Bochum/Witten. Das TZ Bochum/Witten zieht sich mit seinem Team aus der 3. Turn-Bundesliga zurück. Corona hinterlässt Spuren: Zwei Sponsoren springen ab.
Die Corona-Pandemie hinterlässt nun auch im Sport immer mehr ihre Spuren. Tagtäglich ist von „Notbremsen“ die Rede, die gezogen werden müssten. Zu eben solcher greift man nun auch bei den Verantwortlichen des Turnzentrums Bochum/Witten, welche das Startrecht für die Mannschaft in der 3. Bundesliga jetzt zurückgegeben haben.
„Unser Vorhaben mit einem Start unserer Turner in der DTL-Saison 2021 ist ausgeträumt“, verkündete jetzt Bundesliga-Koordinator Peter Dekowski. Der zweite Vorsitzendes des Turnzentrums macht die Folgen der Corona-Pandemie für das Aus in Liga drei verantwortlich. In Absprache mit Benedikt Sand und Jan Felix Irrgang kam Dekowski zu der Entscheidung, sich im Seniorenbereich aus dem Leistungssegment zurückzuziehen.
Größter Erfolg war Aufstieg in die 2. Bundesliga 2017
„Wir haben seit 2012 viele erfolgreiche Jahre in der Deutschen Turnliga gehabt, waren zweimal Nordmeister und sind 2017 in die zweite Bundesliga aufgestiegen“ so Dekowski. Seinerzeit hatte man um den ehemaligen georgischen Nationalturner und heutigen TZ-Nachwuchstrainer Shalva Dalakishvili sowie Team-Kapitän Jannis Darvish eine starke Mannschaft aufgebaut.“ Die Hoffnung, ab 2018 in der 3. Liga mit der Konkurrenz mithalten zu können, seien bald von der Realität eingeholt worden. Schon die Saison 2019 habe erste negative Tendenzen gezeigt. Zu dem kam es vereinsintern zu Unstimmigkeiten nach der Trennung von Trainer von Trainer Thomas Schlüter - in den Augen von Peter Dekowski war dieser Entschluss im Nachhinein ein Fehler.
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Danach habe es keine optimale Vorbereitung gegeben, Trainingsdefizite führten gleich zu etlichen Niederlagen - nur mit Glück konnte man die Klasse halten. Das TZ-Team hatte man seinerzeit mit etlichen Gastturner aus Bonn, aus den Niederlanden oder vom KTV Ruhr-West aufgefüllt. Zum Jahresende verletzte sich dann noch Top-Scorer Artur Sahakyan (Mülheim) schwer - ein neuerlicher Rückschlag.
Hoffnung liegt jetzt auf dem Nachwuchsteam
Die Saison 2020 stand dann schon unter dem Einfluss der aufkommenden Pandemie. Darüber hinaus verlor das Turnzentrum mit Patrik Werner (beruflich nach Niedersachsen) erneut seinen Trainer. Nachfolger Eric Hinrichs, der seinen talentierten Sohn Eric Lloyd als Top-Scorer mit einbrachte, sollte die Trendwende einleiten. Doch infolge von Corona war daran nicht zu denken. Hinzu kamen die Absagen der Turner aus den Niederlanden. Nach der herben Auftakt-Niederlage gegen Oberhausen verzichtete man auf den Start in Hösbach - wenig später wurde die Drittliga-Saison ohnehin abgebrochen.
Auch die finanziellen Rahmenbedingungen für einen Platz in der DTL-Bundesliga waren zuletzt arg limitiert. „In den letzten Jahren mussten wir mit dem geringsten Budget aller Teams auskommen“, lässt Dekowski wissen. Alle Bemühungen, Unternehmen aus der Region als Förderer zu gewinnen, schlugen fehl. „Hier liegt der Fokus nun mal vor allem auf dem Fußball“, sagt Peter Dekowski. Pandemiebedingt verlor man 2020 zwei weitere Sponsoren - die Krise führte nun mal auch zu wirtschaftlichen Rezessionen. „Dennoch sehen wir etwas Licht am Horizont, denn unsere erfolgreichen Jugendturner haben in der DTL-Nachwuchs-Bundesliga im vorigen Jahr den zweiten Rang belegt“, so das TZ-Vorstandsmitglied.
Hinrichs und Sahakyan turnen in diesem Jahr für SKV Siegerland
Die Trainer Shalva Dalakishivili (TZ Bochum/Witten) und Jozsef Kakuk (KTV Ruhr-West) hätten nun den Auftrag, in den nächsten zwei, drei Jahren die jungen Turner in Richtung dritte bzw. zweite Bundesliga zu führen. „Die positive Entwicklung bei Berkay Sen, Florian Grela, Nikita Prohorov, Florian Krahn und Matthias Kreuz sollte uns Hoffnung machen, dieses Ziel zu erreichen.“ Aktuell richtet sich die Konzentration auf den Saisonstart der Talente am 1. Mai im heimischen Bochumer Turnzentrum. Ob sich das realisieren lässt, müsse die weitere Entwicklung in Sachen Corona zeigen.
Die beiden Top-Scorer des TZ Bochum/Witten, Eric Loyd Hinrichs und Artur Sahakyan, werden in diesem Jahr für Zweitligist SKV Siegerland turnen. Sollten die Sportstätten zeitnah für den Liga- und Wettkampfbereich wieder geöffnet werden dürfen, hofft der Verein auch auf das Engagement verdienter Turner wie Lukas Herich und Tim Barela. „Bis dahin wünschen wir uns, dass sich die finanziellen Rahmenbedingungen wieder verbessern. An Konzepten und Ideen soll es nicht scheitern. Wir geben die Hoffnung nicht auf“, gibt sich Peter Dekowski kämpferisch.