Yeongam. . Nachdem er die Führung in der Formel-1-WM übernommen hat, erwartet alle Welt von Sebastian Vettel den dritten Titel in Serie - nur zwei Männer nicht: Vettel selbst – und natürlich Gegenspieler Alonso. Der Ferrari-Fahrer setzt wie Vettel auf Harmonie.
Am Technik-Trick für die Siegerehrung muss Adrian Newey noch arbeiten. Der Schöpfer des wieder erstarkten Red-Bull-Rennwagens durfte anlässlich des ersten Doppelsieges von Sebastian Vettel und Mark Webber in dieser Saison mit hinauf aufs Podium beim Großen Preis von Korea. Newey ist kein Typ für große öffentliche Gefühle, und Champagner möchte er lieber vornehm im Gaumen prickeln lassen, nicht in den Augen brennen. Der Vater des technischen Aufschwungs von Red Bull und damit auch der Mann hinter dem Comeback von Vettel zurück an die Spitze der Formel-1-Weltmeisterschaft zog vor der üblichen Magnum-Arie nach dem Rennen flugs eine Taucherbrille hervor.
Allein, es nutzte ihm wenig. Die überschäumende Freude war zu groß. Der Titelverteidiger hat sich mit einem Sieg-Hattrick während der Asien-Tournee sechs Zähler Vorsprung auf den am Gelben Meer drittplatzierten Fernando Alonso verschafft. Hundert Punkte sind noch in der Ausspielung, alle erwarten nun einen Durchmarsch des Heppenheimers. Nur zwei nicht: Vettel selbst – und natürlich Gegenspieler Alonso.
Vertrauen für Fahrer, Mannschaft und Technik
Die Formel 1 hat am Ende das perfekte Duell unter Gleichen, nachdem sich die McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button offiziell aus dem Anwärterkreis verabschiedet haben, und Kimi Räikkönen, der als Dritter theoretische Chancen hätte, wie gewohnt zum Thema schweigt. Entschieden ist es tatsächlich noch lange nicht. Für Red-Bull-Motorsportdirektor Helmut Marko ist der alte Geist wieder in die Garagen zurück gekehrt. Der Fahrer vertraut seiner Mannschaft, die Mannschaft vertraut der Technik. Alle sind (wieder) eins mit ihrer Nummer Eins. Tatsächlich, im stets auf die Spitze getriebenen Grand-Prix-Sport ist vieles auch eine Frage der Harmonie.
Auch interessant
Das ist die stärkste Waffe von Gegenspieler Fernando Alonso. Wie stark er den Ferrari F 2012 über den Lauf des Jahres gemacht hat, zeigt auch die Tatsache, dass sein Adjutant Felipe Massa wieder in Podiumsnähe gekommen ist. Der Brasilianer hat in Yeongam brav die Stallorder befolgt, das wird ihm wohl die Vertragsverlängerung in Maranello einbringen. Es zeigt die Kompetenz Alonsos und die Führungsrolle, auch darin besteht eine große Parallele zu Vettel, der in seiner Truppe den (nicht minder frustrierten) Mark Webber mitzieht.
45 Punkte hat Alonso in nur drei Rennen auf seinen deutschen Gegenspieler verloren, und er weiß, dass er diesen Trend dringend stoppen muss. Stefano Domenicali, der besonnene Teamchef der Scuderia, hat einen Drei-Punkte-Plan entwickelt, der zurück zur Spitze führen soll: „Wir müssen Fernando das beste Auto geben, das wir haben. Erstens muss die Zuverlässigkeit passen, zweitens müssen wir das jeweils richtige Paket auswählen – und drittens müssen wir zu den nächsten Rennen Entwicklungsschritte bringen, die das Auto in die richtige Richtung lenken.“ Der Italiener spricht von einer „noch langen Weltmeisterschaft“ und warnt vor falschen Rückschlüssen: „Wer glaubt, dass uns der Verlust von Fernandos WM-Führung moralisch schwächt, der macht einen großen Fehler.“
Alonsos vierter dritter Platz in dieser Saison hat wieder bewiesen, dass sein Auto zwar nicht das Beste oder Schnellste ist, aber trotzdem auf jeder Strecke eine Chance hat. Und mit 31 ist er auf der Höhe seines Leistungsvermögens und seine in einem Formel-1-Jahrzehnt gewonnene Souveränität weiß er zu nutzen. Alonso könnte Ferraris nächster Schumi werden. Seiner Scuderia verheißt er noch „vier wunderschöne Rennen.“