London. Zwei Damen-Doppel aus Südkorea, eins aus China und eins aus Indonesien wollten ihre Spiele gegeneinander nicht gewinnen. Dem Verlierer winkte schließlich ein vermeintlich leichteres Los im Viertelfinale. Sind die asiatischen Badminton-Spielerinnen deshalb Skandal-Nudeln? Ein Kommentar.

Bei Olympia ist vom Badminton-Skandal die Rede. Allein: Ist es wirklich ein Skandal?

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Passiert ist am letzten Spieltag der Vorrunde folgendes: Zwei Damen-Doppel aus Südkorea, eins aus China und eins aus Indonesien wollten ihre Spiele gegeneinander nicht gewinnen. Dem Verlierer winkte ein leichteres Los im Viertelfinale. Also droschen die Damen die Bälle provozierend desinteressiert ins Netz.

Ein übler Anblick, und einen Fairplay-Preis verdient dafür niemand. Aber wichtig zu wissen: Durch das unsportliche Verhalten wurde kein Dritter geschädigt. Alle vier Doppel waren bereits vorher für die nächste Runde qualifiziert. Und egal, wie die letzten Spiele ausgingen, andere Doppel der Gruppen hatten ebenfalls schon vorher keine Chance mehr aufs Weiterkommen.

Bei der Einordnung auf der nach oben offenen Skandal-Skala hilft ein Vergleich mit dem Fußball. Bei der WM 1982 in Spanien siegte Deutschland in Gijon in einem abgekarteten Spiel durch einen Nichtangriffspakt 1:0 gegen Österreich. Deutschland und Österreich kamen damals weiter, Algerien flog durch das Ergebnis raus. Das war ein Skandal.

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Andererseits gilt eine absichtliche Niederlage sogar als Wegbereiter zum größten deutschen Sport-Mythos aller Zeiten. Bei der Fußball-WM 1954 ließ Trainer Sepp Herberger im Gruppenspiel gegen Ungarn eine B-Mannschaft auflaufen und kassierte eine 3:8-Pleite. Keine andere Mannschaft wurde dadurch geschädigt, die Ungarn unterschätzten Deutschland allerdings im Finale und verloren das Endspiel 2:3.

Sepp Herberger gilt seitdem als Trainer-Fuchs, die Badminton-Spielerinnen aus Asien wurden gestern aus dem Olympischen Turnier verbannt. Womit sich wieder eine alte Weisheit bewahrheitet: Wenn zwei das Gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe.