Castrop-Rauxel/Witten. Schläge, Zuschauer auf dem Feld, ein Tritt gegen den Kopf? Das Spiel zwischen TuS Stockum und SG Castrop eskalierte. Das sagen die Beteiligten.

Solche Szenen möchte man auf einem Fußballplatz einfach nicht erleben. Was sich beim Gastspiel des Bezirksliga-Schlusslichts TuS Stockum bei der SG Castrop-Rauxel abgespielt hat, das war mit „hitzigen Szenen“ wohl noch himmelweit untertrieben. Die Wittener Spieler hätten zwischenzeitlich um ihr Wohlergehen fürchten müssen, gab TuS-Trainer Torsten Zöllner zu Protokoll.

„So etwas haben wir noch nie erlebt“, sagten sowohl Stockums Coach als auch seine Spieler. Christopher Sychold sei im Spiel bedroht worden und musste aus Sicherheitsgründen schon vor Abpfiff abreisen. Warum die Beziehung zwischen den Abstiegskandidaten TuS Stockum und SG Castrop-Rauxel so angespannt ist, dafür liegen die Gründe wohl rund ein halbes Jahr zurück. Am vierten Spieltag gewannen die Wittener zu Hause 2:1, die Gäste kassierten in dem intensiven Spiel gleich drei Platzverweise.

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Schon das Hinspiel zwischen TuS Stockum und SG Castrop war sehr intensiv

In der Folge ging es in mehreren Spielen des Teams aus der Europastadt, beispielsweise auch beim SV Herbede, hoch her, blieb aber verhältnismäßig noch im Rahmen. Nun, beim Stockumer Rückspiel, erreichte die Begegnung eine neue Eskalationsstufe – mit Rudelbildungen und erbosten Zuschauern auf dem Feld. Torsten Zöllner war nach dem Spiel schockiert: „Das hat mit dem Sport, den ich kenne, nichts mehr zu tun.“

Schlussendlich verloren die Wittener mit 0:3, das Ergebnis rückte in den Hintergrund. Sein Sohn Jan, selbst Spieler der Rot-Weißen, berichtet Ähnliches: „Das war schon sehr, sehr extrem. Körperlich und verbal. Genau wie im Hinspiel. Und die Trainer haben das Ganze weiter angestachelt. Ich hatte keine Lust mehr, weiterzuspielen.“

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Üble Bedrohungen gegen Christopher Sychold

Nach einem Foul von Stockums Christopher Sychold, bei dem er seinen Gegner wohl am Kopf traf, eskalierte die Partie. Zuschauer und Spieler stürmten auf den Innenverteidiger zu, griffen ihm ins Gesicht, verteilten Schläge. Sychold hatten die Castroper in der Folge besonders im Visier. Bei einem späteren Foul gegen ihn vor den Trainerbänken wurde er beleidigt und bedroht, so dass Zöllner ihn auswechseln musste. „Die haben mir gesagt ‚ich schlag dich tot‘ oder sogar ‚ich steche dich ab‘. Dann kam ein Gegenspieler, den ich selbst kenne, zu mir, um mich zu schützen, und sagte, ich sollte lieber meine Sachen packen und gehen, er würde die Jungs kennen“, so Sychold nachdenklich.

Castrops Trainer verwehrt sich gegen die heftigen Vorwürfe

Diese Vorwürfe weisen die Trainer der Gastgeber entschieden zurück. Weder besondere Zweikampfhärte noch Bedrohungen hätte es gegeben. Ganz im Gegenteil. Durch einen absichtlichen Kopftritt von Sychold gegen den Castroper Spieler sei das Spiel eskaliert und man habe Angst um die eigenen Spieler gehabt. SG-Coach Damian Liedtke lachte über die Anschuldigungen laut: „Geschichten sollte man nicht erfinden. Man sieht ja, wo Stockum steht, da kann ich den Frust schon verstehen. Aber wir waren zufrieden mit unserem Spiel, da hat uns doch kein Spieler der Stockumer mehr interessiert. Wir wünschen alles Gute für die restliche Saison.“

Der TuS Stockum ist Letzter der Bezirksliga, verlor auch in Castrop-Rauxel mit 0:3. Die Vorkommnisse in dieser Partie allerdings gingen aus Sicht der Wittener weit über das normale Maß des Erträglichen hinaus.
Der TuS Stockum ist Letzter der Bezirksliga, verlor auch in Castrop-Rauxel mit 0:3. Die Vorkommnisse in dieser Partie allerdings gingen aus Sicht der Wittener weit über das normale Maß des Erträglichen hinaus. © Funke Foto Services | Sebastian Sternemann

Sein Kollege Tino Westphal schilderte die Ereignisse ähnlich: „Das waren keine besonders harten Fouls. Ich bin Fußballer durch und durch. Früher ging es deutlich mehr zur Sache. Dass das so hochgepusht wird, ist traurig.“ Nachdem Christopher Sychold mit etwas Abstand das Spiel hatte Revue passieren lassen, kam er zu folgendem Schluss: „Ich habe mich gefragt, warum ich überhaupt Fußball spiele, wenn es so weit kommt. Da habe ich doch gar keinen Bock mehr drauf.“ Zur Wahrheit gehört, dass die Castroper in dieser Saison die meisten gelben Karten (57) und die meisten Platzverweise (7) sammelten. „Das war am Anfang der Saison, wie zum Beispiel im Hinspiel gegen Stockum. Da gebe ich ihnen Recht, dass wir uns nicht richtig verhalten haben“, erklärt Westphal.

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Auch andere Vereine haben schon ihre Erfahrungen mit der SG gemacht

Auch bei anderen Vereinen haben wir wegen ihrer Erfahrung mit den Castropern nachgehört. Eine Person, die namentlich nicht genannt werden möchte, erklärte Folgendes: „Sie kommentieren und lamentieren in einer Tour. Es ist schon ein Verein, über den viel gesprochen wird – und das nicht positiv.“ Ein weiterer Spieler, der in der Hinrunde mit dem VfB Annen auf die SG traf, stößt ins selbe Horn: „Sowohl von den Spielern auf dem Feld als auch von außen wurde man in einer Tour beleidigt, alles wurde kommentiert. Ich habe schon vieles erlebt, aber das war wirklich die asozialste Mannschaft, gegen die ich je gespielt habe“, nimmt der Akteur kein Blatt vor den Mund.

Von anderen Seiten wollte man sich nicht näher zu besagter Thematik äußern. Schlechte Erfahrungen haben offenbar mehrere Vereine in der Liga mit der SG Castrop-Rauxel gemacht. Als nächstes Wittener Team muss der TuS Heven 09 am 19. März in die Europastadt, um sein Rückspiel dort zu bestreiten.

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