Essen. Der Sportgerichtshof Cas weist Einspruch gegen Suspendierung ab. Jetzt ist IOC-Präsident Thomas Bach am Zug. Aus für das komplette Team möglich.

Jetzt ist es perfekt. Die Olympischen Spiele, die am 5. August in Rio de Janeiro beginnen, werden ohne das russische Leichtathletik-Team stattfinden. Der Internationale Sportgerichtshof (Cas) hat am Donnerstag in Lausanne den Einspruch von 68 russischen Leichtathleten und des Nationalen Olympischen Komitees Russlands abgewiesen. Der Welt-Leichtathletik-Verband (IAAF) hatte Russland am 13. November vergangenen Jahres wegen systematischen Dopings suspendiert und diese Entscheidung am 17. Juni bestätigt. Die Reaktionen innerhalb und außerhalb Russlands über das Olympia-Aus könnten nicht unterschiedlicher ausfallen.

So spricht Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, von einem „historischen und guten Tag“, weil klare Sanktionen eines internationalen Verbandes rechtlich bestätigt worden seien. Währenddessen schimpft die prominenteste russische Leichtathletin, die zweimalige Stabhochsprung-Olympiasiegerin Jelena Issinbajewa, das Cas-Urteil sei „eine rein politische Entscheidung und die Beerdigung der Leichtathletik“.

Guter Freund von Putin

Mit der Cas-Entscheidung rückt das Aus der kompletten russischen Mannschaft von den Olympischen Spielen in Rio näher. Nach einer Telefonkonferenz am Dienstag hatte die 15-köpfige Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ihre Entscheidung vertagt, um zunächst die Cas-Entscheidung abzuwarten. Jetzt ist das IOC am Zug. Präsident Thomas Bach gilt als Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Vor zwei Tagen hatte Bach „härteste Sanktionen gegen jede beteiligte Person oder Organisation“ angekündigt. Am Sonntag kommt das IOC-Exekutivkomitee das nächste Mal zusammen. Spätestens Dienstag soll die Entscheidung über ein komplettes Aus gefallen sein.

Auch interessant

Sicher ist die Höchststrafe jedoch nicht. Das IOC könnte die Verantwortung über die Starterlaubnis den Fachverbänden übertragen. Diese müssten dann von Fall zu Fall urteilen. Die IAAF hat schon das Aus für die Leichtathleten verkündet. Im McLaren-Report der Welt-Anti-Doping-Agentur sind 22 olympische Sommersportarten aufgelistet, in denen in Russland gedopt worden ist. In 20 davon haben sich russische Athleten für Rio qualifiziert.

Freitag: „Wichtiges Zeichen“

„Die letzte Entscheidung liegt natürlich nun beim IOC“, sagte Damar Freitag, die Vorsitzende im Sportausschuss des Deutschen Bundestags, dieser Zeitung. „Dabei kann es sich aus meiner Sicht nur noch um einen Olympia-Ausschluss der kompletten russischen Mannschaft handeln. Ich bin erleichtert, dass der Cas die Entscheidung des Welt-Leichtathletik-Verbandes bestätigt hat. Das ist ein wichtiges Zeichen auf dem Weg zu einem saubereren Sport.“

Zumindest eine russische Leichtathletin wird trotzdem in Rio an den Start gehen. Weitspringerin Darja Klischina hatte schon von der IAAF Grünes Licht bekommen, weil sie bereits länger in den USA lebt und dort regelmäßig kontrolliert worden ist. Ob die Whistleblowerin Julia Stepanow über 800 Meter dabei sein wird, steht noch nicht fest.