Montreal. . Der große Preis von Kanada ist für die Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton auch ein internes Duell im Kampf um die meisten Pole-Position-Starts. Rosberg hat sich - nicht zuletzt mit seinem Sieg in Monaco - aus Hamiltons Schatten befreit, die -Formel-1-Piloten sind auf Augenhöhe. Eine Situation, aus der beide Fahrer Kraft schöpfen.
Es ist schon ein Weilchen her, dass Lewis Hamilton seinem Teamkollegen Nico Rosberg eins auswischen konnte. Vor 13 Jahren, als beide zusammen für das Kart-Team MBM fuhren, schmierte der Brite dem Deutschen gerne scharfes Tiger-Balm in den Rennanzug. Die Revanche gelingt Rosberg, seit die beiden für Mercedes in der Formel 1 fahren, jetzt ist er es, der den Rivalen heiß macht – kraft seiner sportlichen Leistung.
Mit drei Pole-Positionen in Serie und dem ersten Saisonsieg in Monte Carlo hat sich der 27 Jahre alte Wiesbadener gegen den nur ein halbes Jahr älteren Weltmeister von 2008 nicht bloß emanzipiert. Vor dem Großen Preis von Kanada am Sonntag (20 Uhr live bei RTL oder in unserem Ticker) in Montreal hat Rosberg damit Lewis, den Löwen, mächtig in Bedrängnis gebracht.
Rosberg konterter zur rechten Zeit, um aus Hamiltons Schatten zu treten
Beim siebten WM-Lauf wird es einen neuen Führenden im internen Duell geben, momentan steht es 3:3 im Qualifikationsvergleich, dem eigentlichen Gradmesser für die Leistungsfähigkeit von Rennfahrern. Hamilton hatte schnell ein 3:0 vorgelegt, das seinem Habitus entsprach. Rosberg, der drei Jahre lang an der Seite von Michael Schumacher um Anerkennung gekämpft hatte, konterte gewaltig. Zur rechten Zeit, um aus den Schatten zu treten.
Dass ihm Weltmeister Jackie Stewart prophezeit hatte, nur Hamiltons Nummer zwei zu sein, macht Rosberg angeblich nichts aus. Aber der Stachel sitzt tief, was Teamchef Ross Brawn nur recht sein kann – zwei Piloten, die sich gegenseitig beschleunigen. Bei Mercedes geht man wohl zurecht davon aus, über die ausgeglichen stärkste Fahrerpaarung der Branche zu verfügen. Und das ist, angesichts der leidigen Reifen-Affäre, immerhin mal eine erfreuliche Perspektive.
Hamilton redet über Hunde, Rosberg nicht über die Reifen-Affäre
Während Rosberg darüber philosophieren darf, mit welchen vier Personen der Zeitgeschichte er am liebsten zu Abend essen würde (Muhammad Ali, Cleopatra, Gandhi, Buddha), hat sich Hamilton in seiner Heimat dafür zu verantworten, dass er seine Bulldogge Roscoe mit an die Rennstrecke nimmt. Sein Appell an die Vernunft verpufft: „Was hat mein Hund denn mit meiner Leistung im Auto zu tun?“
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Andere Menschen, andere Sorgen: Rosberg bedauert es, dass die Euphorie seines Triumphs in Monte Carlo schon verflogen sei. Er will in Kanada die Bestätigung seiner Form – vieles hängt von den Reifen ab. Apropos: Zum schwebenden Verfahren in der „Testgate“-Affäre gibt es von Rosberg derzeit keine Auskünfte.
Der ist schon genervt genug, dass dieser Schatten auf seinen bislang größten Erfolg fällt. „Es ist wirklich schade für Nico“, sagt auch Weltmeister Sebastian Vettel, „und es wäre absolut falsch, ihm den Sieg abzuerkennen, auch wenn es nicht fair war, was Mercedes gemacht hat.“ Eine Runde Mitleid ist genau das, was Nico Rosberg gerade nicht braucht: „Meine Erwartung für das Internationale Tribunal ist, dass alles in Ordnung war mit unserem Test.“