Suzuka. . Michael Schumacher tritt ab: Nachdem Mercedes Lewis Hamilton für die kommenden Jahre verpflichtete, entschied der Rekord-Weltmeister, am Saisonende zurückzutreten. Den Abschied von Mercedes nennt Schumacher „vermutlich den Rücktritt für immer“.
Kurze Hose, den Hemdkragen weit offen, neongelbe Turnschuhe. Schon der Auftritt von Michael Schumacher signalisiert Entspannung, als er mit einem Blatt Papier in der Hand auf einen der Bistrotische im Teamzelt von Mercedes zusteuert. Seine Körpersprache verstärkt den Eindruck der Erleichterung noch. Federnd der Gang, die Gesichtsmuskeln auf Lächeln programmiert, bestimmter Blick. Andere schreiten so zur Vertragsverlängerung – Schumacher aber trittt ab.
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Er wolle bloß für ein bisschen Klarheit sorgen, scherzt Schumacher. Nachdem bei Mercedes durch die Verpflichtung von Lewis Hamilton kein Platz mehr für den Rekordweltmeister ist, ist viel über eine Fortsetzung seiner Karriere spekuliert worden – bei Sauber, bei Ferrari, bei Lotus oder Williams. Doch im Fahrerlager ist es für viele an diesem strahlenden Herbsttag keine große Überraschung mehr, als der Rekordweltmeister um 16.48 Uhr Ortszeit auf Englisch den entscheidenden Satz sagt: „Ich habe mich entschieden, zum Saisonende zurückzutreten.“
Jetzt bloß keine Runde Mitleid.
Vier Minuten dauert es, bis alles gesagt ist, zumindest das, was auf dem Zettel steht. Und mit jedem Satz, und jeder Antwort in der anschließenden Fragerunde weicht die Wehmut, die man in einem solchen Moment der Sportgeschichte erwarten könnte, beim Protagonisten der Erleichterung. Da sind keine Tränen, nicht mal, als die versammelten Berichterstatter Applaus spenden.
Eine lange Periode des Zweifelns
Man könnte behaupten, dass der Mann ja Erfahrung hat mit Rücktritten, aber das wäre zu zynisch. Als er im September 2006 nach dem Sieg beim Großen Preis von Italien seinen Ausstieg bei Ferrari über Bordfunk verkündete, war das eine Entscheidung mit langem Anlauf und klarem Ausgang gewesen. Der Abschied von Mercedes, und das, was er „vermutlich den Rücktritt für immer nennt“, hat sich aus einer langen Periode des Zweifelns entwickelt: „Mit meiner Entscheidung fühle ich mich von den Zweifeln befreit.“ Das ist keine Enttäuschung, nur Erleichterung.
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Schon als das Werksteam vergangenen Freitag die Verpflichtung von Lewis Hamilton verkündete und den Rekordweltmeister mit ein paar dürren Statements abspeiste, hatte Schumacher gespürt, dass das Schicksal ihm den Weg weisen würde, und dass der Wink – ungeachtet aller Angebote – deutlich war. So paradox das erscheint: Erst als die Entscheidung nicht mehr in seinen Händen lag, war die Periode des Zögerns vorbei.
Zum Zauderer hatte der 43-Jährige nie getaugt, sonst hätte er kaum 91 Siege, sieben WM-Titel und unzählige Formel-1-Rekorde auf dem Konto. Hamiltons Vorteil sei klar die langfristige Perspektive, seine eigene eher eine kurzfristige. Niki Lauda, als neuer starker Mann im Grand-Prix-Rennstall von Mercedes installiert, mahnt zur Sachlichkeit: „Ich finde es traurig und schade für den ganzen Motorsport, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Michael Schumacher für sich eine Entscheidung getroffen hat. Und diese Entscheidung haben wir zu respektieren.“ Schumacher will einfach nicht mehr.
Das Dream-Team ist gescheitert
Später fügt er noch an, dass die eigene Leidenschaft natürlich in Zusammenhang mit seinem Rennwagen stünde: „Natürlich ist es so, dass sich die Lust am Fahren auch durch die Wettbewerbsfähigkeit ernährt.“ Das deutsche Dream-Team ist gescheitert, so gesehen müssten die drei Jahre mit Mercedes verlorene Jahre gewesen sein, Jahre, in denen meist Schumacher die Prügel für die technischen Defizite des Teams kassierte. Einspruch des vermeintlichen Opfers: „Die Gesamtheit dessen, was ich in meiner Karriere erreicht habe, macht mich zufrieden.“ Noch sechs Rennen zu fahren, das sei jetzt erste Pflicht. Danach: „Dann fühle ich mich frei, ein neues Leben zu finden.“