Jerez de la Frontera. Dietmar Hirsch möchte langfristig für den MSV arbeiten. Der Coach erklärt, warum es bislang mit einem Aufstieg noch nicht geklappt hat.

Am Samstagvormittag geht‘s für die Regionalliga-Fußballer des MSV Duisburg wieder nach Hause. Nach sieben Tagen im Trainingslager in Jerez de la Frontera freut sich auch Coach Dietmar Hirsch auf die Familie und auf den ersten Spaziergang mit dem Hund. Am Abend steht ein Geburtstag in der Nachbarschaft an. Der 53-Jährige fliegt mit einem guten Gefühl in die Heimat: „Wir haben sehr gut gearbeitet. Wir haben eine gute Mischung aus Belastung und Spaß gefunden.“ Hirsch sieht sein Team für die Restrunde gerüstet.

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Schon als Spieler war Dietmar Hirsch gerne im Trainingslager. Nebenbei bemerkt: Als der Autor dieser Zeilen erstmals für die Sportredaktion in ein Winterquartier der Zebras reiste, war Hirsch als Spieler beim MSV dabei. Im Jahr 2000 bereitete sich das Team von Trainer Friedhelm Funkel an der Algarve in Portugal auf die Rückrunde in der 1. Bundesliga vor. Damals steckten die Zebras im Abstiegskampf, am Ende reichte es nicht für den Klassenerhalt. Der MSV stieg ab, und Hirsch wechselte zum Erstliga-Neuling SpVgg Unterhaching.

„Das war für mich immer eine besondere Atmosphäre. Das war immer cool“, blickt Hirsch zurück. Der heutige Coach merkt an, dass in der Bundesliga Trainingslager Standard waren, dies in der Regionalliga aber eine Ausnahme und keine Selbstverständlichkeit ist. Letztlich hat sich der Trip nach Andalusien vor dem Hintergrund der Wetterkapriolen in Duisburg gelohnt. Nebel wie bei den Vormittagseinheiten am Donnerstag und Freitag lächelt das Zebra einfach weg.

Beim VfB Oldenburg steuerte Dietmar Hirsch (Mitte), hier im September 2015, lange auf Erfolgskurs, 
Beim VfB Oldenburg steuerte Dietmar Hirsch (Mitte), hier im September 2015, lange auf Erfolgskurs,  © imago | Manngold

Im Zentrum der Arbeit in Spanien steht der große Traum, den sich die Zebras erfüllen wollen. Im Mai will der MSV den Aufstieg in die 3. Liga feiern. Auch für Dietmar Hirsch persönlich wäre dieser Erfolg die Erfüllung eines lange gehegten Traumes. Schon dreimal schnupperte er in seiner Trainerlaufbahn am Aufstieg, zweimal war er mit seinen Teams Wintermeister. Am Ende reichte es jedoch nicht für den großen Wurf. „Aller guten Dinge sind drei“, sagt Hirsch trotzig mit Blick auf seine Zeit beim VfB Oldenburg und beim 1. FC Bocholt. Als zusätzlichen Druck empfindet er diese Bilanz nicht. Kein Fluch, kein schlechtes Omen – Hirsch sieht sich nicht als Trainer, der nur in der Hinrunde abliefern kann: „Wir sind etwas anders aufgestellt. Wir haben in der Breite mehr Qualität, mehr Durchhaltevermögen.“

Ekstase bei Teutonia Ottensen im September 2021. Dietmar Hirsch klopft vor Freude auf den Rasen.
 
Ekstase bei Teutonia Ottensen im September 2021. Dietmar Hirsch klopft vor Freude auf den Rasen.   © imago | KBS-Picture Kalle Meincke

Dietmar Hirsch blickt zurück. Mit dem VfB Oldenburg führte er in der Saison 2015/16 die Tabelle der Regionalliga Nord zum Jahreswechsel mit fünf Punkten Vorsprung vor der U 23 des VfL Wolfsburg an. Am Ende machten die Wölfe mit 79 Zählern vor dem VfB (74) das Rennen. „Wir hatten damals in Oldenburg viele Ein-Jahres-Verträge. Es war problematisch, dass in der heißen Phase viele Vertragsgespräche geführt wurden.“ Der VfB sei nicht auf Rosen gebettet gewesen und hätte den Spielern Drittliga-Angebote gemacht, die teilweise schlechter gewesen seien als bei einigen Regionalligisten. Hirsch: „Das hat Unruhe reingebracht.“

Mit Teutonia Ottensen belegte Hirsch in der Winterpause der Saison 2021/22 mit fünf Punkten Rückstand zur Spitze den dritten Rang. Am Ende der Meisterrunde der zuvor zweigeteilten Liga nahmen die Hamburger mit 15 Zählern Rückstand auf Spitzenreiter VfB Oldenburg Platz sieben ein. Das Engagement stand im Zeichen der Corona-Pandemie: „Ich war dem Klub dankbar, dass ich dort arbeiten durfte. Die Zeit war nicht einfach.“ Hirsch spricht von schwierigen Strukturen, der Verein hätte zum Beispiel im Falle des Aufstiegs ein externes Stadion nutzen müssen.

Von Alemannia Aachen „einfach überrannt“

Mit dem 1. FC Bocholt hatte Hirsch in der vergangenen Saison in der ersten Serie die Liga gerockt. Die „Schwatten“ überwinterten in der Regionalliga West mit zwei Punkten Vorsprung vor Alemannia Aachen auf dem ersten Platz. Am Ende stieg die Alemannia mit 75 Punkten auf. Bocholt wurde mit zwölf Zählern Rückstand Zweiter. Aachen konnte sich im Winter noch einmal erheblich verstärken, zudem sei die „Wucht der Zuschauer“ hinzugekommen“, wie der Coach anmerkt. Hirsch: „Die haben uns einfach überrannt hinterher, auch wenn wir sie zweimal geschlagen haben.“

„Wenn Michael Preetz hier jetzt gleich kommt und sagt ,Du kriegst jetzt hier einen Zehn-Jahres-Vertrag‘, dann unterschreibe ich den sofort. Egal für welche Liga.“

Dietmar Hirsch
MSV-Trainer

Beim MSV findet Dietmar Hirsch im Vergleich zu den genannten Beispielen die besten Voraussetzungen für den Sprung nach oben vor. Ein Aufstieg wäre nicht nur für den Lebenslauf gut: Für Hirsch ist die Mission bei „seinem“ MSV eine Herzensangelegenheit. Der Rheinberger ist seit 2020 einschließlich Interimscoach Uwe Schubert der neunte Cheftrainer der Meidericher. Da wünschen sich auch die Verantwortlichen, dass Hirsch nun der Mann ist, der langfristig bei den Zebras erfolgreich arbeiten kann.

Hirsch selbst war noch nie länger als zwei Jahre für einen Verein tätig. Beim MSV würde er gerne zum Langfristtrainer aufsteigen. Er weiß, dass das nur bedingt in seiner Hand liegt: „Ich kann das nicht beeinflussen.“ Mit einem Augenzwinkern sagt er beim Gespräch in Spanien: „Wenn Michael Preetz hier jetzt gleich kommt und sagt ,Du kriegst jetzt hier einen Zehn-Jahres-Vertrag‘, dann unterschreibe ich den sofort. Egal für welche Liga.“