Essen. Was vermutete wurde, ist jetzt bestätigt worden: Die Wada enthüllt, dass der russische Staat Doping im großen Stil gefördert hat. Jetzt könnte der Olympia-Ausschluss Russlands folgen.

Wir werden es vermutlich nie erfahren. Niemals wird bis ins letzte Detail aufgeklärt werden, in welchen Dimensionen und wie lange russische Sportler tatsächlich gedopt haben. Doch das muss es auch gar nicht. Der Skandal ist schon so groß genug. Zu allem Überfluss fällt er in eine Zeit, in der die globale Lage sehr angespannt ist. Russland gegen den Westen, Putin gegen den Rest der Welt. Da gerät jedes Wort zum Politikum, jede Reaktion zum Affront. Selten waren die Akteure so nervös wie heute. Und mittendrin ein IOC-Präsident Thomas Bach, der sich häufiger in der Rolle des Russenverstehers gefallen hat.

Erinnerungen an den Kalten Krieg

Es werden Erinnerungen an die Zeit des Kalten Krieges wach, in der sowjetische Sportsoldaten in ihren Wettkämpfen die Dominanz des kommunistischen Systems demonstrieren sollten – mit so ziemlich allen Mitteln. Das alles ist mehr als 30 Jahre her und plötzlich wieder aktuell.

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Was ist jetzt zu tun? 443 russische Athleten waren bei den Spielen in London vor vier Jahren am Start. Nur die USA und Großbritannien schickten mehr Sportler. Diese Zahl zeigt, dass über ein sportliches Schwergewicht entschieden wird und nicht über einen Zwergstaat. Olympia ohne Russland – da blieben viele Startplätze leer. Trotzdem gibt es keine Alternative. Das Internationale Olympische Komitee hat immer wieder betont, entschlossen gegen Doping vorgehen zu wollen. Wann wäre der Zeitpunkt passender als jetzt, da belegt wird, dass der russische Staat ganz offensichtlich den Betrug im großen Stil angetrieben und gesteuert hat?

Wenn das IOC glaubhaft bleiben will, muss es Konsequenzen ziehen. Am Ende könnte es sogar gewinnen. Greift das Komitee entschlossen durch und schließt Russland von Olympia aus, würde es ein starkes Signal senden, eines das alle verstehen: Saubere Sportler, Zuschauer – und selbst Dopingsünder.