Moskau. Der Biathlon-Weltverband hat kurz vor Olympia drei positive A-Proben von Sportlern aus Russland und Litauen öffentlich gemacht. Der Franzose Fourcade fordert: “Der Kampf gegen Doping darf niemals enden.“ Konkrete Namen wurden nicht veröffentlich - noch nicht.
Für den Olympia-Gastgeber Russland kommt die vorläufige Doping-Sperre gegen die Biathleten zur Unzeit. Nachdem der Weltverband IBU drei positive A-Proben von Sportlern aus Russland und Litauen öffentlich gemacht hatte, wurden in Moskau nicht nur das Anti-Doping-Komitee, sondern auch die Politik auf den Plan gerufen.
Sportminister Witali Mutko zeigte sich am Mittwoch verwundert und sagte der Zeitung "Iswestija": "Die russische Nationalmannschaft wird total überprüft. Ich bin überzeugt, dass der Vorwurf die Hauptmannschaft nicht betrifft, weil sie sich unter der Kontrolle befindet." Genau wie die Internationale Biathlon Union (IBU) veröffentlichte die Russische Biathlon Union (RBU) zunächst keine Namen. Der Weltverband hatte am Dienstagabend mitgeteilt, dass insgesamt drei Skijäger aus Russland und Litauen wegen positiver A-Proben provisorisch für alle Veranstaltungen unter seiner Regie gesperrt wurden. Die IBU informierte auch das Internationale Olympische Komitee (IOC), da die Winterspiele vor der Tür stehen.
Russische Biathleten schon in vergangenen Jahren des Dopings überführt
"Was für eine Werbung für Biathlon zehn Tage vor Sotschi! Schande über sie!", twitterte Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe. Der Olympia-Favorit aus Frankreich forderte: "Der Kampf gegen Doping darf niemals enden!"
Der letzte große Doping-Skandal im Biathlon liegt gut fünf Jahre zurück - auch damals waren die Russen beteiligt. Das russische Weltklasse-Trio Albina Achatowa, Jekaterina Jurjewa und Dmitri Jaroschenko war nach positiven Proben im Dezember 2008 des EPO-Missbrauchs überführt worden. Kurz vor der Weltmeisterschaft 2009 in Pyeongchang war das Trio gesperrt worden.
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Jekaterina Jurjewa ist nach verbüßter Sperre mittlerweile wieder zurückgekehrt. Die Einzel-Weltmeisterin von 2008 war im letzten Jahr in Antholz erstmals wieder im Weltcup dabei - damals unter der Regie des noch immer für die Russen tätigen Ruhpoldinger Trainers Wolfgang Pichler. "Jeder hat eine zweite Chance verdient, prinzipiell. Aber jeder, der mich kennt, der weiß, dass ich dafür bin, dass die lebenslang gesperrt werden", hatte Pichler damals gesagt.
Dopingverdacht sorgt für schlechtes Klima im russischen Team
Jedoch gehört Jekaterina Jurjewa nicht zum Team von Pichler, das sich momentan in Österreich auf die Winterspiele in der Heimat vorbereitet. Die 30-Jährige nimmt die Sotschi-Qualifikation in der Konkurrenz-Trainingsgruppe in Angriff. In der Weltcup-Gesamtwertung belegt sie Platz 40. Beim Weltcup-Aufakt in Östersund war sie als Ersatz ins Team gerutscht und auf Platz vier gekommen.
Unterdessen warnte Olympiasieger Sergej Tschepikow vor übereilten Beschlüssen. "Doping steht erst fest, wenn beide Proben positiv sind", sagte das Vorstandsmitglied des Verbands russischer Biathleten der Agentur Itar-Tass. Tschepikow schloss eine "Provokation" nicht aus. "Möglicherweise will jemand die Position der russischen Nationalmannschaft vor den Winterspielen schwächen."
Der ehemalige Biathlet Alexander Tichonow befürchtet nach den Vorwürfen ein "schlechtes Klima" in der russischen Mannschaft. "Jeder wird den anderen schief ansehen, schon jetzt kann Panik entstehen. Das wird ganz schlecht sein", sagte der viermalige Biathlon-Olympiasieger der Zeitung "Sowjetski Sport". (dpa)