London. Die Olympischen Spiele 2012 in London haben begonnen. Am Samstag um 00.18 Uhr Ortszeit erklärte Königin Elizabeth II die 30. Sommerspiele für eröffnet. Das olympische Feuer wurde nicht durch einen Prominenten, sondern durch eine Gruppe von sieben jungen Nachwuchssportlern entzündet.
Erst sorgten James Bond und Queen Elizabeth II. in der schrillen Eröffnungsshow für Jubel, dann wurde Natascha Keller beim Einmarsch des deutschen Teams mit ihrer riesigen schwarz-rot-goldenen Fahne gefeiert. Mitternacht war längst vorbei, da erklärte die englische Königin die dritten Olympischen Sommerspiele nach 1908 und 1948 in London für eröffnet. Ab 00.37 Uhr am frühen Samstagmorgen brannte dann auch das Olympische Feuer in der englischen Hauptstadt. Sieben britische Nachwuchssportler entfachten in einer Gemeinschaftsaktion die Olympische Flamme.
Man habe sich sieben Jahre auf diesen Moment vorbereitet, sagte OK-Chef Sebastian Coe. Und nun wolle man die Spiele mit der Welt teilen: "Eine außergewöhnliche Reise hat begonnen." Großbritanniens Premierminister David Cameron hofft auf die "spektakulärsten und unterhaltsamsten Spiele, die die Welt jemals gesehen hat". Die Auftaktparty unter dem Motto "Inseln der Wunder" war vor allem "very british" - ein humorvoller, gewagter und überbordender Streifzug durch die Geschichte Großbritanniens.
Der Funke in der mit 62.000 Zuschauern vollbesetzten Arena sprang erst beim Einmarsch der mehr als 10.000 Sportler so richtig über. Deutschland lief als 73. Nation ein, über 200 der 392 Athleten des Teams tanzten zu donnernden Beats. "Taschi, du schreibst Geschichte", verkündete ein großes Plakat im unweit vom Olympiastadion gelegenen deutschen Mannschaftsquartier.
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Und Natascha Keller erfüllte als erste deutsche Fahnenträgerin seit zwölf Jahren die wichtigste Aufgabe bei ihren fünf Olympiastarts ("Das i-Tüpfelchen meiner Karriere") genauso gut wie Basketball-Star Dirk Nowitzki in Peking. "Es ist eine große Ehre, meinen Sport zu präsentieren. Es ist ein sehr emotionaler Moment“, sagte Keller.
Besonders bejubelt wurde Usain Bolt; der schnellste Mann der Welt trug die Fahne Jamaikas. Das südafrikanische Team wurde von Caster Semenya, der wegen ihres männlichen Aussehens umstrittenen Leichtathletik-Weltmeisterin, in die Arena geführt. Mehr als eine Milliarde Zuschauer soll am Fernsehschirm zugeschaut haben.
Nicht so bombastisch wie in Peking
Die Show war auf den ersten Blick nicht bombastisch, sogar entschieden das Gegenteil: marschierten 2008 in Peking genau 2008 Trommler auf, ließ Regisseur Danny Boyle diesmal zum Auftakt der "Insel der Wunder" Gänse, Ziegen und Schafe in eine idyllische Landschaft führen. Und natürlich war Boyle ("Trainspotting", "Slumdog Millionaire") so clever, nicht lange romantisch-gestrig zu wirken. So rauschte vorab eine Fliegerstaffel der Air Force übers Stadion, und die LED-Lichter - eine stadiongroße Anzeigetafel, jeder Zuschauer schwenkte eine Lichttafel - blinkten imposant. Jetzt ließ Boyle es krachen - aber gehaltvoll.
Es begann eine bebilderte Geschichtsstunde, zugleich eine Feier britischer Kultur, Eigenart und Großartigkeit. Hunderte kleiner und großer Einfälle, 10.000 Mitwirkende, 25.000 Kostüme, Kosten von 35 Millionen Euro. Aber war es die "größte Show der Welt", wie versprochen? Höhepunkte waren die visuellen Effekte, so wurde ein frisch geschmiedeter Eisenring emporgehoben und fügte sich in rot glühende olympische Ringe fügte.
Und natürlich die Stars aus allen Metiers: In einem Einspielfilm holte Bond-Darsteller Daniel Craig die Queen - gespielt von sich selbst, im Palast ab. Im Hubschrauber ging es zum Stadion, ein Fallschirmabsprung , und Queen Elizabeth kam leibhaftig ins Stadion. Die Fans in der Arena erhoben sich geschlossen von ihren Plätzen. "Harry Potter"-Autorin JK Rowling las den ersten Absatz aus "Peter Pan". Dann verzückte Mr. Bean - Schauspieler Rowan Atkinson - die Zuschauer. Und schließlich wurde Fußball-Star David Beckham gezeigt, wie er mit der Olympischen Flamme in der Hand in einem Motorboot über die Themse raste.
Queen hofft auf "unvergessliche Spiele"
"Es war klug von London, nicht Sydney und Peking nachzumachen, sondern sich selbst darzustellen. Großbritannien hat etwas, was keiner zu bieten hat: Es ist die Wiege des modernen Sports", hatte IOC-Präsident Jacques Rogge schon vor der Zeremonie erklärt. Die Queen hofft nun auf "unvergesslichen Spiele", die Menschen auf dem ganzen Globus inspirieren und "ein bleibendes Erbe für London, Großbritannien und die olympische Bewegung" hinterlassen sollen. (dapd)