Shanghai. Freiwasser-Rekordweltmeister Thomas Lurz hat dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) bei der WM in Shanghai die erste Goldmedaille beschert. Der Würzburger siegte über fünf Kilometer am Strand von Jinshan.
Zur Belohnung gab es Hamburger und Pommes. "Heute gehen wir mal zu McDonald"s. Da wird ordentlich zugeschlagen", kündigte Freiwasser-Rekordweltmeister Thomas Lurz an, nachdem er aus den aufgeheizten Fluten vor dem Strand von Jinshan das erste deutsche WM-Gold gefischt hatte: "Im Hotel ist das Essen ja nicht so toll."
Den kalorienhaltigen Lohn für die schweißtreibende Arbeit im 30 Grad warmen Wasser hatte sich der Seriensieger und fleißigste Medaillensammler des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) wahrlich verdient. Mit seinem zehnten WM-Titel insgesamt und dem siebten Triumph in Folge über seine Lieblingsdistanz fünf Kilometer schrieb der Würzburger zum x-ten Mal alle Rekordlisten der Langstreckenschwimmer neu.
Überschwänglicher Jubel
Doch auf überschwänglichen Jubel warteten Zuschauer und Konkurrenten nach dem Zielanschlag des 31-Jährigen vergeblich. "Ich freue mich schon sehr, aber ich muss nicht irgendwie groß den Affen machen und mich auf die Leine setzen", sagte Lurz trocken. Auch als bei der Siegerehrung zum ersten Mal die deutsche Nationalhymne erklang, wirkte er völlig cool.
"Wenn die Hotelzimmertür zu ist, stoßen wir auch an", verriet sein Bruder Stefan Lurz, Bundestrainer der Langstreckenschwimmer. Die eine oder andere Flasche ist so in den vergangenen Jahren geleert worden, denn seit 2004 hat Thomas Lurz nun bereits 16 WM-Medaillen gesammelt und die DSV-Bilanz schon bei mehreren Weltmeisterschaften aufpoliert.
So auch in Shanghai: Bevor er das erste Gold für die deutsche Mannschaft an Land zog, hatte er bereits über die olympische 10-km-Distanz Silber gewonnen und das Team zu Bronze geführt. "Wir freuen uns riesig", sagte DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow, der Lurz in seiner Zielvorgabe als einen von drei Goldmedaillengewinnern fest eingeplant hatte.
Damit stand der Ausnahmeschwimmer, seit Jahren die unbestrittene Nummer eins seiner Branche, zumindest einmal kurz im Fokus. "Wenn ich zehn WM-Titel in einer anderen Sportart hätte, würde ich wahrscheinlich in einer Sänfte rausgetragen", merkte Lurz an: "Leider werden die Langstreckenschwimmer in keinster Weise so anerkannt, wie es sich gehört."
Fast-Food als Belohnung
Das könnte sich im nächsten Jahr noch einmal kurz ändern, denn bei den Olympischen Spielen hat die Familie Lurz den Höhepunkt einer großen Karriere in Planung. "In London wollen wir die große Nummer schaffen und Gold holen", sagt Stefan Lurz. Bislang ist die olympische Bilanz seines Bruders Thomas vergleichweise bescheiden: In Peking 2008 musste er sich bei der Freiwasser-Premiere mit Bronze begnügen.
Ob er nach Olympia seine beispiellose Karriere beenden wird, ließ er noch offen. "Es kommt schon darauf an, ob sich das alles noch rentiert. Ich muss ja auch Geld verdienen", sagte der Seriensieger: "Jetzt zählt nur London, alles andere ist sekundär."
In Jinshan spielte Lurz wieder seine Stärken im Schlussspurt und all seine Routine aus. "Ich wollte gut dabei bleiben und die letzten 800 Meter so schnell schwimmen, wie es geht", sagte Lurz. Die Taktik ging wieder auf: Er zog auch dem 10-km-Weltmeister Spyros Gianniotis davon und schlug nach 56:16,6 Minuten als Erster an. Bronze ging an den Russen Jewgenij Drattsew. Lurz" Trainingspartner Jan Wolfgarten kam erst als 23. kam ins Ziel - mit 23,6 Sekunden Rückstand. (sid)