Die Olympischen Winterspiele von Sotschi waren mittelmäßig
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Essen. IOC-Chef Thomas Bach lobte bei der Abschlussfeier die Olympischen Winterspiele von Sotschi als „ausgezeichnet“, von außen betrachtet waren sie: mittelmäßig. Manche Vorwürfe waren unberechtigt, andere Sorgen hingegen berechtigt. Ein Kommentar.
Thomas Bach, der deutsche Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, lobt die Winterspiele von Sotschi als „ausgezeichnet“. Er ist allerdings auch der Verkäufer des Produkts Olympia, daher sei ihm diese Wertung in eigener Sache gestattet. Doch wer von außen die Frage beantworten soll: Waren es gute oder schlechte Spiele, der wird sagen: Es waren mittelmäßige Spiele.
Die politischen Probleme Russlands wurden ausgeblendet, sie wurden nicht gelöst. Aber dafür ist Olympia auch nicht zuständig. Die Spiele helfen, die Aufmerksamkeit der Welt auf das Ausrichterland zu lenken. Aber nun sind die Flutlichter erloschen, und Russland kehrt zum Alltag zurück. Gesellschaftliche Veränderungen dauern Jahre, vielleicht kommen sie nie.
Manche Vorwürfe waren ungerecht. Für das Frühlingswetter konnten die Russen nichts. Auch in Deutschland zwitschern morgens bereits die Amseln. Und als die Fans vor vier Jahren in Vancouver im T-Shirt im Stanley-Park saßen, war das niemandem eine Zeile wert.
Andere Sorgen waren berechtigt. Etwa die, dass Russlands Präsident Wladimir Putin die Spiele zur großen Personality-Show umfunktionieren würde. Widerspruch zwecklos.
In dieser Gemengelage startete das deutsche Team gut, doch am Ende kippte die Bilanz. Mit 19 Medaillen verfehlte die Mannschaft das Ziel „30 Medaillen“ deutlich. Dazu kam die Doping-Affäre um die Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle.
Einige andere Nationen wird es gefreut haben, dass ausgerechnet eine Deutsche als erste bei den Kontrollen aufflog. Der deutsche Spitzensport sieht sich gerne als System der Saubermenschen und lässt nur selten die Gelegenheit aus, seine Kontrollen zu loben.
In der nun beginnenden Aufarbeitung des Falls hat der Deutsche Olympische Sportbund mit einer Anzeige gegen unbekannt die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Es ist gut, den Rechtsstaat mit ins Boot zu holen, der Sport hat sich viel zu lange dagegen gewehrt. Doch das Wort „unbekannt“ klingt schon wieder sehr nach Dieter Baumann und dem Mister X, der seine Zahnpasta vergiftet haben soll.
Doping ist eine Seuche des Sports. Es gab flächendeckendes Staatsdoping und mafiaähnliche Dopingstrukturen im Radsport. Doch immer, wenn jemand erwischt wird, heißt es: Vielleicht war es ein Müsli-Riegel. Vielleicht ein Tee. Vielleicht der große Unbekannte. Manchmal überkommt einen das Gefühl: Entweder halten uns alle für dumm, oder sie wollen uns zumindest für dumm verkaufen.
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