Savona. . Formel-1-Pilot Robert Kubica hat seine siebenstündige Operation gut überstanden. „Er ist wieder wach und kann die Finger ein bisschen bewegen“, sagte Chefarzt Mario Igor Rossello.
Sieben Stunden auf dem OP-Tisch, anschließend Intensivstation und künstliches Koma - dennoch darf Formel-1-Pilot Robert Kubica nach seinem schweren Unfall am Sonntag auf eine vollständige Genesung hoffen. „Er ist wieder wach und ansprechbar, kann die Finger der rechten Hand ein bisschen bewegen und erinnert sich sehr genau an den Unfall“, sagte Professor Mario Igor Rossello, der Chefarzt der San-Paolo-Klinik in Savona, im Rahmen einer Pressekonferenz am Montagnachmittag.
Es sei ein ausgesprochen schwieriger Eingriff gewesen, erklärte Rossello: „Roberts Unterarm war an zwei Stellen aufgerissen, die Blutzirkulation unterbrochen, die rechte Hand fast abgestorben, Knochen und Sehnen waren erheblich zerstört.“ Zusätzlich haben man noch multiple Knochenbrüche am rechten Bein richten sowie eine gravierende innere Blutung stoppen müssen.
Viel Blut verloren
Am Ende der sehr gut verlaufenen und von zwei Ärzteteams durchgeführten OP sei die rechte Hand dann aber warm und durchblutet gewesen, sagte Rossello. Sein Kollege Francesco Lanza, leitender Orthopäde der Klinik, kündigte weitere Operationen am Ellbogen und an der Schulter an. Nicht ausgeschlossen sei außerdem ein erneuter Eingriff an der rechten Hand. Lebenswichtige Organe seien bei dem Unfall, an den sich Kubica sehr genau erinnern könne, nicht beschädigt worden, allerdings habe der Pole viel Blut verloren.
Im Anschluss an die OP war Kubica während der Nacht zum Montag auf der Intensivstation der Klinik in ein künstliches Koma versetzt worden, aus dem er mittlerweile wieder aufgeweckt wurde. „In spätestens einer Woche werden wir wissen, ob die OP wirklich ein Erfolg war und ob die Durchblutung des rechten Armes und der Hand stabil bleibt“, sagte Rossello: „Aber selbst bei einem optimalen Heilungsprozess wird es mindestens ein Jahr dauern, bis er seine Hand wieder vollständig bewegen kann.“
Renault-Teamchef Bouiller optimistisch
Kubicas Renault-Teamchef Eric Bouillier rechnet allerdings deutlich früher mit einem Comeback seiner Fahrers. „Nach so einem schweren Unfall neigen die Ärzte immer zu ganz düsteren Prognosen“, sagte Bouillier, der sich am Montag zusammen mit Kubicas Teamkollegen Witali Petrow auf den Weg nach Italien machte: „Er wird bestimmt ein paar Monate fehlen, aber Robert ist stark, und er wird definitiv kein Jahr brauchen. Ich werde ihm sagen, dass wir alle ungeduldig auf seine Rückkehr warten.“
Doch trotz aller Treueschwüre wird sich Bouillier für die am 13. März in Bahrain beginnende Saison kurzfristig nach einem zweiten Fahrer umsehen müssen. Ein Kandidat für das Renault-Cockpit ist unter anderem der Mönchengladbacher Nick Heidfeld, der Kubica auf seiner Homepage alles Gute wünschte: „Lieber Robert, nach den schockierenden Meldungen des heutigen Tages sind meine Gedanken bei dir, ich wünsche dir eine schnelle Genesung. Gute Besserung.“ Anwärter auf das Cockpit sind außerdem Nico Hülkenberg (Emmerich) sowie die beiden Renault-Testfahrer Bruno Senna (Brasilien) und Romain Grosjean (Frankreich).
Kollegen schicken Genesungswünsche
Allerbeste Genesungswünsche übermittelte auch Rekord-Weltmeister Michael Schumacher. „Wir drücken ihm von hier aus alle Daumen und denken ganz fest an ihn und seine Familie. Alles Gute, Robert!“, schrieb Schumacher auf seiner Homepage. Er sei „noch immer entsetzt über die Meldungen, die mich über Robert Kubica erreichen. Es ist schockierend, was man da hören muss, ganz schrecklich. Ich hoffe sehr, dass die medizinischen Maßnahmen alle gegriffen haben und noch greifen werden, damit er wieder der Alte sein kann und keine Schädigungen zurückbleiben.“
Timo Glock drückte dem Kollegen via Twitter die Daumen. „Ich denke an Robert, wünsche ihm alles Gute und hoffe, dass ich ihn bald an der Rennstrecke und vor allem als Freund im Privatleben wiedersehe“, schrieb der Virgin-Pilot. „Unsere Gedanken sind bei ihm, und wir wünschen Robert eine rasche und vollständige Genesung“, sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen: „Mit Robert verbindet uns eine lange gemeinsame Zeit mit vielen schönen Momenten.“
Beifahrer blieb unverletzt
Kubica hatte von Renault erstmals die Erlaubnis für einen Rallye-Start im Auto eines anderen Herstellers bekommen. Nach dem Unfall, bei dem er mit einem Skoda Fabia bei der Ronde di Andora von der Piste abkam und in der Gemeinde San Lorenzo in der Nähe von Genua gegen die Mauer einer kleinen Kirche prallte, wurde der Pole von der Feuerwehr aus dem Wrack befreit und sofort per Hubschrauber ins Krankenhaus eingeliefert. Sein Beifahrer Jakub Gerber blieb unverletzt und kletterte sofort aus dem Wrack, durch das sich ein Teil einer Leitplanke gebohrt hatte.
Für Kubica, der nach seiner Bestzeit bei den ersten Testfahrten in Valencia als Geheimtipp für die kommende Formel-1-Saison galt und zuletzt immer wieder mit Ferrari in Verbindung gebracht wurde, war es bereits der dritte schwere Unfall seines Lebens. 2007 beim Grand Prix in Montreal stockte den Zuschauern der Atem, als sein BMW-Sauber abhob und sich mehrfach überschlug. Der 26-Jährige überstand den schlimmen Crash aber nahezu unverletzt. Bei einem Unfall im Straßenverkehr 2003 erlitt er einen Armbruch. (sid)