Witten. Als Volleyballerin bei der DJK BW Annen muss Lena Russak während der Corona-Pandemie pausieren, in ihrem Beruf steht sie derweil im Rampenlicht.
Als Landesliga-Volleyballerin der DJK Blau-Weiß Annen gilt für Lena Russak seit Monaten die triste Corona-Zwangspause, durch die der gesamte Amateursport ein Schattendasein führt. Im Rampenlicht steht dagegen der Bereich, in dem die 28-Jährige beruflich tätig ist: Sie bildet an der Pflegeschule der St.-Elisabeth-Gruppe in Herne Pflegekräfte aus.
„Klar, durch Corona hat die Pflege viel Aufmerksamkeit bekommen“, sagt Lena Russak, „entscheidend wird aber sein, ob das langfristig so bleibt.“ Für Pflegekräfte im Krankenhaus, das weiß sie aus eigener Erfahrung, sind vor allem ein guter Personalschlüssel und eine zuverlässige Dienstplanung wichtig. Kürzlich, also mitten in der Pandemie, hat sie als junge Dozentin der Pflegeschule „ihren“ ersten Kurs mit 30 Krankenpflegehelferinnen und -helfern durch die Prüfung gebracht. Die Absolventen, die sie teilweise auch virtuell unterrichtet hat, waren zwischen 16 und 45 Jahre alt.
Zoom-Training via Internet kein Ersatz für normale Einheiten
Der Sport als Ausgleich fehlt Lena Russak indes enorm. Normalerweise trainiert die Wittenerin dreimal pro Woche in der Halle. Doch seit fast einem halben Jahr sieht sie ihre Teamkameradinnen nur beim gemeinsamen Zoom-Training vor dem Computer-Bildschirm. Monatelang kein Volleyball spielen – für sie und ihre Mitspielerinnen, alle mit einem gesunden sportlichen Ehrgeiz ausgestattet, bedeutet das einen herben Einschnitt. „Für mich hat die Mannschaft durch die lange Pause einen noch höheren Stellenwert bekommen“, meint Lena Russak mit Blick auf das eingeschworene Annener Team, das mit dem Slogan „BWA - ein Leben lang!“ in den sozialen Medien unterwegs ist.
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Sowohl zur sportlichen Leidenschaft als auch zum ausfüllenden Beruf fand sie über einen Umweg. Ein Studium der Ingenieurswissenschaft brach sie ab. Entscheidender Wegweiser wurde ihre Ausbildung zur Rettungshelferin. Lena Russak fuhr danach mit im Rettungsdienst, begleitete Krankentransporte und Notfall-Einsätze. Aufgrund dieser Erfahrung entschloss sie sich zum dualen Studium der Pflegewissenschaften in Bochum.
Von der Krankenpflegerin zur Ausbilderin
Parallel dazu lief ihre Ausbildung zur Krankenpflegerin in der St.-Elisabeth-Gruppe, zu der auch das Marien-Hospital gehört. Als examinierte Krankenpflegerin arbeitete sie in dem Wittener Krankenhaus auf der Station für Innere Medizin bis Ende 2020. Dann bekam sie die Chance, als Dozentin an der Pflegeschule der St.-Elisabeth-Gruppe Nachwuchs-Pflegekräfte auszubilden. Das reizte sie enorm.
Lena Russak war zehn Jahre alt, als eine Freundin sie zum Volleyballtraining mitnahm. Schwimmen, Leichtathletik, Taekwondo und Fußball – das alles hatte sie vorher vergeblich ausprobiert. Beim Volleyball gefiel ihr es auf Anhieb richtig gut. Ihr Werdegang ist typisch für die Volleyball-Abteilung von BW Annen, die großen Wert auf nachhaltige Jugendarbeit legt: Aus der kleinen Lena, die schrittweise pritschen und baggern lernte, wurde eine gestandene Spielerin, deren Markenzeichen wuchtige Angriffsschläge sind.
Kapitänin im Landesliga-Damenteam von Blau-Weiß
Heute ist sie Kapitänin des ersten Damen-Teams, das einen beachtlichen Aufstieg hingelegt hat: vom Abstiegskandidaten in der Kreisliga zum etablierten Landesligisten. Die Geduld und Beharrlichkeit, die auf diesem Weg gefragt waren, zeigt Lena Russak auch als Dozentin gegenüber ihren Pflegeschülern. Natürlich hatte sie ein wenig Lampenfieber, als sie erstmals vor einer Klasse stand. Doch das ging schnell vorbei. „Ich habe gemerkt, dass ich Fragen fachlich korrekt beantworten kann“, berichtet die 28-Jährige.
Angehenden Pflegehelfern vermittelt sie während der einjährigen Ausbildung Basis-Fähigkeiten wie Puls- und Blutdruckmessen oder die fachgerechte Unterstützung von Patienten bei der Körperpflege. Ein viel breiteres medizinisches Wissen steht auf dem Lehrplan angehender Krankenpfleger. Drei Jahre dauert ihre Ausbildung, zum Lernstoff gehören neben dem reinen Fachwissen auch Empathie und Selbstreflexion – Fähigkeiten, die auch in einem Teamsport wie Volleyball nützlich sind. Sicher ist, dass Lena Russak in zwei Wochen einen neuen Kurs mit angehenden Krankenpflegerinnen und -pflegern übernimmt. Unklar bleibt, wann sie wieder zum Volleyballtraining in die Halle darf. Die Hoffnung darauf hat sie – allerdings unter einer entscheidenden Voraussetzung: „Wenn alle verantwortungsvoll mit der Corona-Situation umgehen.“