Riva del Garda (I). Sechs Tage lang dauerte die kraftraubende Transalp-Tour, die Judo-Ass Sarah Mäkelburg (SU Annen) mit drei Kolleginnen absolviert hat.

Ausdauer für den harten Kampf im Duell Eins-gegen-eins kann man ja als Spitzensportler eigentlich nie genug haben. Davon kann auch die Wittenerin Sarah Mäkelburg, die zum Aufgebot der Judo-Nationalmannschaft gehört, aus ihrer reichhaltigen Erfahrung ein Liedchen singen. Dass man sich als Judoka allerdings die Kondition über eine schweißtreibende Mountainbike-Tour durch die Alpen holt, das war auch für die langjährige Kämpferin der Sport-Union Annen völliges Neuland.

„Wir hatten erst eine Woche lang ein Trainingslager in Kienbaum. Da stand viel Judo-spezifisches Training auf dem Programm und das war schon ziemlich anstrengend“, berichtet die 23-Jährige. Im Anschluss daran sollte vor Ort auch ein Konditions-Lehrgang stattfinden - doch da hatte die Wittenerin gemeinsam mit drei weiteren Kaderathletinnen andere Pläne, die rein gar nichts gemein hatten mit den üblichen Einheiten. „Wir haben uns aus der Bibliothek Bücher ‘rausgesucht und uns dann in der Runde zu Hause eine Tour ausgeguckt, die wir gemeinsam mit den Fahrrädern bewältigen wollten“, berichtet Mäkelburg.

Lieber ‘raus in die Natur statt in Kienbaum zu rackern

Der Entschluss war schnell gefasst, ‘rauf in die Berge sollte es gehen. „Wir haben dann an den jeweiligen Orten online die Hütten gebucht und waren startklar“, so die Wittenerin. Neben ihr gehörten zu der illusteren sportlichen Reisegruppe auch Maike Ziech sowie die beiden Olympia-erfahrenen Judoka Laura Vargas-Koch und Miryam Roper , die international inzwischen für Panama auf die Matte geht.

Immerhin war ja die Aussicht immer ganz nett: Die Judo-Sportlerinnen hatten nach ihrer strapaziösen Mountainbike-Reise eine Menge zu erzählen.
Immerhin war ja die Aussicht immer ganz nett: Die Judo-Sportlerinnen hatten nach ihrer strapaziösen Mountainbike-Reise eine Menge zu erzählen. © miryam roper

Bevor es vor ein paar Monaten wieder so richtig beginnen konnte mit dem speziellen, regulären Judo-Training, waren auch so zielstrebige Top-Sportler wie Sarah Mäkelburg aufgrund der Corona-Pandemie in ihren Möglichkeiten arg eingeschränkt. „Die Hallen waren ja anfangs überall dicht, Turniere wurden reihum abgesagt“, erinnert sich die SUA-Athletin. „Da habe ich dann auch viel zu Hause trainiert. In Sachen Kondition und Kraft konnte man ja auch für sich allein einiges tun.“ Erst danach ging es wieder nach und nach in Kleingruppen am Olympia-Stützpunkt in Köln zur Sache.

410 Kilometer und mehrere Tausend Höhenmeter bewältigt

Mitte August allerdings ging es ‘raus in die freie Natur. Von Oberstdorf im Allgäu aus startete die aufregende, körperlich enorm fordernde Reise des Judo-Quartetts. „Wir hatten insgesamt sechs Tage, an denen wir auf den Rädern gesessen haben“, berichtet Mäkelburg. „Das war einfach mal was ganz anderes, mal ‘rauszukommen und etwas auszuprobieren, was noch keine von uns vorher gemacht hatte.“ Hier und da mal ein paar Meter daheim mit dem Rad - das war den Kämpferinnen nicht fremd. Aber eine solche transalpine Herausforderung mit 410 Kilometern über teils unwägbares Gelände, noch dazu mit mehreren Tausend Höhenmetern, das war ziemlich anspruchsvoll.

Wieder eine Etappe geschafft: Sarah Mäkelburg hatte Glück, konnte sich jederzeit auf ihr Material verlassen.
Wieder eine Etappe geschafft: Sarah Mäkelburg hatte Glück, konnte sich jederzeit auf ihr Material verlassen. © laura vargas-koch

Mit dem Wetter jedenfalls hatten Mäkelburg, Ziech, Roper und Laura Vargas-Koch (Olympia-Dritte von Rio de Janeiro 2016, die inzwischen nach dem zweiten Kreuzbandriss ihre internationale Karriere an den Nagel gehängt hat) ziemliches Glück. „Wir sind nur zweimal nass geworden, einmal setzte es ein deftiges Gewitter“, erinnert sich die Wittenerin. Körperlich jedenfalls sei die Klettertour auf zwei Rädern „eine ganz andere Beanspruchung gewesen. Ich hätte aber nicht gedacht, dass wir das so gut hinbekommen.“

Verdiente Erholung am Gardasee

Zum Teil saßen die vier Freundinnen auf ihrem Weg von Deutschland über Österreich und die Schweiz hin nach Italien zum Zielort in Riva del Garda neun, zehn Stunden pro Tag im Sattel. Wo es abseits der üblichen Wege gar nicht anders ging, mussten die Räder auch mal geschoben werden. Das Material hatte ebenso wie die Fahrerinnen einiges auszuhalten - „wir hatten aber nur einmal einen Speichenbruch. Mit Glück haben wir das in einer kleinen Werkstatt repariert bekommen“, so Mäkelburg.

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Nach der denkwürdigen Transalp-Tour mit 1200 Höhenmetern täglich, die die Athletinnen bisweilen an ihre körperlichen Grenzen brachten, blieben Sarah Mäkelburg und Laura Vargas-Koch noch ein wenig am noblen Gardasee - ein wenig Erholung muss ja auch mal sein. Zumindest haben die Judo-Ladys nun wieder Kraft getankt für die kommenden Aufgaben. „In der ersten September-Woche steht der nächste DJB-Lehrgang an, danach geht das etwa im vierwöchigen Rhythmus so weiter“, berichtet Sarah Mäkelburg. Wann sie wieder ein Judo-Turnier bestreiten wird, das steht noch in den Sternen. „Seit Februar habe ich keinen Wettkampf mehr gemacht“, sagt die 23-Jährige. Mit ihrem aktuellen Club TSG Backnang könnte sie am 11. Oktober zumindest beim Bundesliga-Turnier antreten. Konditionell macht ihr nach der Mountainbike-Tortur zumindest so schnell keiner was vor.