London. Am Freitag beginnen die Olympischen Sommerspiele, das größte Sportereignis der Welt. Olympia hat uns viele besondere Augenblicke beschert. Wir haben in fünf Teilen daran erinnert und mögliche Stars der Spiele von London vorgestellt. In der letzten Folge lesen Sie zehn deutsche Gold-Hoffnungen.

1. Lena Schöneborn, 2008 in Peking Olympiasiegerin im Modernen Fünfkampf

Eine der komplexesten Sportarten überhaupt, denn der Moderne Fünfkampf besteht in rascher Folge aus Pistolenschießen, Degenfechten, Schwimmen, Springreiten und Crosslauf.

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Die 26-Jährige aus Troisdorf, die in Berlin lebt und trainiert, ist eine der erfolgreichsten Frauen in dieser Disziplin, die nur alle vier Jahre bei Olympia in den Blickpunkt rückt – und später bestenfalls ein wenig Aufmerksamkeit durch gemeinsame Werbespots mit Felix Magath genießt. Schöneborn hat 17 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften gesammelt. Ihr Ziel für London: Noch einmal den Goldcoup von Peking wiederholen.

2. Robert Harting, Welt- und Europameister in Diskuswerfen 

Wer Robert Harting nur vom Fernsehen kennt, hält ihn vielleicht für einen ungehobelten Klotz. Einer, der nach einem Triumph schon mal sein Trikot am Körper zerreißt und der wie ein Löwe in die Kamera brüllt. Natürlich ist der 27-Jährige Berliner genau so, aber er ist eben auch ganz anders. Er denkt darüber nach, warum er bestimmte Dinge tut. So findet er zum Beispiel: Die Leichtathletik komme im Zirkus des Profisports oft zu miefig und piefig daher, die Sportart brauche Typen.

Also gibt er den Typen. Es wirkt, Deutschland interessiert sich auf einmal ein wenig für Diskuswerfen. Und richtig: Weit werfen kann Harting auch. Vor London steigerte er seine eigene Bestweite auf 70,66 Meter, goldverdächtig.

3. Betty Heidler, Hammerwurf- Weltrekordlerin (79,42 Meter) 

Wenn Betty Heidler nichts in die Quere kommt, ist sie eine Medaillenbank. Die Weltmeisterin von Osaka (2007) und Europameisterin von Barcelona (2010) feuert die Kugel am Stahlseil dann so weit wie keine andere. Nur: Manchmal lässt sie sich von Kleinigkeiten aus dem Konzept bringen.

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So wie zuletzt bei der EM in Helsinki. Sie mag die dortige Wurfanlage nicht, alles lief schief, und die 28-Jährige scheiterte schon in der Qualifikation. Auch in Peking vor vier Jahren leistete sie sich zwei ungültige Versuche, nur Platz neun. In London wird sie es besser machen. Wenn ihre Nerven mitspielen.

4. Patrick Hausding und Sascha Klein, Vize-Weltmeister im Synchronspringen vom 10-m-Turm 

Die Mücke wird nie den Flug des Adlers verstehen, und deshalb kann man beim Zuschauen einfach nur staunen. In den Augenblicken vom Absprung bis zum Eintauchen vollführen Patrick Hausding und Sascha Klein mit ihren Körpern Dinge, die eigentlich nicht gehen. In Peking erhielten sie 2008 stehenden Applaus vom chinesischen Publikum; Turmspringen ist in China populär wie Tischtennis und Badminton.

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Der Applaus kam zu Recht, denn Hausding und Klein gewannen hinter den Chinesen Lin Yue und Huo Liang die olympische Silbermedaille. In London tritt das Duo erneut an: Man wird wieder mit offenem Mund zuschauen und staunen.

5. Kajak-Vierer der Frauen, die Medaillenbank im Wasser 

Auch wenn ihre Sportart zwischen den Sommerspielen ein Nischendasein fristet, drehen die Kanuten bei Olympia immer groß auf. Das gilt vor allem für den Kajak-Vierer der Frauen. 2000 in Sydney, 2004 in Athen, 2008 in Peking: Im Ziel lag immer das deutsche Quartett vorn.

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Und immer saß Katrin Wagner-Augustin im Boot. So wird es auch in London sein. Nur ein Jahr nach der Geburt ihres Sohnes Paul hat sie ein eindrucksvolles Comeback hingelegt und sich in Eigenregie qualifiziert.

6. Turner Fabian Hambüchen will endlich das Gold am Reck 

Vor acht Jahren turnte sich Fabian Hambüchen bei den Olympischen Spielen in Athen in die Herzen der Fans. Mit 16 Jahren war er der jüngste deutsche Olympia-Starter, der mit kessen Worten und atemberaubenden Flugelementen am Reck für Aufsehen sorgte.

Aus dem lockeren Teenager ist ein manchmal ernster 24-jähriger Turner geworden, der den Erwartungsdruck der Öffentlichkeit spürt. Vor vier Jahren hielt er diesem nicht ganz Stand und wurde Dritter. Für Hambüchen eine Enttäuschung. Nach einer langwierigen Achillessehnen-Verletzung ist der Wetzlarer wieder topfit. Mit einer superschweren Übung will er sich im dritten Anlauf das Gold am Reck holen.

7. Der Ruder-Achter aus Dortmund will seine Siegesserie fortsetzen 

Die acht kräftigen Burschen aus Dortmund und ihr umso grazilerer Steuermann Martin Sauer sind der wohl heißeste deutsche Gold-Tipp. Der Deutschland-Achter ist nicht nur dreimal in Serie Weltmeister geworden, das Paradeschiff des Deutschen Ruder-Verbandes ist seit vier Jahren unbesiegt. Nach der schwärzesten Stunde des Achters in Peking, als das Boot noch nicht einmal das A-Finale erreichte, übernahm Trainer Ralf Holtmeyer den Neuaufbau.

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Der Gold-Trainer von 1988 sagt, dass nicht neun Freunde im Boot sitzen müssten, weil man keine Theken-Mannschaft sei. Und so hat er nach knallharten Ausscheidungskriterien die bestmögliche Besatzung gesucht. In Eton soll die Bastelarbeit am Achter ihren goldenen Abschluss finden.

8. Schwimmerin Britta Steffen, die Doppel-Olympiasiegerin von Peking 

Vor vier Jahren war Britta Steffen der deutsche Superstar in Peking. Während das komplette deutsche Schwimm-Team bei den Spielen unterging, holte die Berlinerin erst Gold über 100 Meter, dann Gold über 50 Meter Freistil und wurde schließlich zu Deutschlands „Sportlerin des Jahres 2008 gewählt. Doch in den vergangenen zwei Jahren lernte die 28-Jährige die Schattenseiten kennen.

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Nachdem sie ein Jahr lang wegen einer Verletzung pausieren musste, erreichte sie 2011 nicht ihre Normalform und flüchtete nach einem schwachen Auftritt bei der WM in Shanghai Hals über Kopf nach Deutschland. Das Kapitel sei abgehakt, sagt Steffen. Vor zwei Monaten wurde sie Europameisterin und zeigte, dass mit ihr wieder zu rechnen ist. Die Konkurrenz in London ist noch stärker als in Peking, aber Britta Steffen ist eine Wundertüte. Sie ist zu allem fähig. Im Guten wie im Schlechten. Auch zu einem erneuten Olympiasieg.

9. Vielseitigkeitsreiter Michael Jung, der sich am 30. Geburtstag mit Gold beschenken möchte 

Der 31. Juli könnte der ganz große Tag im Leben des Michael Jung werden. Nicht nur weil der Vielseitigkeitsreiter an diesem Tag seinen 30. Geburtstag feiert, sondern weil er sich selbst das schönste Geschenk machen könnte. Ein goldenes. Und der Schwabe aus Horb hat das Zeug dazu. Mit seinem Wallach „La Biostetique Sam“, kurz Sam genannt, holte Jung schon Gold bei Welt- und Europameisterschaften.

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Als erster Vielseitigkeitsreiter der Welt könnte er den Olympiasieg folgen lassen. Und wenn alles gut läuft, winkt ihm sogar ein Nachschlag zum Geburtstag. In der Mannschaft zählt das deutsche Team auch zum Favoritenkreis.

10. Die deutschen Hockey-Herren 

Nach der verpassten Qualifikation der Handballer, der Basketballer, der Fußballer und der Wasserballer sind die Hockey-Männern die einzige deutsche Medaillenhoffnung in den Teamsportarten.

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Trainer Markus Weise, der schon 2004 die deutschen Damen und 2008 die deutschen Herren zum Olympiasieg führte, freut sich über die gestiegene Aufmerksamkeit für die Auftritte seiner Mannschaft. „Für uns ist das kein Druck, sondern ein Ansporn“, sagt der Trainer. Auf dem blauen Kunstrasen wollen die Hockey-Herren ihr goldenes Ding perfekt machen.