Yeongam. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat den Großen Preis von Südkorea souverän gewonnen und erstmals seit Mai wieder die WM-Führung übernommen. Bei seinem dritten Sieg in Folge verwies der Red-Bull-Pilot Teamkollegen Mark Webber und Ferrari-Pilot Fernando Alonso auf die Ränge zwei und drei.

Als die deutsche Hymne gespielt wurde, schloss Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hoch oben auf dem Podium in Korea die Augen. Es schien, als würde der Seriensieger schon vom dritten ­Titelgewinn in Folge träumen. Vettel raste am Sonntag nervenstark zum nächsten Triumph und jagte seinem großen Rivalen Fernando Alonso damit die Führung in der WM-Wertung ab. Vor den letzten vier Rennen in dieser Saison liegt der 25-Jährige sechs Punkte vor dem Ferrari-Piloten, der hinter Vettels Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber Platz drei belegte.

„Ich bin natürlich sehr, sehr glücklich. Wir haben einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Ich hoffe, dass es so weitergeht“, sagte Vettel. Er warnte: „In der WM kann es immer rauf und runter gehen. Wenn wir am Ende die meisten Punkte haben, wird man uns das schon sagen - da müssen wir nicht viel rechnen.“ Auch wenn er das Rennen auf dem 5,615 Kilometer langen Kurs in Yeongam vom Start weg dominierte, musste Vettel bis zum Schluss zittern, wie er verriet. „Wir haben uns Sorgen über die Vorderreifen gemacht“, sagte der Titelverteidiger: „Das Schwierige war, dass ich nicht wusste, wie viel vom rechten Vorderreifen noch übrig war. Die Kunst ist es, den Reifen am Leben zu halten.“

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Mehrfach wurde er von seinem Team über Funk ermahnt, die Reifen zu schonen. Doch Vettel mag es offenbar nicht langsam und knallte in der 55. und letzten Runde noch eine Bestzeit auf den Asphalt. Teamchef Christian Horner hielt am Kommandostand die Hände vor das Gesicht. „Die Reifen waren heute der kritische Faktor. Das war wirklich ganz eng“, sagte der Brite sichtlich erleichtert, als der Doppelsieg unter Dach und Fach war.

Pleiten, Pech und Pannen

Vettel geht nun als klarer Titel-Favorit auf die Zielgerade. Nach Singapur und Suzuka feierte er den dritten Sieg in Folge. Alonso scheint ­dagegen etwas die Luft auszugehen. Der Spanier hat schon seit sechs Rennen nicht mehr gewonnen. „Die Red Bull sind zurzeit nicht zu schlagen, deshalb muss ich mit Platz drei zufrieden sein“, sagte Alonso.

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Zweitbester Deutscher war Nico Hülkenberg, der nach einer starken Vorstellung im Force India den sechsten Platz belegte. Für Mercedes ging die Serie von Pleiten, Pech und Pannen indes auch in Korea weiter. Diesmal erwischte es Nico Rosberg, für den der Arbeitstag bereits nach einer Runde beendet war. Der 27-Jährige musste seinen Silberpfeil nach einer unverschuldeten Kollision mit dem Sauber-Piloten Kamui Kobayashi abstellen.

Dass der Japaner für seine ungestüme Attacke eine Durchfahrtsstrafe erhielt, konnte Rosberg nicht trösten. „Das macht keinen Spaß, wenn man abgeschossen wird“, sagte der Mercedes-Pilot und kritisierte seine Kollegen: „Es gibt ein paar Fahrer, die zu extrem unterwegs sind und über das Limit gehen.“

Rosbergs Teamkollege Michael Schumacher, der seine Karriere nach der Saison beendet, kam nicht über den enttäuschenden 13. Rang hinaus. Wie sich herausstellte, hatte das Auto des 43-Jährigen keinen Grip, „weil wir vor dem Rennen nicht die passende Abstimmung fanden“, erklärte Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Dem Rekordweltmeister bleiben noch vier Rennen, um sich mit einem guten Ergebnis in die Rennfahrer-Rente zu verabschieden. Deutsches Schlusslicht war Schumacher aber nicht, das war Timo Glock, der im technisch unterlegenen Marussia nicht über einen 18. Platz hinauskam.

Alles unter Kontrolle

Gleich in der ersten Kurve holte sich Vettel seine am Tag zuvor im Qualifying verlorene Pole Position zurück und setzte sich vor Webber an die Spitze. Alonso machte ebenfalls einen Platz gut und schob sich hinter das Red-Bull-Duo an die dritte Stelle. Auch nach den ersten ­Boxenstopps änderte sich an der Reihenfolge ganz vorne nichts. „Sebastian, du machst einen ­guten Job“, sagte die Red-Bull-Crew über Funk. In der Tat: Der Weltmeister hatte alles unter Kontrolle. Nach dem zweiten Boxenstopp verwaltete Vettel seinen Vorsprung und brachte den Sieg ins Ziel.

GP Yeongam 2012 - Rennen:

  1. Sebastian Vettel (Heppenheim/Red Bull) 1:36:28,651 Std.
  2. Mark Webber (Australien/Red Bull) +0:08,231
  3. Fernando Alonso (Spanien/Ferrari) +0:13,944
  4. Felipe Massa (Brasilien/Ferrari) +0:20,168
  5. Kimi Räikkönen (Finnland/Lotus) +0:36,739
  6. Nico Hülkenberg (Emmerich/Force India) +0:45,301
  7. Romain Grosjean (Frankreich/Lotus) +0:54,812
  8. Jean-Eric Vergne (Frankreich/Toro Rosso) +1:09,589
  9. Daniel Ricciardo (Australien/Toro Rosso) +1:11,787
  10. Lewis Hamilton (Großbritannien/McLaren) +1:19,692
  11. Paul Di Resta (Großbritannien/Force India) +1:20,062
  12. Sergio Perez (Mexiko/Sauber) +1:24,448
  13. Michael Schumacher (Kerpen/Mercedes) +1:29,241
  14. Pastor Maldonado (Venezuela/Williams) +1:34,924
  15. Bruno Senna (Brasilien/Williams) +1:36,902
  16. Heikki Kovalainen (Finnland/Caterham);
  17. Witali Petrow (Russland/Caterham)
  18. Timo Glock (Wersau/Marussia-Virgin) alle +1 Rd.
  19. Charles Pic (Frankreich/Marussia-Virgin)
  20. Narain Karthikeyan (Indien/HRT) alle +2 Rd.
  21. Pedro de la Rosa (Spanien/HRT); Kamui Kobayashi (Japan/Sauber)
  22. Nico Rosberg (Wiesbaden/Mercedes)
  23. Jenson Button (Großbritannien/McLaren) alle ausgeschieden.

Fahrerwertung nach 16 von 20 Rennen:

  1. Sebastian Vettel (Heppenheim) 215 Pkt.
  2. Fernando Alonso (Spanien) 209
  3. Kimi Räikkönen (Finnland) 167
  4. Lewis Hamilton (Großbritannien) 153
  5. Mark Webber (Australien) 152
  6. Jenson Button (Großbritannien) 131
  7. Nico Rosberg (Wiesbaden) 93
  8. Romain Grosjean (Frankreich) 88
  9. Felipe Massa (Brasilien) 81
  10. Sergio Perez (Mexiko) 66
  11. Kamui Kobayashi (Japan) 50
  12. Nico Hülkenberg (Emmerich) 45
  13. Paul Di Resta (Großbritannien) 44
  14. Michael Schumacher (Kerpen) 43
  15. Pastor Maldonado (Venezuela) 33
  16. Bruno Senna (Brasilien) 25
  17. Jean-Eric Vergne (Frankreich) 12
  18. Daniel Ricciardo (Australien) 9

Konstrukteurswertung nach 16 von 20 Rennen:

  1. Red Bull 367 Pkt.
  2. Ferrari 290
  3. McLaren 284
  4. Lotus 255
  5. Mercedes 136
  6. Sauber 116
  7. Force India 89
  8. Williams 58
  9. Toro Rosso 21