London. Der deutsche Freiwasserschwimmer Thomas Lurz hat bei den Olympischen Spielen in London über zehn Kilometer die Silbermedaille geholt.
Der deutsche Freiwasserschimmer Thomas Lurz hat bei den Olympischen Spielen in London über zehn Kilometer die Silbermedaille geholt. Der zehnmalige Weltmeister, der 2008 in Peking noch zu Bronze geschwommen war, musste sich am Freitag im Serpentine-See des Londoner Hyde Parks nur dem neuen Olympiasieger Oussama Mellouli geschlagen geben.
Der Tunesier, der in London vier Jahre nach seinem Olympiasieg über 1.500 Meter Freistil im Becken Bronze geholt hatte und als erster Athlet zugleich auch im Freiwasser antrat, gewann in 1:49:55,1 Stunden und hatte im Ziel 3,4 Sekunden Vorsprung vor Lurz. Bronze ging an den Kanadier Richard Weinberger.
Der zweite deutsche Schwimmer, Andreas Waschburger aus Saarbrücken, landete auf einem guten achten Platz. Für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) war es nach dem Debakel der Beckenschwimmer bei den Olympischen Spielen die erste Medaille.
Letzte Hoffnung des DSV
Rekordweltmeister Thomas Lurz war die letzte Hoffnung des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) auf eine Medaille in London. Der Olympiasieg ist der letzte Titel, der dem zehnmaligen Weltmeister fehlte ihm noch. "Ob ich jetzt den deutschen Schwimmsport retten muss, weiß ich nicht", sagte der Würzburger, "ich bin nicht der Übergott."
Als in der vergangenen Woche Michael Phelps in London olympische Geschichte schrieb, sah Lurz noch daheim auf dem Sofa zu. Auch den Untergang der deutschen Schwimmer erlebte er vor dem Fernseher mit. Zu Hause in Würzburg hatte er zwischen den Trainingseinheiten "jeden Vorlauf und jedes Finale" im Aquatics Centre live verfolgt, "das war auch mal schön". Besonders beeindruckte ihn einmal mehr Rekord-Olympiasieger Phelps, der sein Medaillenkonto auf 18-mal Gold und insgesamt 22-mal Edelmetall aufstockte. "Er ist der außergewöhnlichste Sportler, den ich kenne", sagte Lurz.
Lurz ist im Schwimmsport der Freiluft-Phelps
Er selbst ist so etwas wie der Freiluft-Phelps. Zehn WM-Titel, insgesamt 25 internationale Medaillen - im Freiwasserschwimmen ist der Würzburger die unbestrittene Nummer eins in der Welt. Allerdings fehlte ihm im Gegensatz zum US-Star die olympische Krönung. Vor vier Jahren bei der Premiere der Langstreckenschwimmer in Peking musste er sich mit Bronze begnügen. "Die Goldmedaille ist natürlich mein Ziel. Es ist der einzige Titel, der mir noch fehlt", sagte er im Vorfeld mit Blick auf die olympischen zehn Kilometer.
Nach dem Debakel der Beckenschwimmer war die Aufgabe für den 32-Jährigen nicht leichter geworden. Er sollte dem arg gebeutelten Deutschen Schwimm-Verband (DSV) am drittletzten Olympia-Tag in London endlich die erste Medaille bescheren. "Der Druck ist so oder so hoch", sagte er, "aber den lege ich mir selbst auf."
Der Versuch, mal abzuschalten
Dennoch hatte er in den vergangenen Wochen versucht, "auch mal abzuschalten, sonst wird man ja wahnsinnig". So ging er mit "jemandem angeln, der mit dem Sport nichts zu tun hat. Wenn ich dem was vom Zehn-Kilometer-Schwimmen erzähle, reagiert er so wie ich, wenn mir jemand was von einem Raumschiff erzählt."
Die Mission Gold hatte Lurz zusammen mit seinem Bruder Stefan, der auch Bundestrainer der Freiwasserschwimmer ist, akribisch geplant. Er verzichtete auf diverse Weltcup-Starts, verbuchte seine DM-Titel Nummer 25 und 26 Ende Juni als "gute Trainingseinheiten" und reiste erst am Dienstag nach London. "Ich bin ja nicht als Tourist hier", sagte Lurz, der 2004 in Athen im Becken über 1500 m seine Olympia-Premiere feierte: "Es sind meine dritten Spiele, das Drumherum kenne ich schon, das ist mir wurscht. Ich habe ein klares Ziel." (mit sid)