Sotschi. Unser Redakteur Thomas Lelgemann ist seit zwei Wochen in Sotschi. Vor Tagen bekam er in seinem Hotel an der Schwarzmeerküste einen Duschvorhang, vor zwei Tagen einen intakten Fernseher. Wie er die Übertragungen im russischen TV verfolgt, schildert er im Ostblog.
Ein letztes Wort zu meinem Wohlfühl-Hotel an der Schwarzmeerküste. Nach Licht, Heizung und Strom bin ich vor vier Tagen mit einem Duschvorhang und vor zwei Tagen mit einem intakten Fernseher überrascht worden. Am liebsten schaue ich russische Werbung. Die ist so schön auf Retro gemacht, man schwelgt in nostalgischen Gefühlen.
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Besonders hat es mir die brünette Dame mit der Dauerwelle angetan. Wenn sie ihr Spülmittel anpreist, ist man versucht, die Geschirrspülmaschine zur Entsorgung zu geben und wieder auf Handarbeit umzusteigen. Das erinnert mich an Tilly. Kennen Sie noch Tilly? In den Sechziger und Siebziger Jahren gehörte sie zum Fernsehen wie Hans-Joachim Kulenkampff. Wenn sie die spröden Spülhände einer gestressten Hausfrau sah, fragte sie: „Haben Sie Bäume gefällt?“ Sie empfahl dann immer Palmolive zur Pflege. Man sah die Hand der Hausfrau, die in einem Schälchen voller Spülmittellauge ruhte. Wenn diese erschrocken zuckte, sagte Tilly mit warmer Stimme: „Sie baden gerade Ihre Hände darin.“
Olympia im TV gibt es natürlich auch rund um die Uhr. Die Katrin Müller-Hohenstein des russischen Fernsehens ist blond und hat ein lackweißes Zahnpastalächeln. Eine Attraktion die Dame, aber vielleicht hat der Kollege recht, der sagt, nach zwei Wochen im Kaukasus fern von der Heimat würden die Frauen mit jedem Tag schöner. Ob die russische Katrin Ahnung vom Fach hat? Keine Ahnung, mein Russisch hört bei Nastrovje (Prost!) auf. Aber manchmal wünschte ich mir, unsere Katrin würde auch Russisch sprechen.