Duisburg. Verantwortliche und Spieler der Zebras müssen aufpassen, nicht noch mehr Kredit bei den Anhängern zu verspielen. Ein Kommentar.

Wie würde die Welt des MSV Duisburg wohl aussehen, wenn Joshua Bitter in der vierten Minute der Nachspielzeit des Spiels gegen Paderborn nicht am aussichtsreichen Torschuss gehindert worden wäre, sondern das späte Siegtor erzielt hätte? Vielleicht wäre ja für einen Moment, womöglich gar für den Rest des Abends vergessen worden, was sich in den 93 Minuten zuvor in der Schauinsland-Reisen-Arena abgespielt hatte. Dieses Glück blieb der Mannschaft von Dietmar Hirsch jedoch versagt, die sich stattdessen ein weiteres Mal enttäuschte Pfiffe gefallen lassen musste – und die Frage: Geht das denn jetzt nur noch so weiter?

Auch interessant

Umso erstaunlicher ist allerdings die im Anschluss demonstrierte Selbstwahrnehmung von Trainer und Spielern. Er sei „stolz auf die Jungs“, ließ Kapitän Alexander Hahn wissen, während sein Coach ausführte, er sei „bis zur letzten Aktion mit dem Ergebnis zufrieden“ gewesen. Beide haben in der Hinrunde ein enormes Polster von Anerkennung dafür angelegt, den MSV nach dem Abstiegsfiasko wieder in gesichertes Fahrwasser gebracht zu haben; nun müssen sie allerdings aufpassen, das mit solchen Aussagen nicht zu verspielen. Eine versammelte Portion Demut wäre angebrachter gewesen als eine breite Brust, weil man ja immerhin in Unterzahl einen Punkt zu Hause gegen Paderborn gerettet hat. Einen Punkt! Zu Hause! Gegen Paderborn! Wie groß muss denn vor dem Spiel die Verunsicherung gewesen sein, wenn das jetzt – die zweifellos überzogene Rote Karte gegen Can Coskun mal außen vor gelassen – schon als Erfolg durchgeht?

Auch interessant

Dass die Menschen in durchweg fünfstelliger Zahl nach den Enttäuschungen der Vorjahre die Arena füllen, ist ein Phänomen, das vielfach für Verwunderung sorgt. Allmählich müssen die Verantwortlichen und das kickende Personal aber aufpassen, dass sich das nicht wieder in die Gegenrichtung bewegt. Vor dem Spiel gegen Paderborn wurde offiziell verkündet, man erwarte 15.000 Zuschauer. Es wurden dann (eigentlich auch realistische) 12.200. Geboten wurde ihnen jenseits der Stimmung ein fußballerisch grausiger Abend. Kein einziger Schuss auf das Tor von beiden Seiten. Verkauft wird das dann als „gute Ordnung“, „nichts zugelassen“ und was es sonst noch an Allgemeinplätzen gibt. Wenn der Spitzenreiter der Regionalliga den ohne Fans anreisenden Tabellenachten empfängt, wollen die Leute unterhalten werden. Der vermeintliche Plan, „gut zu stehen und irgendwann den Lucky Punch zu setzen“, hat damit nichts zu tun. Der MSV braucht dringend einen Konzeptwechsel.