Witten. Von Verletzungen gezeichnet, aber als Nachwuchsringerin des Jahres gekürt. Das sagt KSV Wittens Lotta Englich selbst zur Auszeichnung.
Stolz schwingt in den Worten von Detlef Englich mit. Man könne sich schon mal auf die Schulter klopfen, sagt der Vorsitzende des KSV Witten über die Wahl von Lotta Englich zur Nachwuchsringerin des Jahres 2023. Erstmals hat der Deutsche Ringerbund seine Preisträgerinnen und Preisträger per Online-Abstimmung ermittelt.
Insgesamt wurden 2499 Stimmen abgegeben. Am Ende setzte sich Lotta Englich durch und tritt damit einmal mehr in die Fußstapfen ihrer Familie. „Mein Sohn Mirko war schon Ringer des Jahres, als er die Olympiamedaille gewann, und auch Nina wurde als Europameisterin in den 90er Jahren ausgezeichnet“, sagt Detlef Englich.
Sein Verein habe in den vergangenen Wochen kräftig die Werbetrommel für Lotta gerührt, die zuletzt auch in ihrer Wahlheimat Dortmund zur Sportlerin des Jahres stand, dort aber leer ausging. Und dann habe auch noch das Fachpublikum abgestimmt, scherzt Detlef Englich. „Darauf sind wir stolz“, sagt er. Die Auszeichnung sei ein weiteres Beispiel für die hervorragende Nachwuchsarbeit des KSV Witten, der beim letzten Bundesligakampf gleich sechs Ringer aus dem eigenen Nachwuchs im Aufgebot hatte. „Sie entwickeln sich von Jahr zu Jahr weiter und werden so zu Stützen der Mannschaft. Das ist eine tolle Sache. Und es ist auch positiv zu sehen, dass die Zuschauer die eigenen Jungs massiv unterstützen“, sagt der Vereinsvorsitzende.
KSV Wittens Lotta Englich weiß um die Vor- und Nachteile ihres Namens
Bei Lotta Englich selbst vibrierte das Smartphone nach der Bekanntgabe am Montag fast ununterbrochen. „Ich habe sehr viele Nachrichten bekommen. Viele haben mir geschrieben, dass sie sich für mich freuen und die Auszeichnung sehr verdient ist“, sagt die 16-Jährige. Mit dem Titel habe sie natürlich nicht gerechnet, aber vielleicht habe sie durch ihren in der Szene bekannten Namen einen kleinen Vorteil gehabt.
„Bei den Wahlen geht es nicht immer nur darum, wer der Erfolgreichste ist, sondern auch um das Umfeld“, gibt sie sich bescheiden und sieht auch die Vor- und Nachteile, die die bisherigen Erfolge der Familienmitglieder mit sich bringen. „Der Druck ist ein bisschen anders, wenn man weiß, dass die ganze Familie vor einem schon etwas im Sport erreicht hat. Dann muss man auch erfolgreich sein. Auf der anderen Seite werden einem aber auch Türen geöffnet, wie zum Beispiel bei dieser Wahl“, sagt Lotta Englich, hinter der ein Jahr mit vielen Höhepunkten, aber auch Rückschlägen liegt.
Bei der U17-WM schafft es Lotta Englich bis ins Finale
„Ich war lange verletzt. Von Januar bis April hatte ich mit einem Bänderriss im Arm zu kämpfen, so dass meine Vorbereitung auf die U17-EM sehr kurz war“, sagt Englich. Die Folge war ein fünfter Platz in Tirana – nicht das, was sie sich vorgenommen hatte. Zu allem Überfluss verletzte sie sich in Albanien auch noch am Schultereckgelenk, was die Vorbereitung auf die U17-WM in Istanbul einschränkte. „Ich konnte nur Krafttraining machen und laufen“, erinnert sich die Jugendliche. Die Erwartungen vor dem Turnier in Istanbul seien daher nicht so hoch gewesen. „Ich hatte mir nicht so viel vorgenommen“, gibt Englich zu – doch sie wuchs über sich hinaus.
Nacheinander schaltete die Wittenerin die unter neutraler Flagge startende Diana Titova, die Türkin Elmira Yasin und die Usbekin Asaloy Amangeldieva aus. Erst im Finale wurde sie von der US-Amerikanerin Piper Fowler gestoppt. Bei der Wittenerin kullerten nach der Niederlage kurz die Tränen, da halfen auch die lauten „Lotta, Lotta“-Rufe der mitgereisten Fans nichts. Doch bei der Siegerehrung strahlte Englich wieder und war stolz auf das Erreichte.
Im nächsten Jahr greift Lotta Englich wieder an
„Darüber ärgere ich mich immer noch total, weil ich weiß, dass ich auch Weltmeisterin hätte werden können“, sagt Lotta Englich, die den Finalkampf und die Silbermedaille bei der U17-WM dennoch als den Höhepunkt ihres Jahres bezeichnen kann – für den es nun auch die verdiente Auszeichnung gab. Und nächstes Jahr? „Da greife ich wieder an. Zuerst bei der Deutschen Meisterschaft, um die Qualifikation für die EM zu holen. Und dann hoffentlich auch bei der EM und der WM“, sagt die frisch gekürte Nachwuchsringerin des Jahres.
Die weiteren Preisträgerinnen und Preisträger: Niklas Stechele (Ringer des Jahres), Luisa Niemesch (Ringerin des Jahres) und Manuel Wagin (Nachwuchsringerin des Jahres).
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