Essen. In drei Tagen beginnen die Olympischen Sommerspiele in London, das größte Sportereignis der Welt. Olympia hat uns viele besondere Augenblicke beschert. Wir haben in vier Teilen zurückgeblickt – jetzt blicken wir auf die Spiele 2012. Wer könnte zu den großen Stars der Spiele in London gehören?
Am Freitag beginnen die Olympischen Sommerspiele in London, das größte Sportereignis der Welt. Olympia hat uns viele besondere Augenblicke beschert. Wir haben in vier Teilen zurückgeblickt – jetzt blicken wir auf die Spiele 2012. Wer könnte zu den großen Stars der Spiele in London gehören?
Basketball: LeBron James (USA)
Der 27-Jährige ist nicht gerade Mister Bescheidenheit. Er wehrt sich nicht gegen seinen Spitznamen „The Chosen One“ – der Auserwählte. Was bei seinem ersten Olympia-Aufritt 2004 in Athen sogar stimmte, denn als Dream-Team gestartet, krachten die US-Basketballer ausgewählt peinlich aufs Hallenparkett: Bronze! So tiefe Löcher gab es gar nicht, in denen die Stars vor Scham versinken wollten. LeBron James ist aber auch kein Weichei, er trat 2008 in Peking erneut an: Gold! In London will er nun jeglichen Zweifel ausräumen und mit seinen NBA-Kollegen das nächste Gold abholen. Prognose: Unverlierbar.
Schwimmen: Michael Phelps (USA)
Es wird der letzte große Auftritt des erfolgreichsten Sportlers der olympischen Geschichte. Michael Phelps, der schon 14 Gold- und zwei Bronzemedaillen gewonnen hat, will noch einmal zeigen, warum er von seinen Fans als außergalaktischer Schwimmer gefeiert wird. Seit seinem Achtfach-Gold von Peking hat es der 27-jährige Mann aus Baltimore ruhiger angehen lassen. Als 2009 ein Bild von ihm mit einer Wasserpfeife um die Welt ging, waren die Schlagzeilen fast so groß wie bei seinen Erfolgen. Vor einigen Tagen musste sich Phelps von seinem Teamkollegen Tyler Clary anhören, dass er beim Training lustlos wirke. „Ich konzentriere mich momentan nur auf mich selbst und darauf, mein Land würdig zu vertreten“, erwiderte Phelps. In London wird er sich beweisen müssen. In Ryan Lochte hat er einen Rivalen aus dem eigenen Team, der ihn schon bei der WM 2011 in den Schatten stellte.
Tennis: Roger Federer (Schweiz)
Was für einen Kanuten der Olympiasieg ist, ist für einen Tennis-Profi der Triumph in Wimbledon. Federer hat 17 Grand-Slam-Turniere in seiner Karriere gewonnen, Rekord. Er ist auch schon Olympiasieger, aber „nur“ im Doppel. 2008 in Peking hat er mit Stanislas Wawrinka Gold gewonnen. In London möchte der 30-Jährige nun seinen Traum erfüllen und auch Gold im Einzel holen. Allerdings wird er nicht der erste Schweizer sein, der Olympia-Gold im Tennis gewinnt. Quizfrage: Wer hat es Federer vorgemacht? Richtig: Marc Rosset, der 1992 in Barcelona im Finale den Spanier Jordi Arrese besiegte.
Turmspringen: Tom Daley (England)
Bei den Olympischen Spielen in Peking saß 2008 ein Schuljunge im Blitzlichtgewitter: Tom Daley, 14 Jahre alt und kurz zuvor Europameister im Turmspringen geworden (siehe Foto oben). Für Chinesen ist Turmspringen das, was für die Deutschen Fußball ist: fast alles. Deshalb fand Daley in Peking keine ruhige Minute, er kam aus der Konzentration und landete im Finale der Synchronspringer auf dem achten und letzten Platz. Er verlor die Nerven und schimpfte mit seinem Doppelpartner Blake Aldridge, der zwischen den Sprüngen mit seiner Mutter telefoniert hatte. Das soll dem nun 18-jährigen Daley in heimischen London, wo er als Held verehrt wird, nicht mehr passieren. Sein Ziel: Gold vom 10-Meter-Turm.
Stabhochsprung: Jelena Isinbajewa (Russland)
Die Frau, die vor jedem Versuch mit ihrem Stab wie mit einem Liebhaber spricht, verbesserte bereits 30 Mal im Freien und in der Halle den Weltrekord im Stabhochsprung und hat schon 2004 und 2008 olympisches Gold geholt. Wie Michael Phelps hatte auch die in Italien lebende Russin in den vergangenen Jahren Schwierigkeiten, sich nach den vielen Erfolgen zu motivieren. Nach einer längeren Auszeit ist sie wieder zurück, doch von ihrer Weltrekordhöhe von 5,06 Metern noch weit entfernt.
Schwimmen: Missy Franklin (USA)
Der Teenager aus Pasadena lebt auf großem Fuß. Die Jesuiten-Schülerin mit der Schuhgröße 46 ist bis jetzt nur Schwimm-Experten ein Begriff, aber es könnte gut sein, dass sie in London zum Superstar wird. „Missy the Missile“ (Missy, die Rakete), wie man sie in der Schwimm-Szene nennt, wird sieben Mal im Aquatic Center auf den Startblock steigen und hat sieben realistische Gold-Chancen. Womit sich das 1,87 Meter große Ausnahmetalent nach den Sommerspielen belohnen wird, steht schon fest. „Ich werde mir dann definitiv ein Tattoo stechen lassen“, sagt sie, „auf der rechten Hüfte.“
100-Meter-Lauf: Usain Bolt (Jamaika)
Als Usain Bolt vor vier Jahren im Olympiastadion von Peking an der Startlinie stand, lächelte er. Er trug goldfarbene Schuhe, und ihm herum starrten seine Konkurrenten konzentriert auf die Bahn. Bolt dagegen genoss die Show. Mike Tyson konnte nie gegen einen Fliegengewichtler verlieren, Bolt nicht gegen den Rest der Welt. Er flog aus den Startblöcken und breitete schon 20 Meter vor der Ziellinie jubelnd seine Arme aus. 9,69 Sekunden, damals in Peking noch neuer Weltrekord und Gold für Bolt. In der Zeitlupe sah man: Der Jamaikaner war mit offenem Schuh gelaufen. Er gewann danach noch Gold über 200 Meter und in der 4x100-m-Staffel. Genau das möchte der 25-Jährige nun in London wiederholen – auch wenn die Konkurrenz mit Landsmann Yohan Blake erstaunlich stark geworden ist.
Schwimmen: Federica Pellegrini (Italien)
Die schöne Italienerin ist ein echter Star. Nicht nur weil sie als Olympiasiegerin, mehrmalige Weltmeisterin und Weltrekordlerin im Schwimmbecken seit Jahren ihre Konkurrentinnen abhängt, sondern auch weil sie an Land die Blicke auf sich zieht. Wenn „Fede“ in ihrer italienischen Heimat irgendwo, irgendwann ausgeht, lauern die Paperazzi. Ihre Liebschaft mit Lagenschwimmer Luca Marin, den sie unter großem Getöse der französischen Olympiasiegerin Laure Manaudou ausgespannt hatte, beherrschte die Schlagzeilen der Regenbogenpresse. In London wird es nun nicht anders sein: Ihr derzeitiger Lover ist Schwimm-Weltmeister Filippo Magnini.
Fußball: Neymar (Brasilien)
Für Fußballer ist Olympia nicht die große Welt-Bühne. Aber Neymar da Silva Santos Junior, wie der 20-Jährige laut Geburtsurkunde heißt, will mit der brasilianischen Olympia-Mannschaft das erreichen, was der Selecao bei Weltmeisterschaften zuletzt nicht gelang. Ob der Supertechniker mit der eigenwilligen Hahnenkamm-Frisur wirklich den Titel holt oder nicht, wird seinen Marktwert nicht deutlich verändern. Der ist mit rund 50 Millionen Euro ohnehin schon einer der höchsten im Fußball-Zirkus.
Judo: Teddy Riner (Frankreich)
Der 23-Jährige ist in Frankreich der populärste Olympia-Teilnehmer. Judo-Turniere, bei denen er antritt, sind vor Öffnung der Kassen ausverkauft. Er verdient über seine Sponsoren mehrere Millionen Euro pro Jahr, und machte sich im Olympia-Jahr rar. „Ich bin ihm nirgendwo begegnet“, sagt Andreas Tölzer. Der Deutsche hat die letzten beiden WM-Finals gegen Riner verloren. Die Franzosen rechnen fest mit diesem Finale bei Olympia. Nach einem Sieg will Riner mit dem Judo aufhören und Rugby-Profi werden.