Witten. Die TG Witten, ältester Sportverein der Stadt, wird 175 Jahre alt. Ein Blick auf die Historie und was am Samstag am Jahnplatz alles geplant ist.

Sie ist ohne Frage die „große alte Dame“ der Sportlandschaft in der Ruhrstadt. Selbst im gesamten Bundesgebiet hat kaum ein Verein eine solch lange Geschichte vorzuweisen wie die Turngemeinde (TG) Witten. Am kommenden Samstag (16. September) feiert der Club nun sein 175-jähriges Bestehen – und das mit einem großen Sportfest auf der Anlage rund um den Jahnplatz, bei dem sich alle Abteilungen der TG Witten präsentieren und sich feiern lassen werden.

Die Turngemeinde wurde 1848 von 13 Personen, darunter dem späteren Industriellen und Politiker Louis Constanz Berger, als Turnverein zu Witten gegründet. Der Gründung vorausgegangen war ein Besuch beim 1. Märkisch-westfälischen Gesangsfest in Iserlohn 1846 samt Schauturnen. Kurz vor der Gründung erschien in der ersten Ausgabe der Wittener Wochenzeitung Wittekind 1848 ein Aufruf, einen Turnverein zu gründen. Schon bald wurde aus dem Turnverein die Turngemeinde von 1848, die dann dem gleichaltrigen Deutschen Turner-Bund beitrat und noch bis heute Bestand hat.

Erste Turnhalle der TG Witten wurde 1879 fertiggestellt

Doch nicht nur geturnt wurde damals im Verein, dazu gab’s etwa auch eine vereinseigene Büchersammlung, auch der Intellekt wollte ja geschult werden. 1873 schlossen Turngemeinde und die Stadt Witten einen Vertrag über den Bau einer Turnhalle ab. Die Turngemeinde übertrat der Stadt einen Turnhallen-Baufond und Turngeräte und bekam dafür Nutzungsrechte an Halle und Geräten. Der Grundstein wurde 1873 an der Kurze Straße (heute Synagogenstraße) gelegt. Fertig wurde die Turnhalle allerdings erst 1879. Der Bau des Denkmals auf dem Hohenstein für Mitbegründer Louis Constantz Berger fußt auch auf Initiative des Vereins. Besagtes Berger-Denkmal wurde 1904 fertiggestellt – bis heute ist dies ein Wahrzeichen der Stadt und gehört zur Route der Industriekultur.

1920 erwarb die Turngemeinde ein ehemaliges Ziegeleigelände an der Sandstraße und legte darauf ihren ersten eigenen Turnplatz an, der bis 1922 fertiggestellt wurde. Hinzu kam im gleichen Jahr die Tennisabteilung. Die erste eigene Turnhalle der TG folgte 1925 auf dem Jahnplatz in Holzbauweise, zwei eigene Tennisplätze gab’s 1928. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939) wurde die Turngemeinde mit dem Turnverein Eintracht Witten zusammengeschlossen. Gegen Ende des Krieges wurde der Jahnplatz zu einer Flugabwehrstellung. Ein Bombenangriff zerstörte 1945 die erste Turnhalle und einen Großteil des Vereinsarchivs.

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Namhafte Handball-Größen waren Teil der Vereinsgeschichte

Neu gegründet wurde die TG Witten 1946. Sie bekam eine Fechtabteilung (1951), im Jahr davor ein Tennisheim und eine Tennishalle. Die Turnhalle wurde 1952 wieder aufgebaut. Die Rasendecke des Sportplatzes wurde 1955 erneuert, die Laufbahn verlängert und das Jahnsportgelände vervollständigt. Aus Anlass des 110-jährigen Bestehens fand 1958 auf dem Jahnplatz das größte je in Witten veranstaltete Leichtathletik-Sportfest statt. In den 1950er und 1960er Jahren erreichte die Turngemeinde einige Erfolge in der Leichtathletik. Die Feldhandballmannschaft der TG stieg 1958/59 bis in die Oberliga Westfalen (damals höchste Spielklasse in Deutschland) auf, brachte später mit Doris Bartsch und Werner Bartels – inzwischen beide verstorben – überaus bekannte Nationalspieler hervor.

Als Handball-Nationalspielerin machte sich Doris Bartsch (2. von re.) einen Namen, war mehrfach Torschützenkönigin der Bundesliga.
Als Handball-Nationalspielerin machte sich Doris Bartsch (2. von re.) einen Namen, war mehrfach Torschützenkönigin der Bundesliga. © FUNKE Foto Services | Repro Jürgen Theobald

Die erste Tennishalle des Clubs wurde 1973 erbaut, das nebenstehende Clubhaus 1976. Seit 1999 führt die TG eine Karate-Abteilung (Gōjū-Ryū Yuishinkan), 2004 kamen die Basketballer hinzu, die heute eine Spielgemeinschaft mit den aus der SU Annen hervorgegangenen Ruhrbaskets bilden. Hochkarätigen Triathlonsport gibt es ebenso inzwischen unter dem Dach des Vereins, seit sich der PV-Triathlon Witten und das Triathlon-TEAM Witten dort zusammengetan haben. Seit 2008 kooperiert die Turngemeinde mit der Universität Witten/Herdecke, so dass Studierende vergünstigt am Sportangebot der Turngemeinde teilnehmen können. Zuletzt stießen einige dieser Uni-Sportler mit dem 24-Stunden-Tennis für Ruanda ein besonderes Projekt an, bei dem Geld für einen guten Zweck gesammelt wurde. Bis zum 16. September soll auch die Outdoor-Sportanlage (Stichwort: Callastenics) fertiggestellt sein, die dann rund vier Wochen später in Betrieb genommen werden kann.

Mitmach-Aktionen am Samstag beim TG-Sportfest

„Wir verfügen heute über insgesamt rund 600 Mitglieder, hinzu kommen dann noch einmal knapp 500 Triathleten“, sagt der TG-Vorsitzende Jörn Stratmann, dessen Vater Günther den Club lange führte. Er verhehlt nicht seinen mittelfristigen Wunsch, dass „die Sportanlage am Jahnplatz irgendwann neu geplant wird. Ich würde mich freuen, wenn hier eine Mehrfach-Sporthalle entstehen würde - die bestehende ist 50 Jahre alt, entspricht nicht mehr den Anforderungen“, so Stratmann, der zudem Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit bzw. den Zusammenschluss von Großvereinen in Aussicht stellt, um dann u. a. hauptamtliche Mitarbeiter für die Verwaltung beschäftigen zu können.

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Beim Sportfest der TG am Samstag (16. September) sind diverse Mitmach-Aktionen geplant, die Basketballer der SG Witten Baskets werden ihre Jugendteams vorstellen, die Kampfsportler der Gruppe „Ad Arma“ machen mit einer Vorführung ebenso auf sich aufmerksam wie die Triathleten, die den Ablauf eines Wettkampfes simulieren wollen. Zudem ist das Spiellokal der Dart-Abteilung geöffnet.

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Seit einigen Jahren wird bei der TG Witten (hier Rainer Telke) auch erfolgreich Dart gespielt. Die „Eight Legs“ spielen in der 1. Liga NRW.
Seit einigen Jahren wird bei der TG Witten (hier Rainer Telke) auch erfolgreich Dart gespielt. Die „Eight Legs“ spielen in der 1. Liga NRW. © Biene Hagel / FUNKE Foto Services | Biene Hagel
Historischer Schwertkampf ist das Steckenpferd der TG-Abteilung „Ad Arma“ - u. a. zeigten die Aktiven ihren Sport bei einer Ehrung des Wittener Stadtsportverbandes im Foyer des Stadtwerkehauses.
Historischer Schwertkampf ist das Steckenpferd der TG-Abteilung „Ad Arma“ - u. a. zeigten die Aktiven ihren Sport bei einer Ehrung des Wittener Stadtsportverbandes im Foyer des Stadtwerkehauses. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald
Sebastian Böhm ist seit vielen Jahren im Tennis für die TG Witten aktiv und 2. Vorsitzender des Vereins.
Sebastian Böhm ist seit vielen Jahren im Tennis für die TG Witten aktiv und 2. Vorsitzender des Vereins. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald