Essen. . Die internationalen Dachverbände der Reiter, Tennisspieler, Bogenschützen oder Judoka lassen Russland bei Olympia starten - das haben sie schnell entschieden.

Ihren wichtigsten Sieg haben die russischen Sportler schon vor dem ersten Wettkampftag in Rio erzielt – aber gefeiert werden sie dafür nicht gerade. An der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gibt es massive Kritik. Von einem neuen Ost-West-Konflikt im Weltsport ist die Rede nach der Verkündung, Russland nicht grundsätzlich von den Olympischen Spielen auszuschließen, trotz belegten Staatsdopings. „Wir sind entsetzt. Das ist ein Rückschritt“, sagte Andrea Gotzmann von der Nationalen Anti Doping Agentur (Nada). Beifall gab es dagegen aus Moskau, von höchster Stelle. Kremlchef Wladimir Putin begrüßte die Starterlaubnis.

Schwimm-Weltmeisterin Julija Jefimowa ist raus

Das IOC hatte am Sonntag verkündet, die internationalen Verbände sollten nun darüber befinden, ob einzelne russische Athleten in den jeweiligen Sportarten antreten dürfen oder nicht. Während der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach international für diese Entscheidung nach dem Dopingdesaster zerpflückt wird, winkten die ersten Weltverbände russische Athleten bereits Richtung Rio durch.

Das Olympische Dorf ist noch eine Baustelle

Was braucht der Australier, um sein Quartier gemütlich einzurichten, sich heimisch und wohlzufühlen? Vielleicht Kängurus, schlug Brasiliens Bürgermeister Eduardo Paes flapsig vor, und verkannte dabei wohl den Ernst der Lage. „Wir brauchen keine Kängurus, wir brauchen Klempner“, entgegnete das Olympische Komitee Australiliens. Sportler und Delegation wollten am Sonntag ins Olympische Dorf einziehen, und weigerten sich kurzerhand, viele Apartments seien „unbewohnbar“ hieß es.

Feuchte Wände und Gasgeruch

Feuchte Wände, Gasgeruch, blockierte Toiletten, freiliegende Stromkabel, dunkle Treppenaufgänge und verdreckte Böden – so stellte sich den Australiern zwölf Tage vor Beginn der olympischen Spiele in Rio die Situation im Olympischen Dorf dar. Es liegt in Rios Stadtteil Barra da Tijuca, 1,5 Kilometer vom Olympiapark entfernt. Dort stehen nun 31 Hochhäuser, in denen mit Sportlern, Betreuern, Trainern und Ärzten demnächst rund 18 000 Bewohner erwartet werden. Triste Plattenbauten und karge Einrichtung – Wohlfühlatmosphäre sieht wohl anders aus. Auch die Briten und Neuseeländer beklagten die Zustände vor Ort.

Das Organisationskomitee räumt Mängel ein, 500 Personen sollen das Dorf nun rechtzeitig fit machen – ohne Kängurus. Die Australier wohnen erstmal im Hotel. (Ann-Christin Fürbach)

Bis Redaktionsschluss war bereits bekannt: Die Reiter dürfen starten, die Tennisspieler, Judoka und Bogenschützen. Sieben russischen Schwimmern bleibt nach einer Entscheidung des Weltverbandes Fina die Olympia-Teilnahme dagegen verwehrt, unter ihnen ist Brustschwimm-Weltmeisterin Julija Jefimowa. Zugleich betonte die Fina, dass es keine Hinweise auf Doping im Synchronschwimmen, Wasserspringen oder Wasserball gebe.

„Ich habe große Zweifel, dass da überhaupt eine verantwortungsvolle Prüfung stattfindet“, sagte Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, angesichts der schnellen Verbandsurteile.

Bereits vergangene Woche hatte der Welt-Leichtathletik-Verband russische Athleten von Olympia ausgeschlossen. Sie sollen nun bei einem Ersatzwettkampf nahe Moskau gegeneinander antreten, teilte der russische Verband mit.