Stockum. Der TuS Heven verteidigt den Titel bei der Wittener Stadtmeisterschaft. Das Turnier schrieb aber noch mehr Geschichten. Diese Punkte fielen auf.

Da hatten die Verantwortlichen von der Fußball-Fachschaft wohl ganz genau kalkuliert. Das Endspiel um die Stadtmeisterschaft war gerade vorüber, Bezirksligist TuS Heven 09 hatte bei der Siegerehrung strahlend und glücklich in die Kameras gelächelt, da begann es erst wieder ein wenig zu regnen.

„Für das Wetter können wir leider nichts“, sagte Mitorganisator und Fachschafts-Vorstand Uli Sieweke achselzuckend. Mit dem Turnier insgesamt konnten er und seine Mitstreiter gewiss recht zufrieden sein.

Was bei den Partien um den ITSR-Cup auffiel, sei hier einmal aufgelistet.

Punkt 1: Stabiler Titelverteidiger bei der Wittener Stadtmeisterschaft

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Insgesamt 86 Treffer fielen an den acht Turniertagen – eine für 16 Partien durchaus stattliche Bilanz. Ganze fünf Tore davon genügten dem TuS Heven 09, sich nach 2022 erneut die Krone aufzusetzen. Im Vorjahr durch ein 3:1 im Finale gegen den SV Herbede, jetzt mit einem 3:1 über den TuS Stockum.

Lediglich zwei Partien musste das Bezirksliga-Team von Trainer Maik Knapp bestreiten, da für den TuS durch den unerwarteten und sehr kurzfristigen Rückzug der Sportfreunde kein Gruppenspiel nötig war. Schließlich hatte der FSV Witten schon vorab auf die Teilnahme verzichtet, damit das Feld auf lediglich elf Teams schrumpfen lassen.

Maik Bollmann dirigiert das Spiel des TuS Heven.
Maik Bollmann dirigiert das Spiel des TuS Heven. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Da Hevens Coach bei der Stadtmeisterschaft schon das Gros seines Kaders beisammen hatte, er auf die gewohnte Achse mit Keeper Kevin Wirges, Defensiv-Stratege Maik Bollmann sowie Hakan Osma, Tim Rehne und Torjäger Marcel Herrmann (zwei Treffer im Finale) bauen konnte, war dies beinahe schon die halbe Miete für den Favoriten. Der es sich im Endspiel gegen durchaus forsch agierende Stockumer sogar erlauben konnte, einige wichtige Akteure erst nach und nach einzuwechseln. „Ich glaube, wir spielen in der Liga oben mit“, war am Samstag aus dem Hevener Fan-Lager zu hören. Nach den Erfolgen beim Stadtwerke-Industriecup und nun bei der Stadtmeisterschaft hat zumindest das Selbstbewusstsein bei Maik Knapp und Co. gewiss nicht gelitten.

Punkt 2: Junge Wilde beim „Zweiten“

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So mancher Trainer und Clubverantwortliche schaute bei den Spielen des TuS Stockum ganz genau hin, wollte sich zumindest mal selbst ein genaues Bild machen von Julian Zöllner, dem 18-jährigen Offensiv-Talent der Rot-Weißen. Ein Jahr lang darf der sogar noch in der A-Jugend spielen, wird aber vermutlich schon in der A-Liga-Elf von Trainer Julian Zimmer einen festen Platz bekommen. „Der Junge kann schon was, das sieht man gleich“, sagte etwa Bommerns Trainer Jörg Silberbach, dessen Team nach zwei Toren von eben jenem Julian Zöllner das Halbfinale gegen Stockum mit 1:2 verlor.

Machte im Trikot des TuS Stockum auf sich aufmerksam: Julian Phil Zöllner.
Machte im Trikot des TuS Stockum auf sich aufmerksam: Julian Phil Zöllner. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Doch nicht nur der Offensiv-Allrounder wusste zu punkten, auch bei weiteren Talenten wie Flügelflitzer Louis Orthbandt, Nico Daßmann oder Neuverpflichtung Yorgos Kazantzidis (einziger Stockumer Torschütze beim 1:3 im Finale) zeigte sich: Die „jungen Wilden“ von der Pferdebachstraße dürften Spaß machen in der bald startenden Serie 2023/24.

Punkt 3: Viel Auswahl beim SV Herbede

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Vermutlich werden sie an der Kemnade schon bei der Auslosung des Turniers nicht ganz glücklich gewesen sein. Denn ein Zusammentreffen mit dem TuS Heven schon in der Vorschlussrunde, das hätte man beim SV Herbede sicherlich gern vermieden. So aber scheiterten die Schwarz-Weißen erneut am Rivalen aus der Nachbarschaft, mussten sich nach recht ausgeglichener Partie vorwerfen, im Abschluss zu ineffektiv gewesen zu sein.

Was sich aber im Turnierverlauf zeigte: Die Herbeder Macher haben ihre Aufgabenliste vor der Saison minuziös abgearbeitet, für einen diesmal deutlich breiteren Kader gesorgt. Schon zum ersten Gruppenspiel gegen TuRa Rüdinghausen standen 20 Mann zur Verfügung. Wobei selbst eine gute Handvoll Wechsel der fußballerischen Qualität nichts anhaben kann. Da ist das Trainerduo mit Jan Kastel und Maik Kortzak sicher zu beneiden – sofern den SVH keine episch lange Verletztenseuche heimsucht. Zuletzt stopfte man dann mit der Nachverpflichtung von Keeper Dominic Sousa Da Costa die letzte verbliebene Lücke.

Punkt 4: Tapfere Hammerthaler

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Daran sollte man sich bei den Sportfreunden Schnee mal ein Beispiel nehmen. Obgleich von vornherein nicht mit reellen Chancen angetreten, stellte sich C-Kreisligist Hammerthaler SV den schwierigen Gruppenvergleichen mit dem TuS Stockum (0:11) und dem VfB Annen (0:16).

Insgesamt 27 Treffer in 180 Minuten – gewiss kein Zuckerschlecken, aber auch kein Grund zum Wehklagen beim HSV, der sich sportlich der Aufgaben annahm. Denn: Entscheidend wird’s für das Team von Trainer Muhammet Isik erst in der Meisterschaft am 13. August, da warten einfachere Gegner.

Punkt 5: Neue Spieler, neue Akzente?

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Wie gewohnt wurde die Stadtmeisterschaft drei bzw. zwei Wochen vor dem Auftakt der Liga-Serie ausgetragen. Beste Gelegenheit also für die Anhänger der einzelnen Teams, sich auch ein Bild von den neuen Akteuren in ihren Clubs zu machen. Einige davon hinterließen beim ITSR-Cup gleich bleibende Eindrücke.

Wie etwa der Ex-Rüdinghauser Lennart Johannsen beim SV Herbede – und das nicht nur wegen seiner gut 1,90 Meter Körpergröße. Sein Auftreten in der Defensive dürfte ein immenser Gewinn für den Bezirksligisten werden. Von ähnlicher Statur ist Tobias Lübke im Mittelfeld-Zentrum des SV Bommern 05. Für die Sechser-Position quasi der Prototyp, Zweikämpfe gewinnt man da nur, wenn man mit dem Glück (und einer Portion Robustheit) im Bunde ist.

Lennart Johannsen (l.) überzeugte beim SV Herbede.
Lennart Johannsen (l.) überzeugte beim SV Herbede. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Einen ähnlichen Akteur hatte der TuS Heven gesucht und wurde in Chamberlin Kouatche (vom TuS Hattingen) fündig. Kein Lautsprecher, aber kompromisslos im Zweikampf, dazu immens laufstark. Eine ideale Ergänzung zu TuS-Kapitän Hakan Osma. Deutlich weiter vorn verortet ist Yorgos Kazantzidis, den der TuS Stockum kurzfristig noch verpflichtet hat. Warum der schon in der A-Jugend-Bundesliga am Ball war, deutete er bei seinen ersten Einsätzen für den A-Ligisten gleich an. Immens schnell, trickreich – und für einen gerade 19-Jährigen sehr abgeklärt vor dem Tor. Gemeinsam mit TuS-Eigengewächs Julian Zöllner dürfte er für frischen Wind an der Pferdebachstraße sorgen.

Punkt 6: Bester Torschütze, bester Schlussmann

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Ein Treffer gegen den TuS Stockum, dann gleich deren sechs beim 16:0 gegen den Hammerthaler SV: Till Grenigloh vom VfB Annen holte sich bei der Stadtmeisterschaft den Pokal für den besten Torschützen. Auf ihm dürften die Hoffnungen des A-Kreisligisten in der neuen Saison ruhen.

Platz zwei ging an seinen Teamkollegen Fitim Peci, ebenso sechs Mal erfolgreich gegen Hammerthal. Die Trophäe für den besten Torhüter überreichte der Fachschafts-Vorstand an Gian-Luca Rexhäuser vom Herbede. Der 22-Jährige hatte im gesamten Turnierverlauf nur zweimal hinter sich greifen müssen – einen Treffer schenkte ihm dabei sogar Mitspieler Brian Sieweke (beim 5:1 gegen TuRa) ein.

Punkt 7: Rasenplatz wird zur Rutschbahn

Da der Kunstrasen in Stockum derzeit nicht bespielbar ist wegen Problemen mit dem bei hohen Temperaturen klumpenden Granulat, entschied man sich, die Turnierspiele auf dem Rasenplatz auszutragen. Der präsentierte sich beim ITSR-Cup in hervorragendem Zustand – selbst der Dauerregen an einigen Tagen konnte dem Platz nichts anhaben.

Einige Spieler aber hatten dennoch ihre liebe Mühe, dort Stand zu finden. Was aber vor allem am unpassenden Schuhwerk lag. Logistisch war damit so mancher Akteur heillos überfordert. Wie hatte noch Herbede-Trainer Maik Kortzak vor dem Turnierstart geflachst? „Jeder, der ausrutscht, zahlt ‘ne Kiste.“ Wenn das jeder so hielte, gäbe es demnächst randvolle Getränkekammern reihum in den Wittener Vereinsheimen.

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