Wattenscheid vergibt Chance um Chance
Immer wieder rennen die Wattenscheider an, vergeben beim Stand von 1:1 etliche Großchancen. „Da gab es wohl Absprachen“, ärgert sich Pleß noch heute. Und so passiert, was passieren musste: Braunschweig trifft in letzter Sekunde, steigt auf, Essen bleibt Regionalligist. Die Emotionen unter den RWE-Fans in Münster finden in blinder Zerstörungswut ihren Ausdruck. „Da ist dann einiges durcheinander gegangen. Einige Fans haben den Pfosten abmontiert und kurzerhand als Speerspitze gegen die Polizisten eingesetzt“, erinnert sich Pleß.
Tausende Essener stehen auf dem Rasen, Pleß und die Spieler verschanzen sich schnell in der Kabine. Es dauert lange, bis Pleß aus der Umkleide einmal über das Feld läuft um zur Pressekonferenz zu kommen. „Der komplette Rasen unter mir war kaputt“, schildert er das, was er im Anschluss an die Randale der eigenen Fans im Preußenstadion sieht.
Ein Jahr später, wieder Dritter
Das unrühmliche Ende einer Spielzeit, an die sich Harry Pleß eigentlich im Guten erinnert. „Wir haben damals alle überrascht, damit hatte keiner gerechnet.“ In der Saison darauf hingegen haben viele Essen auf dem Zettel, zum Aufstieg reicht es am Ende aber wieder nicht. Erneut wird RWE Dritter, dieses Mal aber ist das Saisonfinale nicht so dramatisch. Nach fünf Punkten in vier Spielen zu Beginn der Saison 03/04 wird Pleß vor die Tür gesetzt, er selbst hatte die Ansprüche an der Hafenstraße wachsen lassen.
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Und dennoch schaut er heute voller Begeisterung auf die zwei Jahre im Ruhrgebiet zurück. „Essen ist eine Etappe in meinem Leben, die Spuren hinterlassen hat“, sagt Harry Pleß. Das Geschehen rund um RWE hat er auch heute noch genau im Blick, vor allem wenn es für RWE am Dienstagabend (19 Uhr) wieder nach Münster geht.