London. . Die Vielseitigkeitsreiter haben bei den Olympischen Spielen die erste Goldmedaille für das deutsche Team gewonnen. Mit dabei sind unter anderem Dirk Schrade aus Sprockhövel und Ingrid Klimke aus Münster. Vielseitigkeitsreiter Michael Jung hat auch noch Gold in der Einzelentscheidung gewonnen.
Der Jubel kam nicht völlig unerwartet, aber doch sehr plötzlich zu einem überraschenden Zeitpunkt. Dass Michael Jung an seinem 30. Geburtstag die erste Goldmedaille der deutschen Olympia-Mannschaft perfekt gemacht hatte, war dem Welt- und Europameister gar nicht bewusst. "Es war ein guter Ritt, fehlerfrei und in der Zeit. Aber nach unserem Mannschaftsergebnis musste ich erst fragen", sagte das Geburtstagskind. Um ihn herum brach in diesem Moment das Triumphgeheul aus, denn Jung sorgte für den Erfolg der deutschen Vielseitigkeitsreiter im Königlichen Park in Greenwich noch vor der Schlussreiterin Ingrid Klimke etwas früher als geplant. "Der Druck war schon sehr groß, die Briten waren ein sehr starker Gegner. Dieser Erfolg ist fantastisch", freute sich Bundestrainer Hans Melzer.
Mit beeindruckenden Ritten holte das von Jung angeführte Reiterteam den ersten Olympiasieg für Deutschland in London. Die Mannschaft mit dem Reiter aus dem baden-württembergischen Horb, Ingrid Klimke (Münster), Sandra Auffarth (Ganderkesee), Dirk Schrade (Sprockhövel) und Peter Thomsen (Lindewitt) wiederholte den Sieg bei Olympia 2008 in Hongkong und verwies mit 133,70 Strafpunkten nach einem außergewöhnlich spannenden Duell die Auswahl der britischen Olympia-Gastgeber (138,20) knapp auf Platz zwei. Bronze ging nach den Prüfungen in der Dressur, im Geländereiten und im abschließenden Springen an Neuseeland (144,40) mit Mark Todd, den Olympiasieger von 1984 und 1988. Platz vier belegte Schweden (148,40).
Starke Olympia-Neulinge Auffarth und Schrade
"Unsere Pferde waren nach den Anstrengungen großartig, kein Muskelkater, vollkonzentriert, nur ein bisschen nervös vor der großen Kulisse. Das ist einfach ein toller Tag", sagte Jung. Der deutsche Vielseitigkeitsreiter hat bei den Olympischen Spielen in London auf seinem Pferd Sam anschließend auch noch Gold in der Einzelentscheidung gewonnen. Bronze ging an die Deutsche Sandra Auffarth auf Opgun Louvo. Zweite wurde Sara Algotsson-Ostholt auf Wega (Schweden). Ingrid Klimke dagegen verzichtete auf ihren Start, um ihr Pferd Butts Abraxxas zu schonen. Für Jung war es an seinem 30. Geburtstag die zweite Medaille binnen weniger Stunden.
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Früher stellten die "Buschreiter" einen weniger erfolgreichen Bereich in der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Doch inzwischen sind auch sie eine Medaillenbank. 2004 bei Olympia in Athen fühlte sich die Mannschaft schon einmal 24 Stunden als Goldgewinner, doch dann verlor sie nach einem Juryentscheid den Sieg, weil Bettina Hoy zu früh die Startlinie touchiert hatte. 2008 siegte die Mannschaft in Hongkong und Hinrich Romeike holte auch Einzelgold. Der Schleswig-Holsteiner qualifizierte sich diesmal nicht für Olympia, weil sein Marius das Pferde-Rentenalter erreicht hatte. "Heute ist ein ganz großer Tag für unsere Vielseitigkeitsreiter. Im Mutterland unserer Sportart die Briten zu besiegen, ist eine einzigartige Leistung", sagte Hans Melzer. (dapd)