Rio de Janeiro. . Schwimm-Bundestrainer Henning Lambertz ist vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro zuversichtlich. Einem wünscht er die Medaille besonders.
In der ersten Wettkampfwoche stehen bei Olympischen Spielen traditionell die Schwimmer im Fokus. Das deutsche Team hat etwas gutzumachen. Vor vier Jahren blamierte es sich in London: Erstmals seit 80 Jahren fuhr es von Sommerspielen ohne Medaille nach Hause. Henning Lambertz, der Chef-Bundestrainer der Schwimmer, erzählt, warum es seit London aufwärts geht, und warum er Marco Koch reif für den Olympiasieg hält.
Herr Lambertz, vor vier Jahren gab es negative Schlagzeilen, weil die deutschen Schwimmer keine Medaille gewannen. Sind Sie sicher, dass nach den Sommerspielen in Rio solche Schlagzeilen ausbleiben?
Henning Lambertz: Nein. Sicher bin ich nicht. Wenn man wirklich nur auf die Medaillen schaut, dann sind unsere Hoffnungen nur auf wenige Schultern verteilt. Es kann passieren, dass Marco Koch, Paul Biedermann oder Franziska Hentke sehr gute Rennen abliefern, vielleicht sogar ihre deutschen Rekordzeiten schwimmen und es trotzdem nicht zu einer Medaille reichen wird. Wenn sie wirklich sehr gute Rennen gemacht haben und nicht auf das Podium kommen, dann muss man akzeptieren, dass andere noch besser gewesen sind. Aber wir hoffen natürlich, dass wir Medaillen gewinnen.
Paul Biedermann will bei seinem letzten Olympia-Auftritt endlich seine erste Medaille gewinnen. Schafft er es?
Henning Lambertz: Ich wünsche es ihm, und er hat das Zeug dazu.
Wäre seine Karriere trotz Weltrekorden sowie Welt- und Europameistertiteln eine unvollendete?
Henning Lambertz: Das kann nur Paul selbst abschließend beantworten. Wenn man nur auf die Medaillen schaut, wäre es so. Paul ist gut drauf und strahlt eine große Gelassenheit aus. Er fährt nicht zu Olympischen Spielen, um ein drittes Mal nur im Finale zu stehen. Paul hat alles dafür getan, um eine Medaille zu holen.
Ist Marco Koch nach Gold bei Europa- und Weltmeisterschaften reif für den Olympiasieg?
Henning Lambertz: Die nötige Reife dafür hat er erlangt. Ich hoffe, dass er am Tag der Tage das Rennen seines Lebens schwimmen wird. Marco ist die Beständigkeit in Person. In den vergangenen Jahren hat er die meisten Top-Platzierungen geschafft. Andererseits hält die Weltjahresbestzeit der junge US-Amerikaner Josh Prenot, den keiner bisher auf dem Zettel hatte. Prenot hat jetzt eine um drei Zehntel bessere Zeit als Marco. Es gibt noch zwei starke Briten und Japaner. Man kann nicht sagen, eine Medaille hängt schon in Marcos Schrank.
Wie ist insgesamt der Leistungsstand der deutschen Mannschaft zu bewerten?
Henning Lambertz: Sehr gut. Wenn man die Ergebnisse der deutschen Meisterschaft mit denen der US-Trials vergleicht, dann zeigt sich, dass nicht nur Paul Biedermann die 200 Meter Freistil und Franziska Hentke die 200 Meter Schmetterling gewonnen hätten. Auch Jan-Philipp Glania, Damian Wierling oder Alexandra Wenk hätten sich behaupten können. Deswegen fahre ich mit einem guten Gefühl nach Rio.