Sparkill/New York (USA). Seit Februar studiert Hanna Jung (SG Triathlon Witten) in den USA. Dort macht sie sich fit für die Bundesliga und träumt von einem Olympia-Start.

Sich mal eben ins Auto oder in den Zug setzen und zu den Eltern ins heimische Müsen im Siegerland fahren - das geht für Nachwuchs-Triathletin Hanna Jung vom Bundesliga-Team der SG Triathlon Witten nun nicht mehr so einfach. Die 19-Jährige hat sich nämlich zu Beginn dieses Jahres dazu entschlossen, ein Sport-Stipendium in den Vereinigten Staaten anzutreten. Wenn sie nun aufs Rad zu den täglichen Trainingstouren steigt, dann blickt sie der Skyline von New York entgegen.

„Die USA waren für mich schon immer ein Traum“, sagt Hanna Jung, in deren Worten auch ein paar Wochen nach ihrem Flug über den Atlantik noch eine Menge Begeisterung mitschwingt. Natürlich muss eine solch wichtige Entscheidung erstmal eine Weile reifen - von jetzt auf gleich lässt sich das nicht regeln. „Es ist schon ein ziemlich großer Schritt, wo jeder Punkt stimmen muss“, sagt die selbstbewusste junge Frau, die seit etwas mehr als einem Jahr für den Wittener Erstligisten startet, zuvor im Trikot des Erstliga-Serienmeisters TV Buschhütten Triathlon-Wettkämpfe bestritt.

In sportlich schwieriger Zeit viel gelernt

Drei Jahre lang besuchte Hanna Jung das Sportinternat in Essen, machte 2020 ihr Abitur am Helmholtz-Gymnasium. „Irgendwann nach dem Abschluss an der Schule musste ich dann für mich die Frage beantworten: Will ich weiter Triathlon machen?“, so die 19-Jährige, die ursprünglich mit dem Schwimmen begann, dort schon auf einem ziemlich guten Weg war, sich dann aber dazu entschied, auch noch Radfahren und Laufen in ihre sportliche Vita einzubauen - und das auf entsprechend hohem Niveau.

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Hanna Jung fasste schließlich den Entschluss, dass ihre bisherige Triathlon-Laufbahn, in der sie es immerhin schon zur Teilnahme an Bundesliga-Wettkämpfen gebracht hatte, noch längst nicht ihr Ende erreicht haben sollte. „Ich habe dann in 2020 auch wieder richtig gut trainiert, kam so wieder aus meinem zwischenzeitlichen Loch heraus. Damals habe ich viel über mich gelernt“, sagt die junge Frau, die sich durchaus im Klaren darüber ist, wohin sie ihr Weg führen soll.

Sport-Stipendium unweit vom „Big Apple“

Erst einmal ging es also über den großen Teich. Nach reiflicher Überlegung entschied sich Hanna Jung gegen ein Studium an der Sporthochschule in Köln bzw. gegen die Sportfördergruppe der Bundeswehr, die ebenfalls Optionen hätten sein können. „Ich habe mich übers Internet ausführlich über die Möglichkeiten eines Stipendiums informiert“, sagt Jung. Als sie sich eingehend mit dem Sport-Stipendium in der Nähe von New York, am St. Thomas Aquinas College, befasst hatte, „da war ich schon ziemlich geflasht“. Dort, läppische 20 Minuten vom „Big Apple“ entfernt, einer der aufregendsten Metropolen überhaupt, konnte sie sich wieder voll auf den Triathlonsport stürzen.

Ihr Studium in Sportmarketing und Management absolviert Hanna Jung am St. Thomas Aquinas College.
Ihr Studium in Sportmarketing und Management absolviert Hanna Jung am St. Thomas Aquinas College. © hanna jung

„Eine Vermittlerfirma hat dann das Formelle in die Hand genommen“, so Hanna Jung. Über eine Internet-Plattform wurde ein genaues Profil des sich bewerbenden Sport-Talents erstellt - „danach haben sich dann die Trainer direkt bei mir gemeldet.“ Letztlich stand die 19-Jährige dann nur noch mit der Uni sowie mit den potenziellen Trainern in Kontakt, danach schrieb sie ihre Bewerbung um ein Studium in Sportmarketing und Management. „Die finale Zusage mit der Zulassungs-Bestätigung kam dann im Januar“ - und nur ein paar Wochen später stand Hanna Jung mit gut 60 Kilo Gepäck, reichlich Handgepäck und einem sperrigen Radkoffer auf dem New Yorker Flughafen. „Das war schon alles ziemlich aufregend, auch wenn ich danach erstmal fünf Tage in Quarantäne musste, ein Extra-Zimmer bekam“, so Jung, die sich wünscht,

irgendwann bei Olympia starten

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    zu können.

    Rundum-Betreuung für kleine Trainingsgruppen

    Allzu lange gibt es das Triathlon-Team am St. Thomas Aquinas College noch gar nicht. „Drei Jahre etwa“, sagt die junge Sportlerin, „die Idee zu dieser Mannschaft ist aus dem Bereich Leichtathletik hervorgegangen.“ Ihre Hochschule sei, so viel hat Hanna Jung zügig herausgefunden, „eine richtig schöne, kleine, private Uni - hier herrschen eher familiäre Bedingungen, der Campus ist nicht zu überlaufen. Hier kennt irgendwie ziemlich schnell jeder jeden.“ Entsprechend optimal seien auch die Trainingsmöglichkeiten. „Jede Trainingsgruppe besteht aus zehn Sportlern, hinzu kommen Physiotherapeuten, auch Ärzte sind hier vor Ort.“ Beim Schwimmen gebe es wegen der Corona-Pandemie bisweilen Einschränkungen, aber vor allem fürs Radfahren seien die Bedingungen hervorragend, wie die Triathletin versichert.

    „Irgendwie ist hier wirklich alles wie in diesen Klischee behafteten Filmen über die Colleges, die man so kennt“, sagt Hanna Jung. In diesem Monat wird sie aber erstmal wieder zurückfliegen in die Heimat. „Bis August bleibe ich dann wohl in Deutschland“, sagt die Triathletin. Sie hofft, dass dann auch Wettbewerbe in der Triathlon-Bundesliga stattfinden können. „Auf die kann ich mich jetzt gezielt vorbereiten.“ Im vorigen Jahr gab’s wegen Corona nur einen Erstliga-Wettkampf in Saarbrücken, dazu ein Radrennen auf einer Internet-Plattform und für Hanna Jung diverse Laufwettbewerbe. Da darf es in 2021 für die Stipendiatin aus den Staaten, die dort mittlerweile ihren Traum lebt, ruhig ein wenig mehr sein.