Witten. Der langjährige Wittener Publikumsliebling Adam Juretzko hat mit Heilbronn beim KSV die Nase vorn. Wie er die Perspektive der Ruhrstädter sieht.
Den Ringeranzug, den ließ er diesmal daheim. Nur in normaler Trainingskluft saß Adam Juretzko, Coach des Bundesligisten Red Devils Heilbronn, am Samstagabend in der Husemannhalle auf seinem Trainerstuhl, verfolgte dort gewohnt engagiert den verdienten 18:11-Erfolg seiner Baden-Württemberger über den KSV Witten 07.
Klar, dass sich der 51-Jährige, der so lange selbst für die Ruhrstädter auf der Matte gestanden und hier sogar in fortgeschrittenem Alter noch mal eine Deutsche Meisterschaft hatte feiern dürfen, so seine Gedanken machte über die sportliche Entwicklung beim KSV. „Ich hoffe sehr, dass sie es schaffen, in der Liga zu bleiben“, so Juretzko, der vor zwei Jahren seinem Stammverein den Rücken gekehrt hatte. Dass nur rund 100 Zuschauer die Kämpfe in der Husemann-Sporthalle verfolgten, bedrückte auch den zehnmaligen DM-Titelträger. „Das war schon sehr bitter mit anzusehen. Es muss doch möglich sein, hier wieder mehr Leute in die Halle zu bekommen.“
Rätsel um enttäuschenden Besuch bei Heimkampf des KSV Witten
Dazu jedoch, das weiß keiner besser als Juretzko, bedarf es zuallererst sportlicher Erfolge. „Da sind ja einige Jungs im Kader, die Talent und Qualität haben. Und die ausländischen Ringer sind auch nicht so schlecht“, sagt der Werdohler. Beeindruckt hat ihn am Samstag vor allem der Sieg von Wittens Eigengewächs Noah Englich gegen den Ex-KSV-Ringer Ilyas Özdemir. „Das hat er schon richtig gut gemacht. Allerdings war Ilyas auch nach der Pause zu verhalten und hat Fehler gemacht - immerhin lag er ja schon mit 5:0 in Führung“, so Juretzko über seinen 35-jährigen Routinier. „Ilyas ist verletzt, er hat Probleme mit dem Meniskus und wird wohl operiert werden müssen. Auf der Matte ist er aber manchmal zu sehr Kopfmensch. Es war für ihn nicht leicht, hier vor seinem früheren Publikum zu ringen, und das auch noch gegen Mirko Englichs Sohn.“
Dass der KSV Witten derzeit nur auf dem vorletzten Platz steht und dem direkten Abstieg in die zweite Bundesliga ins Auge blicken muss, sofern sich an den letzten drei Kampftagen nicht noch gravierend etwas zum Positiven ändert, das beschäftigt auch Adam Juretzko, der weiterhin in Witten seiner Arbeit nachgeht und dort auch regelmäßig noch trainiert, nur an den Wochenenden als Coach seinen „Roten Teufeln“ in Heilbronn zur Verfügung steht.
KSV Witten bastelt intensiv an neuem Vorstand
„Die Bedingungen hier in Witten sind doch ausgezeichnet, sowohl beim KSV als auch bei der SU Annen, viel besser als sogar in Heilbronn. Man wird beim KSV wohl komplett neu aufbauen müssen“, so der 51-Jährige, dessen Sohn Joel für die SUA in der Oberliga antritt und dessen Werdegang sein ehedem so erfolgreicher Vater, der in dieser Saison sogar noch ein paar Mal als Aktiver in Heilbronn einsprang, wenn Not am Mann war, genau verfolgt.
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Der KSV Witten, so viel steht inzwischen wohl fest, wird auch in der kommenden Saison - ganz gleich, in welcher Klasse man dann antreten wird - von Samet Dülger (34) trainiert. Im Hintergrund ziehen in der Sportlichen Leitung die früheren KSV-Ringer Fatih Sirin und Erkan Kaymak die Fäden, basteln bereits intensiv am Kader für die Saison 2023. Das Vorstandsteam für die Nachfolge vom noch kommissarischen Clubchef Thomas Altstadt steht soweit auch, wie Detlef Englich am Samstagabend wissen ließ.
Er selbst wird dann wohl übergangsweise wie schon vor Jahren eine tragende Rolle übernehmen, wird dann um sich aber „ein großes Team aus engagierten Leuten haben, die hier was bewegen wollen“, wie er berichtete. Und falls die Mannschaft wirklich in den sauren Abstiegs-Apfel beißen sollte? „Dann nehmen wir das sportlich, bauen von unten wieder was auf und können an der Rückkehr in die erste Liga arbeiten.“
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