Witten. Überlegener Handball-Stadtmeister wurde am Sonntag wieder mal der TuS Bommern. Wer im Turnier überraschte und warum es im Finale ein Novum gab.

„Jubeeeeeel“, riefen die Handballer des TuS Bommern wie im Chor, ballten die Fäuste und strahlten in Gewinnerpose in die Kameras. Dem Oberligisten konnte einmal mehr bei der Stadtmeisterschaft kein Gegner das Wasser reichen. Vor dem Endspiel am Sonntag gegen den HSV Herbede (24:11), der als Ausrichter eine gute Figur machte, unter anderem für gelungene Neuerungen mit modernen, digitalen Anzeigetafeln sorgte, kam es dabei zu einem Novum für den Stadtwerke-Cup.

Denn eigentlich hätten die Bommeraner gegen den Wittener TV das entscheidende Spiel austragen müssen. Der Landesliga-Absteiger hatte sich in der Vorschlussrunde verdientermaßen mit 20:17 gegen die Herbeder durchgesetzt, sollte damit den turmhohen Favoriten fordern. Dazu kam es aber nicht, denn der WTV bekam fürs Finale keine spielfähige Mannschaft mehr auf die Beine. Ohnehin schon arg dünn besetzt, meldeten sich nach dem Sieg gegen den HSV mit Jonas Oberbossel, Noah Stahl und Kevin Brecht drei weitere Akteure des Teams von Trainer Philipp Gallinowski ab.

Trotz Finalqualifikation muss der Wittener TV passen

So entschied man nach Rücksprache mit der Turnierleitung, dass sich der WTV komplett zurückzog - stattdessen durften die Herbeder, die gerade noch eine Halbzeit vom „kleinen Finale“ gegen die DJK TuS Ruhrtal bestritten, nachträglich ins Endspiel einziehen. Das Team von Coach Marko Weiß quälte sich am ersten Tag durchs Turnier. Nach einem 9:8 über den TuS Bommern II und einem 8:8 gegen die Ruhrtaler reichte es dennoch zum Gruppensieg vor der DJK, die Bommerns Reserve ein 7:7 abgenommen hatte.

In der Parallelgruppe gewann Favorit TuS Bommern nacheinander gegen den HSV Herbede II (13:4), die HSG Annen-Rüdinghausen (14:5) und den Wittener TV (9:6). Weil der WTV seine weiteren Partien gegen Annen-Rüdinghausen (7:5) und Herbede II (12:5) für sich entschied, langte es sicher zur Semifinal-Teilnahme. „Trotzdem hätte ich schon gerne mit einer anderen Besetzung hier teilgenommen“, so Gallinowski, der zum abschließenden Gruppenspiel am Samstag keinen Feldspieler als Ersatz mehr auf der Bank neben sich hatte. „Sechs Urlauber, vier Verletzte“, listete der Teamverantwortliche Sven Wedig auf.

HSV Herbede rutscht ins Endspiel nach und ist dort ohne Chance

Dennoch raffte sich der Ex-Landesligist im Halbfinale zu einer bemerkenswerten Leistung auf, führte beim 20:17 über zweimal 20 Minuten zwischenzeitlich mit sechs Treffern Differenz gegen den HSV Herbede. Herausragende Akteure beim WTV waren dabei Torhüter Cedric Nowak und Neuzugang Jan Rettstadt (kam vom TV Brechten), der im Rückraum und als energischer Abwehrmann auf sich aufmerksam machte.

Im Endspiel mit sieben Treffern für den TuS Bommern: Jan-Jürgen Matthies (am Ball) durfte gegen den HSV Herbede im linken Rückraum ‘ran und nutzte seine Chance, wurde vom Trainer gelobt.
Im Endspiel mit sieben Treffern für den TuS Bommern: Jan-Jürgen Matthies (am Ball) durfte gegen den HSV Herbede im linken Rückraum ‘ran und nutzte seine Chance, wurde vom Trainer gelobt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Im zweiten Semifinale hatte der TuS Bommern beim 19:8 (9:5) anfangs reichlich Widerstand der DJK TuS Ruhrtal zu brechen. Der Kreisligist machte eine starke Partie, lag sogar mit 5:4 vorne und hatte in Jens Agatz einen sehr gut aufgelegten Torhüter zwischen den Pfosten. Letztlich aber zog der Oberligist in den zweiten 20 Minuten doch bald davon, kam mehrfach durch Gegenstöße zu Erfolgen. Tröstlich für die überraschend forsch auftretenden Ruhrtaler um Coach Stephan Pade, dass am Ende noch Rang drei heraussprang.

Wittens Bürgermeister König wünscht sich mehr Konkurrenz für die Dauergewinner

Das Endspiel vor nicht mehr ganz so guter Kulisse wie noch tags zuvor - trotz der da drückenden Temperaturen in der Husemannhalle - war eine eindeutige Angelegenheit für den TuS Bommern, der dem HSV Herbede beim 24:11 (13:4) nicht die Spur einer Chance ließ. Die Grün-Weißen nahmen die Aufgabe gegen den Landesligisten ernst, zogen bald auf 12:2 davon. Was dem gegnerischen Trainer gar nicht behagte. „Ich bin in der Pause ziemlich laut geworden, das war eine einzige Enttäuschung. Wir haben in der Deckung gar nicht stattgefunden“, so Marko Weiß. Das besserte sich in Durchgang zwei - am Ausgang allerdings war nichts mehr zu drehen.

Pünktlich zum Abpfiff des Endspiels war dann auch Bürgermeister Lars König, flankiert von Stadtwerke-Vertreter Mathias Kukla, in der Halle, überreichte die Pokale an die beiden neuen Stadtmeister-Teams. „Wenn ich mir die Siegerlisten der letzten Jahre so ansehe, dann ist das ja eine Dominanz vergleichbar mit Bayern München“, so König mit Blick auf die Dauer-Gewinner TuS Bommern und ETSV Witten. Er appellierte an die übrigen Wittener Clubs, sich in Zukunft mächtig ins Zeug zu legen, um sich bald selbst mal als Titelgewinner feiern lassen zu können. Mathias Kukla teilte indes mit, dass die Stadtwerke auch 2024 als Sponsor treu bleiben. „Dann gibt’s auch einen neuen Wanderpokal, der dann auch unser neues Logo trägt.“

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Siegertrophäe hält der Bommeraner Feierlaune kurzzeitig nicht Stand

Bommerns Trainer Nils Krefter war indes eine Woche vor dem Oberliga-Start „froh, dass sich kein weiterer Spieler verletzt hat. Unser Ziel war es, die Titelserie auszubauen. Nach der Testspiel-Niederlage gegen Tusem Essen II war das eine gute Reaktion. Ich denke, das Finale haben die beiden besten Mannschaften erreicht.“ Immerhin war der Coach glücklich, dass der am Samstag wegen einer Wadenblessur angeschlagene Philipp Lemke wieder mitwirken konnte. Für Rechtsaußen Jürgen Lepine war’s nach seinem Wechsel nach Bommern gleich der erste Titelgewinn. Als er die Sieger-La-ola seines Teams mit Pokal anstimmen wollte, segelte ihm gleich mal der Deckel der Trophäe davon - die Schadenfreude der Mannschaftskollegen war dem Routinier gewiss.

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Hinterließ mit seiner DJK TuS Ruhrtal einen guten Eindruck: Marvin Küper (li.) und der Kreisligist belegten Rang drei.
Hinterließ mit seiner DJK TuS Ruhrtal einen guten Eindruck: Marvin Küper (li.) und der Kreisligist belegten Rang drei. © Oliver Schinkewitz  | Oliver Schinkewitz