Bydgoszcz (PL). Nur 0,07 Sekunden fehlen dem sehbehhinderten Wittener 100-Meter-Sprinter zu einer Medaille bei der EM in Polen. Paralympics sind noch drin.
Eine Zeit von 10,87 Sekunden hätte Marcel Böttger (DJK BW Annen) am Wochenende im polnischen Bydgoszcz laufen müssen, um sich für die Paralympischen Spiele im kommenden August in der japanischen Hauptstadt Tokio zu qualifizieren. Am Ende allerdings fehlte dem 28-jährigen 100-Meter-Sprinter aus Witten ein Wimpernschlag - genauer gesagt 0,07 Sekunden - für sein großes Ziel, beim weltweit größten Sportevent dabei sein zu dürfen. Doch er gibt die Hoffnung nicht auf, die Qualifikation noch zu schaffen. Eine Chance gibt’s für Böttger schon am kommenden Wochenende quasi gleich vor der Haustür.
Bei der Europameisterschaft in Polen reichten die exzellenten 10,94 Sekunden des schnellen Sprinters am Ende nur zu einem vierten Rang im Klassement, um Haaresbreite am Podestplatz vorbei. Trotz des ernüchternden Ergebnisses blickt Marcel Böttger insgesamt auf einen gelungenen Wettkampf zurück. „Eigentlich lief alles ganz gut, ich hatte ja schon vorher vermutet, dass es vermutlich schwer werden würde, die Norm schon in Polen zu schaffen“, so Böttger. Die Zurückhaltung des sehbehinderten Physiotherapeuten, der in einer Wittener Praxis angestellt ist, rührt aus einer Corona-Infektion, die er sich im Frühjahr eingefangen hatte.
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Nächster Wettkampf am Samstag in Dortmund
„Das hat meine Vorbereitung auf jeden Fall stark beeinträchtigt. Nach der Infektion im Februar konnte ich mehrere Wochen nicht richtig trainieren, weil mir die Luft gefehlt hat“, erklärt er. Trotzdem sei es nun „natürlich ärgerlich“, dass es so knapp nicht mit der erhofften Erfüllung des großen Traums vom Start in Tokio geklappt hat.
Die Gründe für das verpasste Ziel hat der 28-Jährige bereits ausgemacht: „Im Finale haben die Nerven nicht richtig mitgespielt. Ich war etwas zu nervös und bin dann schlecht gestartet. Da gibt es auf jeden Fall noch Steigerungspotenzial“, erklärt er. Die letzte Hoffnung auf einen Start in Tokio hat der Wittener jedoch noch längst nicht aufgegeben: Am kommenden Samstag steht in Dortmund ein weiterer Wettkampf an, bei dem sich Böttger für Tokio qualifizieren kann. „Da bin ich eigentlich ganz optimistisch, dass es mit der Erfüllung der Norm klappen kann. Ich weiß mit meinem Guide Alexander Kosenkow genau, woran wir arbeiten müssen, und dann denke ich, kann das noch klappen“, so der Sprinter.
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Böttger wegen Paralympics-Startplatz zuversichtlich
Und selbst, wenn Marcel Böttger sich dort nicht um die erforderliche Winzigkeit von 0,07 Sekunden steigern kann, bliebe für ihn noch eine dann wirklich allerletzte Chance: Am 25. Juni wird ein weiterer Leichtathletik-Wettkampf in Leverkusen ausgetragen, bevor sich das Zeitfenster für die Erfüllung der paralympischen Norm am 26. Juni endgültig schließt. „Ab da geht dann nichts mehr. Am besten wäre es natürlich, wenn ich jetzt am Wochenende in Dortmund schon die erforderliche Zeit laufen könnte. Ich bin auf jeden Fall zuversichtlich“, lässt sich Böttger von der in Polen verpassten Qualifikation für die Paralympischen Spiele nicht aus der Bahn werfen.