Rio de Janeiro. Vor vier Jahren in London gab es elf erste Plätze für Schwarz-Rot-Gold. Werden es in Rio ähnlich viele? Diese Kandidaten sollte der Zuschauer bei den Olympischen Spielen auf der Rechnung haben.

Das olympische Motto lautet: Dabeisein ist alles. Aber da Siegen noch schöner ist, stellen wir zwei Tage vor der Eröffnungsfeier zehn deutsche Gold-Hoffnungen für die Olympischen Spiele in Rio vor. Vor vier Jahren in London gewann das deutsche Team 44 Medaillen, davon elf in Gold.

Vielseitigkeitsreiten: Michael Jung

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2012 machte sich der Schwabe das schönste Geschenk zu seinem 30. Geburtstag, als er am 31. Juli Olympiasieger im Einzel wurde. Jetzt, mit 34 Jahren, trägt er erneut die Favoritenbürde. Als sein eigentliches Olympiapferd Takinou kurz vor den Sommerspielen ausfiel, verzagte Jung nicht, sondern entschied sich für seinen Gold-Wallach aus London. „La Biostetique Sam“, kurz Sam genannt, ist zwar schon 16 Jahre alt, aber was soll schon schief gehen, wenn er einen Reiter namens Jung auf dem Rücken hat? In der Mannschaft könnten Jung und Sam wie in London ihren zweiten Triumph feiern.

Diskuswerfen: Robert Harting

Robert Harting ist der Mann fürs Grobe, wenn er sich nach Triumphen mit theatralischer Geste und wildem Geschrei sein Deutschland-Trikot vom Körper reißt. Oder wenn er den IOC-Präsidenten mit diesen Worten beleidigt: „Ich schäme mich für ihn.” Der 31-Jährige kann jedoch auch sehr feinsinnig über seinen Sport reflektieren. In Rio will Harting nach mehr als einjähriger Verletzungspause zeigen, dass er noch einmal den goldenen Wurf drauf hat. Da sein Körper angeschlagen ist, muss er mit Köpfchen an die Sache gehen.

Zweierkajak: Rendschmidt/Groß

Obwohl der Essener Max Rendschmidt erst 22 Jahre alt ist, hat er im Kanurennsport schon zwei WM- und fünf EM-Titel im Zweier-Kajak mit seinem Berliner Partner Marcus Groß abgeräumt. In Rio will das Duo ein weiteres Mal die erfahrenere Konkurrenz düpieren. Und es winkt ein Nachschlag: Im Vierer sind Rendschmidt/Groß mit Einer-Weltmeister Max Hoff und Tom Liebscher auch für Gold gut.

Tennis: Angelique Kerber

Die 28-Jährige ist die sportliche Wundertüte. Wenn sie körperlich gesund und mental stark ist, kann sie jede Gegnerin schlagen. So wie bei den Australian Open, als sie Serena Williams vom Platz fegte. Aber wenn es nicht läuft, ist die Kielerin auch mal für das Aus in der ersten Runde gut. In Rio will Kerber bei 30 Grad ihre Sonnenseite zeigen.

Fußball: Frauen

Ganz weit vorne sind sie auf jeden Fall. Nämlich in diesem einen Punkt: Sie gehören zu den ersten, die ins olympische Wettkampfgeschehen eingreifen. Am Mittwoch, zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung der Spiele, treffen die deutschen Fußball-Frauen im ersten Gruppenspiel auf Simbabwe (23 Uhr/ARD). Für eine wird es das letzte große Turnier mit der Mannschaft sein: Silvia Neid. Die Bundestrainerin übergibt nach den Olympischen Spielen an Steffi Jones – und würde das gerne mit einer Goldmedaille um den Hals tun. Abgehoben? Keineswegs. Die DFB-Ladys sind Dauer-Europameister, haben zuletzt 2007 die WM gewonnen.

Beachvolleyball: Ludwig/Walkenhorst

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Es gibt im Sport kaum etwas Schöneres, als sich Beachvolleyball an der Copacabana anzuschauen. Die Brasilianer lieben die Verbindung von Sand und Sport. Das Stadion am vielleicht berühmtesten Strand der Welt ist eine Augenweide. Und das deutsche Duo Laura Ludwig und Kira Walkenhorst schmettert und baggert in diesem Sommer so gut wie nie. Auch die Generalprobe in Kärnten gewannen sie am Wochenende. Die Wiederholung eines Sand-Märchens ist möglich: Vor vier Jahren in London lieferten Julius Brink/Jonas Reckermann die Vorlage, jetzt könnte das Damen-Duo nachlegen.

Moderner Fünfkampf: Lena Schöneborn

Eine der komplexesten Sportarten überhaupt, denn der Moderne Fünfkampf besteht in rascher Folge aus Pistolenschießen, Degenfechten, Schwimmen, Springreiten und Crosslauf. Die 26-jährige Lena Schöneborn aus Troisdorf, die in Berlin lebt und trainiert, ist eine der erfolgreichsten Frauen in dieser Disziplin, die nur alle vier Jahre bei Olympia in den Blickpunkt rückt und dann wieder von der Bildfläche verschwindet. Schöneborn hat schon 32 Medaillen bei großen Meisterschaften gesammelt. Ihr Ziel für Rio: noch einmal den Goldcoup von Peking wiederholen und den 15. Rang von London vergessen machen.

Dressur_ Mannschaft

Früher mussten die deutschen Dressurreiter nur ins Viereck einreiten, um sich dann das Gold umhängen zu lassen. Diesen Olympiasieg gab es im Abo: Seit 1964 zehnmal. Aber 2012 lösten die Briten Deutschland ab. Es soll ein Ausrutscher bleiben: Im Reitstadion von Deodoro will das deutsche Quartett um Dorothee Schneider, Isabell Werth, Sönke Rothenberger und Kristina Bröhing-Sprehe zeigen, wer nicht nur die Piaffen am besten beherrscht. Zuletzt hatten die Reiter beim CHIO in Aachen gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist. Das galt neben Dressur- und Vielseitigkeitsreitern auch für die Springreiter.

Rudern: Deutschlandachter

Die acht kräftigen Burschen aus Dortmund und ihr umso grazilerer Steuermann Martin Sauer waren vor vier Jahren in London der wohl heißeste deutsche Gold-Tipp. Und das Team um Schlagmann Kristof Wilke schaffte es dann tatsächlich. Wilke sitzt nicht mehr im Boot, und 2015 holten die Briten den WM-Titel. In Rio soll die Stunde der Revanche schlagen. Ralf Holtmeyer, der Gold-Trainer von 1988 und 2012, sagt, dass nicht neun Freunde im Boot sitzen müssten, weil man keine Theken-Mannschaft sei. Und so hat er nach knallharten Ausscheidungskriterien die bestmögliche Besatzung gesucht.

Schwimmer: Marco Koch

Für Bundestrainer Henning Lambertz ist klar: Marco Koch ist der Olympiasieg über 200 Meter Brust zuzutrauen. Seitdem der Darmstädter weniger Chicken Nuggets isst, gleitet er noch rasanter durch das Wasser. Welt- und Europameister ist er schon. Olympia-Gold kann die Krönung seiner Karriere werden.

Hockey: Herren

Zweimal in Folge haben sie es schon getan: 2008 in Peking und 2012 in London ging das Gold an die deutschen Hockey-Herren. Auch wenn der Goldschmied Markus Weise zum Fußball abgewandert ist, der Olympiasieg geht nur über das Team des neuen Bundestrainers Valentin Altenburg. Feiern können sie – koste es, was es wolle. Nach der Goldfete 2012 ließen die Jungs einen Schaden von 500 000 Euro auf der MS Deutschland zurück.