Witten. Der KSV Witten verpasst den ersten Saisonsieg. Mit 14:10 liegt der Gastgeber gegen Urloffen vorn. Warum es dann nur zum Remis reichte.
Mit seiner Einschätzung hatte Samet Dülger, Trainer des Ringer-Bundesligisten KSV Witten 07, vorab nicht falsch gelegen. Viele enge Duelle hatte er prognostiziert für den Heimkampf gegen den ASV Urloffen, war von einem ganz knappen Ende ausgegangen. Dass es letztlich ein 14:14 wurde, war allerdings für den neuen KSV-Coach schon ein wenig enttäuschend.
„Es war nun mal mehr drin, aber ich mache den Jungs keinen Vorwurf. Sie haben alles ‘reingehauen. Man sieht, dass die Mannschaft noch nicht voll ausgereift ist - einige stecken noch im Lernprozess“, so Dülger. Die Wittener hatten den Hand in der Husemannhalle schon am Sieg, führten nach neun von zehn Duellen mit 14:10 und hatten nun auch die rund 300 Fans hinter sich, die das Team anfeuerten.
KSV-Talent Noah Englich verletzt sich am Knie
Im allerletzten Kampf des Abends lag dann Noah Englich (75 G) gegen Domenik Chelo schon mit 1:0 in Führung, machte eigentlich einen sicheren Eindruck. „Er hätte sich ja sogar eine knappe Niederlage erlauben können“, so Dülger zerknirscht.
Doch dann geschah das Missgeschick, dass den jungen Wittener wohl noch eine Weile begleiten dürfte. Bei einem eigenen Angriffsversuch wurde er von Chelo abgefangen, fiel platt auf den Rücken - Schultersieg für den Mann aus Urloffen. Viel schlimmer aber: Noah Englich blieb mit Schmerzen liegen, griff sich ans links Knie und sorgte für Entsetzen im Publikum. „Die Kniescheibe ist wohl für einen Moment ‘rausgesprungen“, teilte sein Vater Mirko Englich mit, der wie Teamärztin Jutta Eck gleich zu Hilfe geeilt war.
Wittens Kiril Kildau zeigt sich selbstkritisch
„So hat der Kampfabend das schlimmste Ende genommen, das denkbar war“, gab KSV-Coach Samet Dülger bedrückt zu Protokoll. Wohl wissend, dass Noah Englich vorerst nicht mehr eingeplant werden kann. Am Montag (15.30 Uhr) im Duell beim ASV Mainz 88 werden die Wittener eine personelle Alternative aus dem Hut zaubern müssen. „Ich hoffe nicht, dass er uns die gesamte Saison ausfällt“, fühlte Dülger mit dem 18-Jährigen.
Dass es ein spannendes Bundesliga-Duell werden würde, das deutete sich schon in den ersten Kämpfen an. Auf die enttäuschende Vorstellung von Eren Arslan (57 G), der gegen Urloffens Youngster David Kiefer mit 0:10 verlor, folgten zwei KSV-Erfolge für den Schwergewichts-WM-Dritten Mantas Knystautas (130 G; 5:1) und Kuran Izadi (61 G; 16:0), der nur 28 Sekunden benötigte, um Kevin Torkunov mehrfach spektakulär durch die Luft zu wirbeln.
Eindrucksvoller Sieg von Gregor Eigenbrodt
Nicht ganz das, was er auch selbst von sich erwartet, brachte Kiril Kildau (98 F) gegen den erfahrenen Armands Zvirbulis auf die Matte. „Ich hab’ einfach keinen guten Tag erwischt“, so der Wittener nach der 3:6-Niederlage. Sekunden vor Schluss fing er sich dabei noch eine Zweier-Wertung ein - hätte es die nicht gegeben, der KSV wäre später als Sieger aus dem Bundesliga-Kampf hervorgegangen. Da wurde auch NRW-Leistungssport-Koordinator Ayhan Aytemiz (und letztjährige KSV-Teammanager) mal kurz laut, raunte Kildau an, auf den er so große Stücke hält.
Im letzten Kampf vor der Pause wurde es dann so richtig spektakulär. Wittens moldawischer Routinier Andrei Perpelita (66 F) lag gegen den sperrigen Franzosen Quentin Sticker zur Pause schon deftig mit 0:9 hinten, schien chancenlos. Dann aber drehte er auf, machte aus einem zwischenzeitlichen 8:17 nur zehn Sekunden vor Schluss noch ein 18:18. Das Publikum tobte. So gab Perpelita nur eine Einser-Wertung fürs Team ab.
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Am Montag stellt sich der KSV Witten in Mainz vor
Dass Erkan Kaymak (86 G; 0:15) gegen Urloffens Florian Neumaier keine Chance haben würde, war vorher klar. Inzwischen hieß es 10:6 für die Baden-Württemberger. Doch jetzt waren die KSV-Ringer am Zug. Herausragend die Vorstellung von Donior Islamov (71 G), der sich im internationalen Duell mit Roman Pacurkowski mit 4:0 behauptete. KSV-Eigengewächs Gregor Eigenbrodt wuchs im 80-kg-Limit (freier Stil) gegen Marius Atofani förmlich über sich hinaus, holte mit einem nicht für möglich gehaltenen 11:0 drei Teamzähler. Und als dann der Georgier Levan Kelekhsashvili (75 F) mit 14:4 gegen Stefan Käppeler gewann, hatte der KSV Witten die Nase schon mit 14:10 vorn.
„So bitter kann der Ringkampfsport manchmal sein“, so Trainer Samet Dülger nach der unglücklichen Niederlage von Noah Englich. Was das Remis gegen Urloffen am Ende wert sein wird, müssen die kommenden Wochen zeigen. Schon am Montag in Mainz, gegen einen der Titelfavoriten, wird es wieder knüppelhart für die Ringer aus der Ruhrstadt.
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