Witten. Bundesligist aus Witten kann einige Ausfälle nicht wettmachen. Alemannia Nackenheim - mit drei WM-Fahrern - setzt sich mit 21:12 verdient durch.

Jetzt hat es sie also doch erwischt, die Bundesliga-Ringer des KSV Witten 07. Am fünften Kampftag mussten sie sich daheim in der Husemann-Sporthalle vor gut 200 Zuschauern dem SV Alemannia Nackenheim mit 12:21 geschlagen geben. Zu viele Ausfälle aufseiten der Gastgeber waren einfach nicht zu kompensieren. Der Sportliche Leiter haderte allerdings vor allem mit einem Schlüsselduell, das für ihn ausschlaggebend war.

„Wenn Nicolai Ceban seinen Kampf nicht auf Schultern verliert, sondern vielleicht selbst zwei Mannschaftspunkte einfährt, was durchaus möglich war, dann hätte es vor dem zehnten und letzten Kampf 14:16 aus unserer Sicht gestanden“, so die Kalkulation von Ayhan Aytemiz. Doch zum einen war 98-kg-Ringer Ceban eben kurz vor Schluss mit 5:4 in Führung liegend kurz unachtsam, kassierte gegen Robin Ferdinand noch eine Zweierwertung und lag wenig später platt auf dem Kreuz. Zum anderen ist reine Spekulation, ob zum Abschluss Wittens Donior Islamov (75 G) wirklich das Duell gegen Ruslan Kudrynets zu seinen Gunsten entschieden hätte. So verlor er nämlich mit 1:3, hatte dabei aber auch bei Mattenleiter Peter Schmidt, der nicht immer mit einer klaren Linie zu überzeugen wusste, einen sehr schweren Stand.

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Wittener starten mit 0:14-Hypothek

„Das war insgesamt ein genialer Kampf, den wir auch unbedingt gewinnen wollten. Wir hatten hier heute drei WM-Fahrer dabei“, sagte Cengiz Cakici, Trainer der Gäste aus dem rheinhessischen Nackenheim. Die Alemannen hatten überraschend die 86-kg-Klasse (gr.-röm.) frei gelassen - „unser WM-Teilnehmer aus Polen war angeschlagen, konnte nicht mitfahren“, so die Erklärung Cakicis. Vier Punkte gab’s also ohnehin schon mal geschenkt für die KSV-Ringer, bei denen Kiril Kildau eigens knapp fünf Kilogramm abgekocht hatte, um das 86-kg-Limit ausfüllen zu können.

Die Wittener erwischten einen ziemlich miserablen Start, was Ayhan Aytemiz allerdings einkalkuliert hatte. Sowohl Eren Arslan (57 F) als auch Ufuk Canli (130 kg) im ungewohnten Grecostil und der Niederländer Bredi Slinkers (61 G) gingen gegen drei der besten Alemannia-Athleten leer aus - da lag der KSV schon mit 0:10 hinten. Bei Slinkers’ Niederlage gegen den aserbaidschanischen Weltmeister von 2018, Eldaniz Azizli (in diesem Jahr Dritter der WM in Oslo), war der junge Niederländer nach zwei Kopfklammern kurzzeitig bewusstlos. Wittens Bank stürmte erbost auf die Matte, wetterte gegen Mattenleiter Schmidt, weil er angeblich früher hätte unterbrechen müssen. „Alles okay, die Aktion war regelkonform“, bremste Hallensprecher Thomas Eigenbrodt die aufgeheizte Stimmung ein wenig.

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Andrei Perpelitas „Vier“ bringt Witten nach Fehlstart aufs Tableau

Als im folgenden Kampf Nicolai Ceban auch noch vier weitere Zähler abgab, war die Hypothek für die Hausherren beim 0:14 schon beträchtlich. Nackenheims Ringer feierten Robin Ferdinand stürmisch für seinen Schultersieg, den sie auch selbst so nicht erwartet hatten. „Solche Dinger hat er drauf, damit muss man bei ihm rechnen“, meinte SVA-Coach Cakici mit breitem Grinsen.

Nichts zu machen gegen den WM-Dritten aus der Türkei: Noah Englich (li.) vom KSV Witten musste aufrücken ins 80-kg-Limit, noch dazu im für ihn völlig ungewohnten freien Stil, wo er gegen Nackenheims Fazli Eryilmaz technisch unterlegen mit 0:16 erwartungsgemäß verlor.
Nichts zu machen gegen den WM-Dritten aus der Türkei: Noah Englich (li.) vom KSV Witten musste aufrücken ins 80-kg-Limit, noch dazu im für ihn völlig ungewohnten freien Stil, wo er gegen Nackenheims Fazli Eryilmaz technisch unterlegen mit 0:16 erwartungsgemäß verlor. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Vor der Pause sammelte dann Andrei Perpelita (66 F) mit starker Vorstellung Wittens erste vier Zähler dank technischer Überlegenheit ein. Und als Kildaus „Vier“ sowie der überlegene Sieg von Serdar Durmus (71 G) eingerechnet waren, hieß es plötzlich nur noch 12:14. Mehr allerdings war für den KSV am Samstagabend nicht drin. Greco-Spezialist Noah Englich stellte sich wegen der Personalsorgen in den Dienst der Mannschaft, kämpfte aussichtslos im freien Stil der 80-kg-Klasse gegen den WM-Dritten Fazli Eryilmaz - das 12:18. Gregor Eigenbrodt zog sich gegen einen weiteren WM-Teilnehmer toll aus der Affäre, verlor gegen Osman Kubilay Cakici mit 2:9, gab lediglich zwei Zähler ab.

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„Das war ein toller Kampf von Gregor, er ist wirklich sechs Minuten lang marschiert, hat nicht versucht sich zu verstecken. Ich bin heute sowohl als Nackenheimer Vereinstrainer als auch als NRW-Landestrainer glücklich“, sagte Cengiz Cakici, der den Wittener Youngster im Kadertraining betreut. „Mund abwischen, wir konzentrieren uns jetzt auf den nächsten Gegner“, sagte Ayhan Aytemiz. Am kommenden Samstag geht’s für den KSV Witten zum Spitzenreiter Red Devils Heilbronn (u. a. mit dem Olympiadritten Frank Stäbler und dem langjährigen Wittener Adam Juretzko) - die schwierigste Aufgabe überhaupt.