Duisburg. Trainer Hirsch will möglichst frühzeitig wissen, ob sich das eine oder andere Zebra im Winter nach einer neuen Herausforderung umschaut
Mal kurz nachgefragt: Will jemand weg? Nein. Es will niemand. Bis jetzt. Dietmar Hirsch, der Trainer des MSV Duisburg, hatte frühzeitige Nachrichten angemahnt – für den Fall, dass ein unzufriedener Spieler den Tabellenführer in der Fußball-Regionalliga verlassen möchte. In der kurzen Zeit der Vorbereitung ab dem 3. Januar habe er wenig Muße, sich mit Personalfragen zu belasten. Abschiedsgesuche erbat er sich deshalb zeitig.
Spieler des MSV Duisburg haben bis zum 2. Januar nun Ferien
Chris Schmoldt, der Kaderplaner bei den Zebras, teilte am Dienstagabend auf Nachfrage mit: „Bis jetzt ist kein Spieler mit dem Wunsch nach einem Vereinswechsel auf uns zugekommen.“ Am Dienstag war das letzte gemeinsame Training. Bis zum neuen Jahr haben die Kicker nun Ferien. Ob noch der eine oder andere die Zeit der Muße für ein Zukunftsgespräch mit seinem Berater nutzt?
Denn selbst in einem Siegerteam gibt es nicht nur Gewinner. Zwei Spieler waren in der bisherigen Saison an den 42 Punkten auf dem Konto zu keiner Minute beteiligt: Torwart Kevin Kunz, der immerhin im Niederrhein-Pokal zu seinen Einsätzen kommt, und Linksverteidiger Batuhan Yavuz. Der 19-Jährige hat einen Stammplatz auf der Bank. Er hilft dem Trainer, die U23-Regel zu erfüllen. Vier Nachwuchskicker müssen immer im Kader sein.
MSV: Batuhan Yavuz spielt für die türkische U20-Nationalelf
Yavuz schaffte im Herbst den Sprung in die türkische U20-Nationalmannschaft. Will er mehr Einsatzzeiten für sein Land bekommen, sollte er ab und an auf einem Fußballplatz, der keine Trainingswiese ist, vor einen Ball treten. Das wird beim MSV nicht leicht. Die Saison zeigt: Can Coskun, in allen 18 Partien bislang im Einsatz, ist die erste Wahl des Trainers für die Position links hinten. Sein Ersatz ist Mert Göckan. Er kommt, wenn Coskun nicht mehr kann.
Vor verschlossener Tür steht auch Franko Uzelac. Der Innenverteidiger kam vom Regionalliga-Meister Alemannia Aachen zum MSV. In der Liga brachte er es bislang auf 19 Einsatzminuten. Beim Pokalsieg in Velbert schoss er ein Tor und sagte über seine Rolle als Zuschauer bei Meisterschaftsspielen: „Es ist schwer. Ich war in jedem Verein, in dem ich bis jetzt war, ein Führungsspieler oder der Kapitän.“
Garanten für den MSV-Erfolg: Ali Hahn und Tobias Fleckstein
Uzelac hat es in der Tat schwer. Das Duo mit Ali Hahn und Tobias Fleckstein gehört zu den Garanten des Duisburger Erfolgs. Seit dem achten Spieltag war der frühere Stammspieler nur einmal im Kader, und zwar beim 0:0 in Fortuna Köln. Zum Einsatz kam er auch da nicht.
Nicht sehr glücklich dürfte ebenfalls Jonas Michelbrink mit seiner Bilanz sein. Der ehemalige Herthaner erhielt als einer der wenigen Kicker aus dem Drittliga-Abstiegskader ein Vertragsangebot. Der MSV feierte die Zusage des Mittelfeldmanns, denn Michelbrink hat Talent. Im Gegenzug erhoffte sich der 23-Jährige, über gute Leistungen in der vierten Liga seinen Marktwert zu steigern. Doch Michelbrink erkrankte in der Vorbereitung und spielt seitdem nur eine Nebenrolle. Es reichte bislang lediglich zu 286 Spielminuten. Auch Joshua Bitter verpasste die Vorbereitung, ist nun aber Stammspieler auf der rechten Abwehrseite.
Malek Fakhro hat Gerrit Wegkamp beim MSV den Rang abgelaufen
Stürmer Gerrit Wegkamp hat seinen Wechsel zum MSV ebenfalls mit anderen Hoffnungen verbunden, als sie der Ligaalltag wahrmachte. Als Reputation konnte der 31-Jährige vorweisen: Mit 22 Toren schoss er in der Saison 2022/2023 Preußen Münster in die 3. Liga. In der vergangenen Spielzeit war er am Durchmarsch der Preußen in die 2. Liga beteiligt. Das hatte Gewicht. Zu Beginn der Saison war Wegkamp der Stürmer Nummer eins. Inzwischen hat ihm Malek Fakhro den Rang abgelaufen. Ganz ähnlich dürfte sich Jakob Bookjans fühlen. Mit fünf Toren war er in der ersten Saisonphase einer der Publikumslieblinge. Inzwischen kommt auch ihm die Rolle als Joker zu. Kilian Pagliuca kam spät und sollte für mehr Ballbesitz sorgen. Inzwischen sitzt er zumeist auf der Bank.
Trainer Dietmar Hirsch beschreibt die Stimmung im Team als ausgesprochen gut. Kein Wunder, denn die Mannschaft steht ganz vorne. Das mag bei der Entscheidung, ob es anderswo ebenso schön sein könnte, eine Rolle spielen. Überdies sind noch 16 Spiele zu absolvieren. Da kann sich die Windrichtung durchaus ändern.