Krasnaja Poljana. . Nach einem bärenstarken Auftritt im Viertelfinale schien eine Medaille für Denise Herrmann im Langlauf-Sprint greifbar nah. Doch im Halbfinale kam für die 25-Jährige das Aus. Als Olympiasieger dürften sich die Norweger Falla und Hattestad feiern lassen.
Denise Herrmann kniete enttäuscht im Schnee und verstand die Welt nicht mehr. Wenige Sekunden zuvor hatte die Oberwiesenthalerin ausgerechnet in ihrem bisher wichtigsten Karriererennen erstmals in dieser Saison ein Sprint-Finale und damit die erhoffte Olympia-Medaille verpasst. "Ich hätte es heute machen können. Ich habe mich von Leuten schlagen lassen, die ich eigentlich im Griff haben müsste", haderte Herrmann nach dem Aus im Halbfinale. Über Gold jubelten die Norwegerin Maiken Caspersen Falla und deren Landsmann Ola Vigen Hattestad.
Dabei schien für Herrmann alles nach Plan zu laufen. Die Qualifikation überstand sie als Achte ohne Mühe. Im Viertelfinale sprintete die 25-Jährige den Topfavoritinnen Kikkan Randall aus den USA und Marit Björgen aus Norwegen, die vor vier Jahren in Vancouver triumphiert hatte, davon. "Das war schon fast wie ein Finale und hat mir Auftrieb gegeben. Aber es sollte nicht sein", stellte Herrmann mit einem gequälten Lächeln fest, nachdem sie den Wettkampf als Achte abgeschlossen hatte.
"Ich habe mich fit gefühlt"
"Wenn sie so weiterläuft, holt sie eine Medaille", prophezeite Teamkollegin Hanna Kolb, die wie Tim Tscharnke bei den Herren in der ersten K.o.-Runde scheiterte, nach Herrmanns Viertelfinal-Gala. Ihr Wunsch sollte jedoch nicht in Erfüllung gehen, denn im Halbfinale war für die Sächsin Endstation. Auf der Zielgerade fehlten der größten deutschen Langlauf-Hoffnung die nötigen Körner, um sich einen der zwei ersten Plätze zu sichern. "Ich habe mich fit gefühlt, musste in der Kurve aber zu viele Meter außen herum gehen", erzählte Herrmann.
So blieb es ein gebrauchter Tag für die DSV-Läufer. "Ich ärgere mich schon. Das war heute überhaupt nicht mein Tag", klagte Kolb, die in ihrem Viertelfinale nicht über den sechsten und letzten Platz hinausgekommen war. "Ich habe schon am Berg gemerkt, dass ich nicht mithalten kann. Der Körper wollte nicht so wie der Kopf."
Ähnlich erging es Tscharnke, der in seinem Rennen Rang vier belegte und ausschied. "Als die Post abging, habe ich es verschlafen. Der Kreislauf war heute nicht auf meiner Seite", berichtete der Olympia-Zweite im Teamsprint von 2010. Wie alle im Team fühlte er mit Herrmann: "Sie hätte es eigentlich verdient gehabt."
Sturz-Drama im Finale
Das Sturz-Drama im Finale erlebte Tscharnke nur als Zuschauer. In der Kurve nach der Abfahrt stürzten der Schwede Marcus Hellner, der Russe Sergej Ustjugow und der Norweger Anders Gloeersen. "Die Kurve ist eine Rasierklinge. Die Stelle ist voller Eisplatten und Löcher, die man nicht sieht", berichtete Tscharnke. Lachender Dritter war der Schwede Emil Jönsson, der früh hatte abreißen lassen und sich völlig entkräftet zu Bronze ins Ziel schleppte.
Für den vorher hoch gehandelten Josef Wenzl war sogar bereits in der Qualifikation Schluss. "Das ist einfach nicht meine Strecke. Ich weiß nicht, was ich hätte anders machen sollen", meinte der Läufer aus dem Bayerischen Wald ratlos. Wenzl fehlten auf Platz 31 nur 22 Hundertstelsekunden zum Weiterkommen. Auf dem selben Platz bei den Frauen landete Lucia Anger, der ganze fünf Hundertstel zum Einzug in die K.o.-Runde fehlten. Auch Thomas Bing (Dermbach) als 32., Sebastian Eisenlauer (Sonthofen) auf Rang 34 und Claudia Nystad (Oberwiesenthal) an Position 35 scheiterten in der Qualifikation. (dpa)